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Heftiger Streit um den Schnee von morgen

Heftiger Streit um den Schnee von morgen

Winterberg/Berlin. 

Der Klimawandel wird in den nächsten Jahren den Wintersport in den deutschen Skigebieten stark einschränken. Bei einem Temperaturanstieg von zwei Grad sei bundesweit nur noch jedes zehnte Skigebiet schneesicher. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen hervor, die sich mit den Folgen des Klimawandels für den Wintertourismus in deutschen Alpen- und Mittelgebirgsregionen befasst. Bereits heute seien 50 Prozent der Skigebiete auf künstliche Beschneiung angewiesen. Gleichzeitig stellt die Bundesregierung aber fest, dass in den Mittelgebirgen Sauerland, Harz, Rhön, Thüringer Wald und Fichtelgebirge „keine signifikanten Änderungen der natürlichen Schneesicherheit“ registriert worden seien.

Michael Beckmann, Tourismusdirektor in Winterberg, ist verärgert darüber, wie die Politik in Berlin mit dem Thema umgeht. „Es wird so getan, als ob wir die letzten Jahre verschlafen hätten.“ Der 51-Jährige erinnert daran, dass mehr als 100 Millionen Euro in den vergangenen zehn Jahren in den Wintersport investiert worden seien. „Nur zur Erinnerung, das waren private Mittel und mitnichten Steuergelder.“

Die losgetretene Lawine über das Aus deutscher Skigebiete wurmt auch Liftbetreiber Christoph Klante. „Hier geht es offensichtlich um Ideologie. Zu viele Leute in Berlin zerbrechen sich unseren Kopf, dabei haben wir in Europa derzeit doch ganz andere Probleme.“ Meinolf Pape, Sprecher des Skiliftverbandes Sauerland, spricht von „Unverfrorenheit“ angesichts widersprüchlicher Aussagen in der Antwort der Bundesregierung. Auf der einen Seite werde zwei Dritteln deutscher Skigebiete die Zukunft abgesprochen, auf der anderen Seite schreibe der Monitoringbericht 2015 zur Schneesicherheit in den Jahren 1970 bis 2012, dass keine signifikanten Änderungen natürlicher Schneesicherheit registriert worden seien. Pape: „Die Politiker wissen nicht, worüber sie sprechen.“

So weit will Thomas Weber, Geschäftsführer vom Sauerland-Tourismus, nicht gehen. Seiner Ansicht nach haben sich die Urlaubsabsichten stark gewandelt. „Die Leute wollen eine Auszeit nehmen. Mit Schnee ist es schön, aber ohne ist es auch ein Gewinn.“