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Was beim Trinken aus einem Glas beachtet werden sollte

Was beim Trinken aus einem Glas beachtet werden sollte

Wasser
Ab einer Wassertemperatur von 60 Grad werden Keime abgetötet. Foto: Ulla Emig / WAZ FotoPool
Darf ich mein Glas mit anderen teilen? Welche Krankheiten könnten dabei die Runde machen? Muss ich in der Erkältungszeit vorsichtiger sein? Macht es einen Unterschied, ob man sich Saft oder Alkohol teilt? Der Hygiene-Experte Dr. Ernst Tabori beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Thema.

Essen. 

„Wer hat aus meinem Becherchen getrunken?“ – Schon Schneewittchens sieben Zwerge schauten ganz genau hin, wenn es um ihr Geschirr ging. Und auch wir tun das. In diesen Wochen werden wir uns häufiger Gedanken machen. Bei den Oktoberfesten treffen sich Tausende Menschen in bierseliger Laune. Krüge kreisen, Gläser werden achtlos abgestellt. Schnell ist da ein Glas vertauscht. Wie gefährlich ist das? Einer der führenden deutschen Hygieneexperten beantwortet die wichtigsten Fragen. Es ist Dr. Ernst Tabori, Ärztlicher Direktor des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene (BZH) in Freiburg.

Muss ich mir Sorgen um meine Gesundheit machen, wenn ich mein Glas mit anderen Menschen teile?

Ernst Tabori: Es werden Keime ausgetauscht. Der erste hinterlässt sie, der nächste nimmt sie auf. Das heißt: Wenn ein Vorgänger an einer Infektion leidet wie beispielsweise einer Grippe oder Erkältung, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass sich der nächste ansteckt. Wenn ich weiß, dass jemand erkältet ist, sollte ich mit ihm kein Geschirr teilen. Das gilt auch innerhalb der Familie.

Also muss ich in der Erkältungszeit besonders vorsichtig sein?

Das kann man so sagen. Oder auch im Winter. Denn für die Grippeviren gilt, dass sie sich bei Kälte und in trockener Luft länger halten. Bei 20 Grad werden Grippeviren außerhalb des menschlichen Körpers in nur wenigen Stunden inaktiv. Wenn es null Grad ist oder noch kälter, sind sie über Wochen oder Monate haltbar. Halten sich noch dazu viele Menschen auf kleinem Raum auf, steigt die Ansteckungsgefahr. Um das Infektionsrisiko zu verkleinern, ist es wichtig, sich immer die Hände zu waschen, wenn man etwas Infektiöses angefasst hat und bevor man etwas isst.

Sprechen wir noch einmal über das Trinken aus einem Becher. Macht es einen Unterschied, ob wir uns Saft teilen oder Wein? Es heißt doch, Alkohol desinfiziere…

Alkohol tötet Keime, aber dazu braucht es eine entsprechend hohe Konzentration. Stroh-Rum mit achtzig Prozent Alkohol wirkt keimtötend, aber bei Bier und Wein wäre es angesichts des im Verhältnis geringen Alkoholgehalts naiv zu behaupten, dass diese Getränke desinfizierend wirken.

Wie kann ich bei einem Becher sicher sein, dass er sauber ist?

Im Alltag ist es vollkommen ausreichend, das Geschirr zu reinigen. Durch diesen Vorgang werden auch die Keime reduziert. Steril muss das Geschirr nicht sein, das wäre völlig übertrieben. Am besten erfüllt eine Spülmaschine unsere Ansprüche. Eine Wassertemperatur von 60 Grad tötet Keime ab. Beim gründlichen Handspülen werden auch viele Keime beseitigt, selbst wenn das Wasser nicht so heiß ist. Da sollten wir auf jeden Fall die Kirche im Dorf lassen. Wir müssen das Spülwasser nicht so stark erhitzen, dass wir uns darin die Hände verbrühen.

In der Kirche wird über das Abendmahl diskutiert. Können Krankheiten übertragen werden, wenn mehrere Menschen Oblaten in einen gefüllten Kelch eintauchen?

Es ist unwahrscheinlicher, sich anzustecken, wenn nur die Oblate eingetaucht wird, als wenn aus dem selben Becher getrunken wird. Gerade in der Erkältungszeit. Sicherlich kann man auch hier Szenarien konstruieren: Wenn Menschen Ferkel sind und sich die Hände nicht waschen… Aber mir ist wichtig zu betonen, dass durch übertriebene Hygiene und Vorsicht unsere Lebensfreude nicht eingeschränkt werden darf.

Info: Namhafte Hygieneexperten treffen sich vom 16. bis 18. Oktober 2013 zum Hygiene-Gipfel, den das Deutsche Beratungszentrum für Hygiene in Freiburg organisiert. Interessierte Brüger haben am Abend des 17. Oktober Gelegenheit, ihre Fragen loszuwerden. Weitere Informationen: www.hygienekongress.de