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Viele Israelis sind wütend auf Supermodel Bar Refaeli

Viele Israelis sind wütend auf Supermodel Bar Refaeli

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Topmodel Bar Refaeli wird in ihrer Heimat kritisiert, weil sie nicht patriotisch genug auftritt. Foto: AFP
In der Welt wird Supermodel Bar Refaeli verehrt – aber nicht in ihrer israelischen Heimat. Eine Facebook-Initiative rief nun dazu auf, Firmen, die mit dem Antlitz Bar Refaelis Werbung machen, zu boykottieren. Weil das „schönste Gesicht der Welt“ nicht patriotisch genug auftritt.

Jerusalem. 

Viele Israelis sind stolz auf sie. Bar Refaeli ist eine der Wenigen aus dem kleinen Land am Mittelmeer, die es zu Weltruhm brachten. Seit Jahren bereist das blonde Supermodel den ganzen Globus und zeigt das schöne Gesicht Israels.

Der 27 Jahre alten Tochter einer Einwanderin aus Russland bleibt kaum noch ein Titel zu erobern: Sie hat in ihrem Metier fast alles erreicht. Das Männermagazin Maxim kürte sie dieses Jahr zur „schönsten Frau der Welt“, das Frauenmagazin „Elle“ nannte sie 2010 „eine der 25 einflussreichsten Frauen der Erde“.

Diesen Einfluss nutzt sie oft, um ihren Fans Israels besonders prekäre Lage zu erklären. Doch manchen genügt die patriotische Haltung Refaelis nicht: Sie fordern vom Model mehr politischen Einsatz. Eine Facebook-Initiative rief nun dazu auf, Firmen, die mit dem Antlitz Bar Refaelis Werbung machen, zu boykottieren.

Stein des Anstoßes war eine Twitter-Meldung, die Refaeli zu Beginn der neusten Eskalation rund um Gaza veröffentlichte. Während die radikal-islamische Hamas und Israels Armee heftige Bombardements austauschten, schrieb sie: „Ich bete für die Sicherheit von Bürgern auf beiden Seiten und für den Tag, an dem wir alle in Frieden und Harmonie leben.“ Die harmlose Aussage erboste Hardliner, die kein Verständnis für Gazas Zivilbevölkerung aufbringen wollten: „Während eine Million Deiner Mitbürger aus Angst vor Raketen der Hamas ihr Dasein in Bunkern fristen, musst Du unbedingt Solidarität mit der anderen Seite zeigen, und zwar auch den Terroristen?“, heißt es auf einer Facebook-Seite. Der Kritiker wirft Refaeli vor: „Du willst Dich doch nur bei potenziellen Kunden auf unsere Kosten anbiedern!“ Die Seite fand in kurzer Zeit mehr als 1600 Mitglieder, doch ist unklar, wie viele der Fans dem Aufruf aus eigenen Stücken beitraten.

Refaeli wird zwar von einer überwiegenden Mehrheit der Israelis für ihren harmlosen neuen Tweet in Schutz genommen. Doch eine Entscheidung aus ihrer Vergangenheit nehmen ihr noch immer viele übel. Mit 18, Refaeli war bereits ein erfolgreiches Model, sollte sie sich wie jeder andere Israeli bei der Armee melden. In Israel sind auch ledige jüdische Frauen zu zwei Jahren Wehrdienst verpflichtet. Als ihr Gesuch, den Beginn ihres Wehrdiensts um mehrere Monate aufzuschieben, abgelehnt wurde, entzog Refaeli sich eine Woche vor Beginn dem Dienst mit einer List: Sie heiratete den 23 Jahre älteren Familienfreund Ari Weinstein. Es war eine fiktive Ehe, die nur zum Ziel hatte, Refaeli der Wehrpflicht zu entheben. Kurz darauf war die junge Bar wieder geschieden.

Gegen den Heldenethos

In einem Land, in dem mehr als die Hälfte der Frauen ihr Leben im Wehrdienst für den Erhalt ihres Staates gefährdet, wertet man Refaelis Streich als feige Fahnenflucht. Ein Eindruck, den sie in unüberlegten Interviews zu bestätigen schien: „Ich wollte sehr in der IDF dienen“, sagte sie einer israelischen Zeitung im Jahr 2007, und fügte hinzu: „aber es tut mir nicht leid, dass ich es nicht tat. Ich habe davon letztlich sehr profitiert.“

Später stellte sie den gesamten Heldenethos der Gesellschaft infrage, als sie sagte: „Warum soll es gut sein für unser Land zu sterben? Ist es nicht besser, in New York zu leben? Ich finde das blöd, dass Menschen sterben müssen damit ich in Israel leben kann.“ Besonders die Hinterbliebenen gefallener Soldaten dürfte es schmerzen, dass die Wehrdienstverweigerin Refaeli so großen Erfolg hat. Während sie die Gräber ihrer Kinder besuchten, verbuchte das Topmodel einen Jahresverdienst von mehr als einer Million Euro.