Veröffentlicht inPanorama

Wirbel um Torontos Skandal-Bürgermeister Rob Ford

Wirbel um Torontos Skandal-Bürgermeister Rob Ford

rob_ford.jpg
Foto: dpa
Nach dem Verlust des Großteils seiner Machtbefugnisse hat der wegen Drogenbekenntnissen isolierte Bürgermeister von Toronto einen weiteren Rückschlag erlitten. Er war in jüngster Zeit immer wieder mit Skandalen in die Schlagzeilen geraten. Unter anderem gab er zu, Crack geraucht zu haben.

Torontos Skandalbürgermeister Rob Ford muss weiter Macht abgeben. Der Stadtrat der kanadischen Metropole nahm dem 44-Jährigen bei einer chaotischen Sitzung am Montag erneut Entscheidungsbefugnisse. Ford werde in Zukunft nicht mehr den Exekutivausschuss der Stadt leiten, entschied das Gremium mit großer Mehrheit. Zudem werde ihm 60 Prozent seines Budgets gekürzt und der stellvertretende Bürgermeister werde seine Mitarbeiter übernehmen. Ford ist seit 2010 Bürgermeister der ostkanadischen Stadt. Er war in jüngster Zeit immer wieder mit Skandalen in die Schlagzeilen geraten. Unter anderem gab er zu, Crack geraucht zu haben.

„Ihr habt gerade Kuwait angegriffen“

Ford kritisierte die Beschlüsse als „Staatsstreich“. „Ihr habt gerade Kuwait angegriffen“, schrie der schwergewichtige Mann in Anspielung auf den Auslöser des Zweiten Golfkriegs 1990 und drohte bei der nächsten Bürgermeisterwahl im Oktober 2014 mit „offenem Krieg“. Gemeinsam mit seinem Bruder, dem Stadtratsmitglied Doug Ford, lieferte er sich Schreiduelle mit den Zuschauern im Saal, von denen viele „Schande, Schande, Schande“ riefen.

Tatsächlich kennt die Liste der Peinlichkeiten, Lügen und Entgleisungen Fords kaum noch Grenzen. Im Frühjahr sorgte erst ein Drogen-Video für Schlagzeilen, auf dem Ford rauchend mit einer Crack-Pfeiffe zu sehen sein soll.

Monatelang hatte der Bürgermeister die Vorwürfe zurückgewiesen und gestand diese erst ein, nachdem die Polizei die lange verschollen geglaubten Aufnahmen auf einer Festplatte eines Kriminellen fand.

Nach langem Zögern gab Ford schließlich zu, an dem fraglichen Abend betrunken gewesen zu sein – was kein Einzelfall war. Ford soll auch betrunken Auto gefahren und soll Partys mit Alkohol und Kokain im Rathaus gefeiert haben. Zudem hat er angeblich eine Kommunalpolitikerin begrabscht und eine Mitarbeiterin sexuell belästigt. Diese Vorwürfe hat er mit dem Satz zurückgewiesen, er habe das nicht nötig weil er habe genügend Oralsex. Immer wieder hatte er sich außerdem verächtlich über Minderheiten geäußert, den kanadischen Oppositionspolitiker Justin Trudeau etwa nannte er eine „Schwuchtel“.

Praktisch entmachtet

Damit hat Ford die Grenzen des Anstands längst überschritten, auch wenn ihm bislang kein kriminelles Vergehen nachgewiesen werden kann, was die Voraussetzung für eine mögliche Amtsenthebung wäre. Sämtliche Zeitungen in Toronto fordern mittlerweile seien Rückzug. In einer tumultartigen Sitzung stellten sich am Montag beinahe alle Stadträte gegen ihn, nachdem sie schon zuvor seinen Rücktritt gefordert hatten.

Da Ford nicht freiwillig nicht gehen will, entzogen die Stadträte ihm kurzerhand einen Großteil seiner Kompetenzen und seines Etat. Die meisten Mitarbeiter werden jetzt dem Vize-Bürgermeister unterstellt. Ford darf außerdem keine Kandidaten für hohe Posten in der Stadtverwaltung mehr nominieren, noch würde er die Rettungsmaßnahmen leiten, wenn Toronto von einer Katastrophe heimgesucht würde.

Ford tingelt mit Ausrutscherndurch die Talkshows

Doch der umstrittende Bürgermeister pflegt sein Image als Ekel. Er tingelt mit seinen verbalen Ausrutschern durch alle Fernsehsender und versuchte sich sogar an einer eigenen Fernsehshow, die gestern zu später Stunde allerdings abgesetzt wurde.

Rob Ford zeigt sich mit johlenden und betrunkenen Anhängern im Sportstadion und stellt sich als Außenseiter und Opfer alter Macht-Eliten dar. Das Überraschende dabei: Noch immer gibt es genügend Kanadier, die ihm diese Story abnehmen.