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Sturmschäden in Kommunen in dreistelliger Millionenhöhe

Sturmschäden in Kommunen in dreistelliger Millionenhöhe

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Aufräumarbeiten nach dem Unwetter in Duisburg Foto: Stephan Eickershoff
Der Pfingststurm „Ela“ hat Tod und Verwüstung in NRW verursacht. Nach ersten Schätzungen belaufen sich die Schäden in den NRW-Kommunen auf 220 Millionen Euro. Es werde aber noch deutlich teurer, glaubt die Landesregierung – weil viele ihre Schäden noch nicht gemeldet hätten.

Düsseldorf. 

Der schwere Pfingststurm „Ela“ hat in den nordrhein-westfälischen Kommunen nach ersten Schätzungen einen Schaden von 220 Millionen Euro verursacht. Es sei aber von einer deutlich höheren dreistelligen Millionensumme auszugehen, weil viele ihre Schäden noch nicht gemeldet hätten, sagte Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Donnerstag im Landtag in einer ersten Zwischenbilanz. Er versprach schnelle Landeshilfen. Sechs Menschen starben an den Folgen des Unwetters vor gut drei Wochen. Zudem seien 98 Menschen verletzt worden, davon 17 Einsatzkräfte. „Ela“ hatte vor allem in NRW, Hessen und Niedersachsen gewütet.

Zerstörte Bäume und Neuanpflanzungen machen Jäger zufolge den höchsten Schadensposten aus. Um die Landesmittel gerecht zu verteilen und „Überzahlung“ zu vermeiden, plädiere er für ein Berechnungsverfahren wie beim Orkan „Kyrill“ 2007. Grundlage könne demnach der „gefallene Festmeter Holz“ sein – in der Annahme, dass dort, wo viel Holzschaden angefallen ist, auch ein heftiger Schaden in der Infrastruktur vorliegt. Er wolle Indikatoren und Verfahren im Konsens mit den Kommunen festlegen.

Innenminister Jäger: Land kann nicht vollständig für Sturmschäden aufkommen

Zugleich stellte der SPD-Politiker klar: Das Land könne für die Schäden nicht vollständig aufkommen. Man prüfe, ob Hilfen aus dem Europäischen Solidaritätsfonds beantragt werden. Er sei aber nicht optimistisch, da hierfür Milliardenschäden vorliegen müssten.

Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) sagte trotz der gerade verhängten Haushaltssperre Landeshilfen aus dem Naturschutzetat zu, um zerstörte Alleen in den Städten wieder zu ersetzen. In den Wäldern seien nach Schätzungen 80.000 Festmeter geschädigt – bei „Kyrill“ seien es 15 Millionen gewesen. Die Baumschäden im Wald durch „Ela“ fielen Remmel zufolge nicht großflächig aus. Auch die Wiederaufforstung wolle das Land unterstützen – der Landesbetrieb werde Förderanträge zügig bearbeiten.

Die CDU kritisierte, das Land hätte schneller reagieren und sich auch ein Bild über die Schäden vor Ort machen müssen. Die Kommunen bräuchten unbürokratische Hilfe statt überflüssiger Ratschläge, sagte der energiepolitische Sprecher Thomas Kufen. Der Vorwurf von Grünen-Fraktionschef Reiner Priggen, einige Städte wollten „Kasse machen“ mit überzogenen Schadensmeldungen, sei völlig unangemessen. Die rot-grüne Regierung müsse die betroffenen Kommunen vor dieser Pauschalkritik in Schutz nehmen.

Auch die FDP kritisierte Priggens Äußerung als Ausdruck von Misstrauen gegenüber den Kommunen. Für diese „Frechheit“ müsse sich Priggen entschuldigen. Der Grünen-Fraktionschef hatte vor einigen Tagen erste Schadensmeldungen als „maßlos“ kritisiert, was die Städte prompt zurückwiesen.

Die Piraten forderten einen konsequenteren Klimaschutz, um solche verheerenden Wetterereignisse zu vermeiden. „Ela“ sei nur ein „Vorgeschmack“ gewesen.

An privaten Gebäuden und Autos hat „Ela“ laut Gesamtverband der Versicherer (GDV) in den betroffenen Bundesländern einen Schaden von 650 Millionen Euro verursacht. Damit handele es sich für die Sachversicherer um den „zweitteuersten Sommersturm der vergangenen 15 Jahre“ – nach dem Sturmtief „Andreas“ vom Juli 2013 mit 1,9 Milliarden Euro privater Sachschäden. (dpa)