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Bandidos-Bosse sollen in der Fleischindustrie mitmischen

Bandidos-Bosse sollen in der Fleischindustrie mitmischen

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Foto: dpa
Der Rockerclub Bandidos ist wohl nicht nur im Rotlichtmileu, sondern auch in der Fleischbranche aktiv. Der Präsident der Bandidos Steinfurt soll einen Schlägertrupp beauftragt haben, Billigarbeiter eines Kühlhauses in Neuenkirchen zu vertreiben, weil sie ausstehenden Lohn eingefordert hätten.

Neuenkirchen. 

Der Rockerclub Bandidos sucht sich anscheinend neue Tätigkeitsfelder. Wenn man die Motorrad-Gang sonst eher im Rotlichtmilieu ansiedeln würde, scheint sie nun auch in der Fleischindustrie mitmischen zu wollen. Ulf Küch vom Bund Deutscher Kriminalbeamter bestätigte dem ARD-Magazin Report Mainz, dass sich die Rocker in der Fleischbranche ansiedeln würde – als Subunternehmer, die Mitarbeiter für Schlachthöfe bereit stellten.

Vor allem aus Rumänien kämen die Männer, die täglich an den Kadavern Tausender Tiere in einem Kühlhaus in Neuenkirchen arbeiten, um sie zu Würstchen und Fleisch zu verarbeiten, heißt es in dem Bericht. Als das Gehalt ausgeblieben sei, hätten die Arbeiter den Aufstand geprobt. Prompt seien laut dem ARD-Magazin Männer mit Baseball-Schlägern angerückt, die den Werkvertraglern Gewalt androhten, um sie zu vertreiben – dabei sei es ausstehende Löhne gegangen.

Präsident der Bandidos Steinfurt wegen Nötigung angeklagt

Der Präsident der Steinfurter Bandidos und zwei weitere Männer seien von der Staatsanwaltschaft wegen Nötigung beim Amtsgericht Rheine angezeigt worden. Äußern wollten sie sich nicht zu den Vorwürfen, da zurzeit das Strafverfahren noch läuft. Einer ihrer Anwälte betonte aber im Gespräch mit dem ARD-Magazin, dass die beruflichen Aktivitäten seines Mandanten nichts mit dessen Rocker-Dasein zu tun habe.

Die Rockerclubs fallen immer wieder negativ auf – Drogen, Waffen, Schießereien, ab und an eine neue Kneipe im Rotlichtviertel – die Bandidos sorgen häufig oft selbst für ihr schlechtes Image.

Nun sollen sie also auch noch beim Geschäft mit Werkvertragsarbeitern mitmischen. Ein zwielichtiges Geschäft: Nicht nur dass die Arbeiter aus Osteuropa häufig wenig Geld bekommen für den Knochenjob, den sie leisten – viele leben auch in ständiger Angst, dass ihnen entweder überhaupt kein Geld bezahlt wird oder sie kurzfristig entlassen werden.

Geschäftsführer der Fleischereien wissen angeblich nichts von den Rockern

Möglich wird eine solche Vorgehensweise durch Subunternehmen, die von den Fleischereien beauftragt werden, das Personal zu stellen. Eine weitere Spur ins Rocker-Milieu: Die Firma „Nordfrost“, mit Standorten unter anderem in Duisburg, Gelsenkirchen, Dortmund und Unna, arbeite, so wird berichtet, ebenfalls mit solchen Subunternehmen. In einem davon seien zwei führende Mitglieder der Bandidos Deutschland aus dem Ruhrgebiet Gesellschafter. „Nordfrost“-Geschäftsführer Horst Bartels bestreitet, die Verbindung zu kennen. „Ja, also ich kann die Bandidos nicht einschätzen und will mir über die Bandidos kein Urteil erlauben, aber es überrascht mich eben ausgesprochen. Und das entzieht sich meiner Kenntnis, dazu kann ich nichts sagen, das habe ich bisher nicht gewusst“, sagte er gegenüber dem „Report Mainz“.

Im Übrigen klang die Stellungnahme der Geschäftsführung aus Neuenkirchen genauso. Mit einem weiteren Zusatz: „Das werden wir abstellen“.