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Raumsonde „Voyager 1“ fliegt und fliegt und fliegt

„Voyager 1“ fliegt und fliegt und fliegt

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FILE: Voyager 1 Exits The Solar System Voyager 1 Passing Saturn Foto: Getty Images
„Voyager 1“ ist der VW Käfer unter den Raumsonden: Sie fliegt und fliegt und fliegt. Binnen 36 Jahren hat sie 19 Milliarden Kilometer zurückgelegt. Jetzt hat „Voyager 1“ die Grenzen unseres Sonnensystems verlassen. Ein riesiger Schritt für die Menschheit.

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Sie heißt Voyager – zu Deutsch: Reisender – und trägt als Zusatz die Ziffer 1 im Namen. Das passt. Denn die Raumsonde Voyager 1 hat die bisher weiteste Reise eines von Menschenhand geschaffenes Objekt gemacht. In 36 Jahren ist sie knapp 19 Milliarden Kilometer geflogen und hat jetzt unser Sonnensystem verlassen. „Wir glauben, dass dies der historische Schritt der Menschheit in den interstellaren Raum ist“, erläuterte der bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa für die „Voyager“ zuständige Wissenschaftler Edward Stone.

Als sie abhebt, am 5. September 1977, heißt der US-Präsident noch Jimmy Carter, und Bundeskanzler ist Helmut Schmidt. Und ein Liter Benzin kostet 86 Pfennig. Aber das braucht die Voyager 1 nicht. Angetrieben von Nuklearbatterien rast sie mit rund 60.000 Kilometern in der Stunde durch das All. Erst zum Jupiter, dann weiter zum Saturn.

Die Zusammensetzung der Atmosphäre und die Struktur der Monde misst sie in beiden Fällen und liefert auch Daten zur Stärke und Ausrichtung des Magnetfeldes der Sonne. Nach fünf Jahren ist die Mission eigentlich erfüllt, aber „Voyager 1“ fliegt immer weiter. Mittlerweile ist sie soweit weg, dass die Daten, die sie übermittelt rund 17 Stunden unterwegs sind.

Goldene Schallplatte an Bord

Und das mit einer Technik, die analog ist oder aus der Computersteinzeit stammt. Zur Datensicherung ist ein achtspuriges Tonbandgerät an Bord, und der Speicher des Computers hat 68 Kilobyte. Was immerhin für ein paar Seiten Text reichen würde – ohne Bilder versteht sich. Und der Prozessor des Rechners der Voyager kann 8000 Instruktionen pro Sekunde verarbeiten. Zum Vergleich: Ein durchschnittliches Smartphone schafft derzeit zwischen 250 Millionen und einer Milliarde. Aber die Wissenschaftler auf der Erde sind dennoch zufrieden. „Die Daten, die wir bekommen, werden unser Wissen über das Universum verändern“, sagt David Alexander, Chef des Rice University’s Space Institute.

Bis 2025 kann die Sonde Daten liefern, dann ist ihre Energiequelle erschöpft. „Voyager 1“ wird jedoch weiter durch das All gleiten. „Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter“, wie „Toy Story“-Astronaut Buzz Lightyear das gerne nennt. Nicht zu stoppen. „Es sei denn“, scherzt Alexander, „die Voyager kracht mit einem Ufo zusammen.“

Aber selbst für diesen Fall ist vorgesorgt. Damit die Aliens wissen, was ihnen da die Vorfahrt genommen hat, ist an Bord der Voyager ist eine Goldene Schallplatte. Sie enthält 115 Bilder von Tieren und Menschen, typische Geräusche wie Wind, Regen und Donner sowie Musik von Bach, Beethoven und Chuck Berry. Sogar gesprochene Botschaften in 55 verschiedenen Sprachen gibt es. Natürlich auch in Deutsch. Besonders einfallsreich sind sie allerdings nicht: „Herzliche Grüße an alle.“