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Die zehn größten Politiker-Pannen auf Twitter und Facebook

Die zehn größten Politiker-Pannen auf Twitter und Facebook

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Foto: WNM
Twitter und Facebook bieten Politikern völlig neue Möglichkeiten, mit dem Wähler in Kontakt zu treten. Doch die Dienste bieten auch ungeahnte Möglichkeiten für böse Fettnäpfchen. Ob verhängnisvolle Rechtschreibfehler oder verbale Grobheiten: Wir präsentieren die zehn größten Pannen.

Essen. 

Piratin Birgit Rydlewski versteht die Aufregung nicht. Die NRW-Abgeordnete hatte aus einer Parlamentsdebatte getwittert, dass sie müde sei und ins Bett wolle. Die politische Konkurrenz in Person von Parlaments-Vizepräsident Oliver Keymis (Grüne) empfahl ihr daraufhin relativ unverblümt, sich nach einem neuen Betätigungsfeld umzugucken: “ „Wenn sie sich hier langweilt, ist sie vielleicht am falschen Platz“, sagte Keymis über die Dortmunder Piratin, die seit Mitte des Jahres im Parlament sitzt.

Dabei ist Rydlewski keinesfalls die einzige, die sich beim Twittern die Zunge beziehungsweise die Finger verbrannt hat. Die Plattform, auf der Nutzer Kurznachrichten von maximal 140 Zeichen austauschen können, wird von vielen Politikern geschätzt, weil sie dort direkten Kontakt zum Wahlvolk pflegen können, ohne den Umweg über die Medien nehmen zu müssen. Manchmal scheinen Politiker allerdings zu unterschätzen, welche Dynamik ein scheinbar harmloser Tweet auslösen kann. Wir präsentieren die zehn größten Politiker-Pannen auf Facebook und Twitter.

„Sie können mich mal“ – SPD-Innenpolitiker tickt auf Facebook aus

Der SPD-Innenpolitiker Sebastian Edathy wurde von einem Fotojournalisten darauf angesprochen, dass er urheberrechtlich geschützte Fotos auf seiner Facebook-Seite verwende. Statt sich für den Hinweis zu bedanken, schlug Edathy dem Fotografen vor, doch Klage einzureichen. Als der Fotograf nachhakte, legte auch Edathy nach: „Sie können mich mal. Kreuzweise.“ Später löschte Edathy den Dialog – und die beanstandeten Bilder. Für eine Entschuldigung, erklärte er, sehe er keinen Grund. Die Angriffe seien politisch motiviert gewesen.

Julia Klöckner freut sich zu früh über den neuen Bundespräsidenten

Julia Klöckner, Oppositionschefin im rheinland-pfälzischen Landtag, hatte bei der Wahl des Bundespräsidenten 2009 offenbar Mitleid mit allen Fußballfans, die sich – solange der Ausgang der Wahl offen war – nicht auf das Geschehen auf dem Rasen konzentrieren konnten. Also twitterte sie: „Leute, ihr könnt in Ruhe Fußball gucken. Wahlgang hat geklappt.“ Blöd nur: Das Ergebnis, mit dem Horst Köhler zum Bundespräsidenten wurde, war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht offiziell bekannt. Kollegen reagierten entsprechend säuerlich auf Klöckners vorschnelle Verkündung. Diese zog die Konsequenzen und verzichtete auf das Amt als Schriftführerin des Parlaments.

Ein falscher Buchstabe bringt Steffen Seibert in Not

Der Sprecher der Bundeskanzlerin hat es noch ein bisschen schwerer als andere twitternde Politiker. Schließlich muss Steffen Seibert nicht seine Aussagen in 140 Zeichen quetschen, sondern die seiner Chefin, Angela Merkel. Als amerikanische Spezialkräfte nachts das Versteck von Osama Bin Laden gestürmt und den Top-Terroristen erschossen hatten, twitterte Seibert am Morgen: „#Kanzlerin: Obama verantwortlich für Tod tausender Unschuldiger, hat Grundwerte des Islam und aller Religionen verhöhnt.“ Seibert bemerkte seinen bedeutsamen Rechtschreibfehler schnell, löschte die Nachricht und korrigierte sich.

Grünen-Ministerin fällt auf falsche Facebook-Freunde herein 

SPD-Politiker beleidigt FDP-Anhänger auf Facebook

Man muss nicht Bundesminister sein, um über einen Facebook-Beitrag zu stolpern. Daniel Rousta managte den Wahlkampf der SPD in Baden-Württemberg, hauptberuflich war er aber bis vor wenigen Monaten Ministerialdirektor im Stuttgarter Finanz- und Wirtschaftsministerium. Bis er sich auf Facebook über die FDP ausließ: „Netter kleiner ‚Shitstorm‘ der da gerade über die FDPisser hereinbricht“, schrieb er dort. Wenige Tage später unterrichtete er seine Fans, dass er gefeuert worden sei.

