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Bahnhofsumbau und Totalsperrungen – Was die Bahn im Revier plant

Umbau und Totalsperrungen – Was die Bahn im Revier plant

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Foto: Stephan Eickershoff
Der Duisburger Hauptbahnhof bekommt ein neues Dach. Viele andere Stationen werden modernisiert. Aber die Bauzeit wird für das Revier kritisch, Bahnhöfe müssen vermutlich befristet komplett gesperrt werden. Bahn: Projekt wird mit geplantem Neubau des Dortmunder Hauptbahnhofs abgestimmt.

Duisburg/Dortmund. 

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek fühlt sich im Duisburger Hauptbahnhof fast „heimisch“, sagt er: „Ich bin Oberhausener.“ Nachbar also. Er freut sich deshalb über das neue Bahnhofsdach mit Wellen-Optik, das für 120 Millionen Euro in Duisburg gebaut wird: „Eine sehr attraktive Architektur.“

Vor allem ist Groschek froh, dass die Bahn in Nordrhein-Westfalen insgesamt einen Modernisierungsschub bekommt. Denn immer, wenn der SPD-Politiker in Leipzig ist, schockt ihn das. Der Hauptbahnhof dort sei „ein Schmuckstück“, die großen Ruhrgebietsstationen hätten dagegen die Anmutung einer Ansammlung von „Vorort-Bahnhöfen“ gehabt.

Bund, Land und Bahn setzen derzeit viel Geld ein, um zentrale NRW-Bahnhöfe auf Vordermann zu bringen. Bochum Hauptbahnhof hat die Kur hinter sich. Münsters Hauptbahnhof wird grundmodernisiert. Mit 100 Millionen Euro in der Hand beginnt die Bahn 2016, den zweiten Teil der Modernisierung des Dortmunder Hauptbahnhofs bis hin zur Kompletterneuerung des maroden Nordausgangs anzufassen, wo zuletzt die Kabel offen aus der Decke hingen.

Die Bahnsteige sollen hier barrierefrei erreichbar, der Hauptpersonentunnel breiter werden. Auch in Duisburg, wo das Empfangsgebäude mit seinen 26 Geschäften bereits erneuert wurde, sind neben der Überdachung neue Bahnsteige und neue Zugänge geplant. 2014 geht hier zudem das neue elektronische Stellwerk in Betrieb.

Die kleinen Stationen

Die Fachleute nennen es Modernisierungsoffensive 2: 407 Millionen Euro gibt es landesweit für 108 kleine und mittlere Bahnhöfe. Die Erneuerung von Dächern, Bahnsteigen, auch Aufzügen wird damit bezahlt. Neun Millionen Euro werden in Oberhausen-Sterkrade investiert, zwischen zwei und vier Millionen sind es im Schnitt.

Wie „großstädtisch“ dann ein Vorortbahnhof aussehen kann, lässt sich im Dortmunder Stadtteil Hörde vorführen, wo auch größere Läden einziehen. Dortmund hat zwei weitere Stationen auf der Liste. In den nächsten drei Jahren dürften unter anderem die Arbeiten in Dinslaken, Oberhausen, Sterkrade, Mülheim/Ruhr und Mülheim-Styrum sowie an drei Bahnhöfen in Essen aufgenommen werden. Heute schon sind 475 der 692 Bahnhöfe in NRW stufenfrei zu erreichen.

Hauptbahnhof Dortmund

Der Neubau des Duisburger Hauptbahnhofs werde zusammen mit anderen Großprojekten geplant. Die Bahn widersprach am Samstag der Berichterstattung in der WAZ, dass der Umbau in Duisburg zu Verzögerungen beim Neubau des Dortmunder Hauptbahnhofs führen könnte. „Die sogenannte mehrjährige Baubetriebsplanung muss bei großen Projekten abgestimmt werden“, sagte eine Bahn-Sprecherin. „Daraus eine Verschiebung des Bahnhofumbaus in Dortmund zu interpretieren ist falsch“.

Der Preis der Bauzeit

Bauzeiten sind Zeiten des Ärgers. Millionen Fahrgäste müssen täglich durch das Nadelöhr, das das Bahn-Netz in NRW darstellt. Bahnhöfe wie Köln, Duisburg und Dortmund liegen darin wie Spinnen. „Wir haben beim Duisburger Bahnhof keine Lösung wie in Lüttich im Kopf, wo der Bahnhof für den Neubau Jahre gesperrt blieb“, sagt NRW-Bahnhofschef Michael Sigmund. Und: „Die Beeinträchtigungen für die Kunden sollen so gering wie möglich bleiben.“ Das verspricht die Bahn für die drei bis vier Jahre Zeit des Dachbaus ab 2017. Doch ist das realistisch?

Lothar Ebbers von der Fahrgastorganisation ProBahn ist skeptisch. Schon das „Einfahren“ des neuen elektronischen Stellwerks in Duisburg, voraussichtlich 2014, treibe den Verantwortlichen „den Schweiß auf die Stirn“, weiß er. Zeitweise Totalsperrungen des Bahnhofs zum Beispiel an Wochenenden schließt er nicht aus – und auch nicht größere Umleitungen für den Fernverkehr.

ICE und IC sind bereits früher über die Strecke von Düsseldorf oder Köln und Wuppertal nach Hagen und Dortmund geführt worden – unter Umgehung der großen Städte des Ruhrgebiets. Wie der Zugverkehr in den nächsten zehn Jahren im Revier wegen der Duisburger Bauarbeiten tatsächlich funktionieren wird, will die Bahn noch planen.

Zukunftszug RRX

Der Zukunftszug RRX ist der Traumzug des Reviers – eine Super-S-Bahn, Züge alle 15 Minuten zwischen Dortmund und Düsseldorf mit späterem Ausbau nach Köln und Münster. Schon zwei Mal platzte der Traum, einmal davon war es die Magnetlösung „Metrorapid“, „mit dem wir unsere Zeit vertrödelt haben“, sagt Minister Groschek heute.

Jetzt will er die Sache im Gespräch mit Bahnchef Grube vorantreiben: Derzeit sucht der Staatskonzern bereits die geeigneten Fahrzeuge aus. Der Wermutstropfen: Gerade auf dem Abschnitt zwischen Duisburg und Düsseldorf und dann im Gleisfeld des Dortmunder Hauptbahnhofs sind große Umbauten für den RRX nötig. Es gibt aber noch immer keine gesicherte Finanzierung der geschätzt zwei Milliarden Euro teuren Investition durch den Bund.