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Acht Millionen Deutsche tätowiert – Frauen öfter als Männer

Tattoos sind gesellschaftsfähig

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Foto: Marcus Simaitis/ dpa
Acht Millionen Deutsche tragen Tattoos – die Körpermalerei ist so beliebt wie nie, so die Gesellschaft für Konsumforschung: Unabhängig vom sozialen Status und der Schulbildung zieren Rosen, Schwalben oder Totenköpfe Bauch, Beine oder Po. Die Erkenntnis überraschte auch den Bochumer Hautarzt Dr. Klaus Hoffmann, der die Studie Mittwoch am Bochumer Uniklinikum St. Josef vorstellte.

Bochum. 

Ob das zarte Röschen am Knöchel, die Schwalbe, die Schlange oder der finstere Totenkopf auf Oberarm, Bauch, Beine oder Po – Tattoos sind so beliebt wie nie, so das Ergebnis einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).

Rund acht Millionen Deutsche laufen mit Gemälden auf ihren Körpern herum, sie lassen sich das Konterfei des Liebsten auf den Rücken oder das Hochzeitsdatum auf den Unterarm gravieren. Erstmals liegen diese Zahlen vor, heißt es.

Und während manche Trendforscher schon glaubten, die Körperkunst sei von gestern, erzählen die Konsumforscher, dass es erst richtig rund geht: Die Tätowierlust, die sich einst auf dem Bizeps von Matrosen austobte, ist nicht nur bei Künstlern oder Kreativen gefragt. Nein, Röschen, Schwalbe oder abstrakte Stricheleien tummeln sich auch auf der Haut von Sachbearbeitern.

„Tattoo-Träger kommen aus der Mitte der Gesellschaft“

Der größte Anteil finde sich mit etwas über 20 Prozent in der Altersgruppe von 25 bis 34 Jahren, ab 45 Jahren nimmt das Interesse ab, so die Untersuchung im Auftrag von Dermatologen des Uniklinikums St.-Josef-Hospital in Bochum, die sie mit der GfK und einer Reihe Tattoo- und Piercing-Verbände durchgeführt haben.

Eine ähnlich weite Verbreitung quer durch die Gesellschaft gilt für Piercings. Mehr als 6 Prozent der 2000 Befragten gaben an, festen Schmuck am Körper zu tragen. Bezieht man die vor allem bei Frauen weit verbreiteten Löcher in den Ohrläppchen mit ein, sind es sogar knapp 40 Prozent.

Dr. Klaus Hoffmann, Leiter der Abteilung für ästhetisch-operative Medizin am Bochumer Uniklinkum St.-Josef-Hospital, der die Studie am Mittwoch vorstellte, war schon erstaunt: „Tattoo-Träger sind in unserer Gesellschaft komplett normal verteilt. Sie sind eben nicht häufiger arbeitslos. Im Gegenteil. Sie kommen aus der Mitte der Gesellschaft.“ Ob Kfz-Mechaniker oder Lehrer, ob Hausfrau oder Ärztin – egal. „Ein Zusammenhang mit Schulbildung, Einkommen oder Beruf bestehe nicht“, heißt es.

Die gemalte Körperdeko liegt vor allem bei Frauen im Rennen: Acht Prozent der Männer und 9,9 Prozent der Frauen gönnen sich den Schmuck, der auch beim Duschen hält. 12,3 Prozent der Männer trägt mindestens vier Tattoos (Frauen 10,8 Prozent) Untersucht wurden übrigens nicht nur junge Hüpfer – befragt wurde die Altersgruppe von 16 bis 93 Jahren.

Der Hinweis des Hautarztes Hoffmann, dass es schwer sei, sich das Bild der Gattin, die schon wieder die Ex ist, wieder entfernen zu lassen – er klingt fast ein wenig abseitig. Denn die exzellente Lasertechnik, die Kosten von einigen tausend Euro – viele interessiert das nicht. Nur zwischen fünf und 15 Prozent der Tattooträger fanden die Bemalung irgendwann lästig.