Kristina Schröder begrüßt den falschen Innenminister auf Twitter

Wer twittern will, kann sich dazu einen beliebigen Namen ausdenken, der Betreiber verifiziert nur wenige Profile. Wenn also ein Promi-Name bei Twitter auftaucht, besteht zumindest die Möglichkeit, dass es sich um eine Fälschung handelt – ein Umstand, der Familienministerin Kristina Schröder zum Verhängnis wurde: Sie hieß Twitterer @hpfriedrich willkommen, hinter dem sie ihren Ministerkollegen Hans-Peter Friedrich vermutete: „Ich begrüße – wenn auch 14 Tage zu spät 🙂 – meinen Kollegen Innenminister @HPFriedrich auf Twitter!“

Viele Nutzer glaubten, darin eine Bestätigung für die Echtheit des vermeintlichen Minister-Accounts gefunden zu haben. Doch: @hpfriedrich war nicht Hans-Peter Friedrich, sondern ein Fake-Account. Schröder musste ihren Fehler eingestehen.

Sylvia Löhrmann fällt auf falsche Freunde herein

Auf falsche Facebook-Freunde ist NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) hereingefallen. Laut einem Bericht des ZDF nahm sie die Freundschaftseinladung ihr unbekannter Menschen an. Diese hätten sie daraufhin ohne ihr Wissen zum Mitglied einer Gruppe gemacht, die für Sportwetten im Internet wirbt. Ganz entgegen der Grünen-Parteilinie. Als Löhrmann von der ZDF-Redaktion darauf angesprochen wurde, sei sie aus der Gruppe ausgetreten.

Twitternder Abgeordneter lässt Landtagssitzung platzen 

Peter Altmaier fordert Transparenz von Wulff – und wird von Merkel zurückgepfiffen

Der heutige Bundesumweltminister gilt als Musterbeispiel unter den twitternden Politikern. @peteraltmaier hat über 27.000 Follower und meldet sich annähernd täglich in dem Netzwerk. Zudem nutzt er Twitter nicht nur als Sendeplattform, sondern antwortet auch auf Fragen von anderen Nutzern. Einmal allerdings gingen mit ihm die Pferde durch, was ihm einen Rüffel aus der Partei einbrachte. Als sich Christian Wulff in der Affäre um seinen Privatkredit darum drückte, eine Reihe von Journalistenfragen öffentlich zu beantworten, twitterte Altmaier: „Wünsche mir, dass Christian seine Anwälte an die Leine legt und die Fragen/Antworten ins Netz stellt.“

Damit fiel er nicht nur dem damaligen Bundespräsidenten, sondern auch der Kanzlerin in den Rücken, die zu diesem Zeitpunkt noch versuchte, die Affäre klein zu halten. Altmaier sah seinen Fehler ein: Er bedauerte den Tonfall, Kritik würde er künftig „weniger salopp“ formulieren.

Hubert Aiwanger stolpert über Blondinen-Witze auf Facebook

Wenn nichts geht, geht vielleicht lustig. Das muss sich der Mitarbeiter des Chefs der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, gedacht haben, als er dessen Facebook-Seite mit Blondinen-Witzen versah. Als Aiwanger das vernichtende Echo auf diese Spaßattacke realisierte, verging ihm das Lachen. Er kanzelte den Mitarbeiter wegen dessen „technischer Fehlleistung“ ab und schaltete „den Mist“ ab: Fortan war Aiwanger auf Facebook und Twitter nicht mehr vertreten.

Sturm der Entrüstung über Erika Steinbachs Nazi-Äußerung

Die volle Wucht der Entrüstung bekam CDU-Politikerin Erika Steinbach zu spüren, als sie in einem Tweet die Nazi-Partei NSDAP als „linke Partei“ bezeichnete. Nicht, dass das der einzige Ausrutscher der ultrakonservativen Politikerin gewesen wäre, doch in keinem Fall war das Echo im Online-Dienst verheerender für Steinbach.

Ein Tweet löst Tumulte im Landtag aus

Der niedersächsische Grünen-Abgeordnete Helge Limburg hat mit einem einzigen Tweet den Abbruch einer Landtagssitzung provoziert. Er bezeichnete den niedersächsischen Innenminister Uwe Schünemann als „unerträglichen Hetzer“ und verglich ihn mit dem niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders. Als ein FDP-Parlamentarier Limburgs Eintrag in der Sitzung vortrug, brach ein Tumult aus, die Sitzung musste unterbrochen werden.