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Tourismusverband verkündet das Aus für den „Day of song“

Tourismusverband verkündet das Aus für den „Day of song“

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Foto: WAZ FotoPool

Ruhrgebiet. 

Dreimal hat das Revier gemeinsam gesungen beim „Day of song“: Das erste Mal im Kulturhauptstadtjahr 2010, zuletzt 2014, als 200 000 Teilnehmer und Besucher in 63 Städten auf Bühnen und Plätzen, in Kindergärten, Altenheimen und U-Bahnen das „Steigerlied“ anstimmten, das türkische „Üsküdara“ und „Griechischer Wein“ … Vorbei! „!Sing – Day of song“ soll nicht mehr stattfinden.

Das Aus für das größte Chorfestival Deutschlands verkündete die Ruhr Tourismus GmbH (RTG) am Mittwoch den Partnern per Mail – auch im Namen des Regionalverbandes Ruhr, des NRW-Kulturministeriums und der Kultur Ruhr GmbH. RTG-Geschäftsführer Axel Biermann begründete die Absage mit der „mangelnden touristischen Strahlkraft“: Besucherströme von außen seien „praktisch nicht messbar“ gewesen, sagte er dieser Zeitung. Die Zahl der organisierten Teilnehmer sei zuletzt von 50 000 auf 32 000 zurückgegangen, Chöre außerhalb von NRW seien kaum dabei gewesen. „Wir haben 700 000 Euro aus dem Nachhaltigkeitsetat der Kulturhauptstadt für eine Großveranstaltung im Jahr, die nach außen wirken soll. Wir müssen uns bei der Vergabe an unseren Auftrag halten.“ Das Geld werde wieder für ein großes Event eingesetzt.

Verschiebung des Festivals ließ Teilnehmerzahl einbrechen

Viele Chorvertreter sind entsetzt – und widersprechen dieser Argumentation: Es habe eine Steigerung der Teilnehmerzahl von 2010 auf 2012 gegeben. Dass sich 2014 deutlich weniger Chöre und Schulen angemeldet hätten, habe mit der Verschiebung des Termins von Juni auf September zu tun, erklärt etwa Willi Overbeck, Kulturbeauftragter des evangelischen Kirchenkreises Essen. Für Schulen ist es viel schwerer, ein Singprojekt am Beginn eines Schuljahres zu organisieren als zum Abschluss. Dortmund mit seinem großen Chorfest im Juni sei ganz ausgefallen. „Man kann den Day of song nicht in Übernachtungszahlen messen“, sagt Overbeck. „Es ist Imagewerbung. Natürlich strahlt es nach außen, wenn eine ganze Region in Bewegung kommt.“ Der Pfarrer ist zornig: „Wer nicht versteht, was das Ruhrgebiet braucht … soll doch was anderes machen.“

Aus anderen Städten ist zu hören, dass der RVR und das Land den Septembertermin 2014 durchsetzen wollten, um mit dem „Day of song“ die KlimaExpo.NRW zu bewerben. „Es hat sich keinem erschlossen, dass das eine sinnvolle Verbindung wäre.“ Man habe vor einem Teilnehmereinbruch gewarnt. Der sei „billigend in Kauf genommen“ worden. Die Entscheidung für die Absage soll schon im März gefallen, aber zurückgehalten worden sein, bis es zu spät sei, das Ruder herumzureißen.

Auch Werner Schepp, an der Folkwang-Universität Professor für Chorleitung, sagt: „So geht’s nicht: Erst den denkbar schlechtesten Termin für die dritte Auflage wählen, dann die dadurch sinkenden Teilnehmerzahlen verantwortlich machen für eine Absage.“ Das Ziel des Day of Song sei es gewesen, „das Singen, das unseren Generationen verloren gegangen ist, wieder als kulturellen Faktor zu verankern. Er hat das Ruhrgebiet strahlen lassen – bundesweit.“