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Ausgesetzte Schildkröten besiedeln Seen

Ausgesetzte Schildkröten besiedeln Seen

An Rhein und Ruhr. 

Erst sind sie klein und niedlich – dann passen sie plötzlich nicht mehr ins Terrarium und enden in den Seen, Teichen und Tümpeln des Ruhrgebiets. Die Rede ist von nordamerikanischen Schmuckschildkröten, zu denen die Rotwangen-, Gelbwangen- oder Buchstabenschildkröten gehören. Sie werden zwischen 20 und 40 Zentimetern groß und leben lange: „Sie können 50 Jahre alt werden, und das Gros kommt über den Winter“, sagt Peter Schütz vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW.

An den heimischen Seen werden sie allmählich zur Plage. Sie vermehren sich zwar noch nicht nachweislich, da es hierzulande früh zu kühl wird, aber jedes Jahr kommen neue hinzu – ehemalige Haustierchen von Privatpersonen.

Ausgesetzte Exemplare findet man unter anderem im Essener Schlosspark, im Düsseldorfer Hofgarten oder in den Gewässern des Oberhausener Kaisergartens.

„Ein, zwei Wasserschildkröten sind im Parkteich noch keine Bedrohung“, sagt Schütz, „aber wenn viele da sind werden Kaulquappen, Jungfische und Larven gefressen“.

Im Teich des Dortmunder Rombergparks hat die Population der Wasserschildkröten nun solche Ausmaße angenommen, dass diese an Privatpersonen abgegeben werden. Hier haben die illegal ausgesetzten Tierchen bereits alle tropischen Wasserpflanzen abgegrast. „Auch im Rodenbergpark in Dortmund-Aplerbeck leben so 40 bis 50 Schildkröten“, betont Christina Farke von der Schildkrötenhilfe „TestuDo“ (Dortmund). In Duisburg darf der Förster auch mal auf die Tierchen schießen, in Bochum werden mittlerweile Fallen aufgestellt, um sie zu fangen und in den Tierpark zu bringen.

„Ich sehe Aktionen wie in Dortmund kritisch“, erklärt Randolph Kricke vom Amt für Umwelt und Grün in Duisburg. Die Schildkröten würden gratis abgegeben und landeten, seiner Meinung nach, häufig wieder in regionalen Gewässern: „Die Tiere gehören hier einfach nicht hin. Die Haltung ist schwer.“

Für ein Handelsverbot

Auch Schütz sieht die Anschaffung der Reptilien kritisch: „Baby-Schildkröten werden für fünf bis zehn Euro gekauft, wenn das Kind lange genug quengelt.“ Dass die Tiere bald groß werden, viel Dreck machen, sodass das Terrarium einmal pro Woche sauber gemacht werden muss, würden viele nicht bedenken. „Ich bin für ein Handelsverbot, da die Tiere oft falsch gehalten werden“, fordert Kricke. Außerdem sollte es in NRW mehr Auffangstationen geben.

Wer sich dafür entscheidet, ausgesetzte Schildkröten im eigenen Gartenteich zu halten, sollte ein umzäuntes Gelände und ein ausreichend großes Gewässer haben. Auch das Terrarium sollte genügend Platz bieten. Heute findet um 18.30 Uhr im Café Orchidee im Dortmunder Rombergpark eine Info-Veranstaltung über die artgerechte Haltung statt. Die Abgabe der Tiere erfolgt dort Samstag und Sonntag.