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Wenn Kinder auf die eigenen Geschwister aufpassen sollen

Wenn Kinder auf die eigenen Geschwister aufpassen sollen

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Foto: WAZ FotoPool

Essen. 

Eltern fragen ihre Kinder immer häufiger, ob sie nicht auf die jüngeren Geschwister aufpassen können. Ein kleiner Gefallen in den Augen der Eltern. Jedoch keine leichte Aufgabe für die Kinder. Sind sie möglicherweise überfordert? Paartherapeut Slobodian gibt Rat.

Wenn ich abends mal mit meinem Mann weggehe, soll unsere größere Tochter (13) auf ihren kleinen Bruder (6) aufpassen. Doch die bockt immer öfter. Ist es denn so schlimm, wenn sie uns gelegentlich mal diesen kleinen Gefallen tun soll? Wie können wir sie auf den Geschmack bringen? Anne S. (47), verheiratet, 2 Kinder

Die Antwort von Paartherapeut Rudolf Slobodian:

Zu allererst gilt es, Ihre Tochter zu fragen, warum es ihr manchmal so schwer fällt, auf ihren kleinen Bruder aufzupassen. Möglicherweise verhält dieser sich so, dass er für Ihre Tochter eine Überforderung bedeutet, oder ihr gegenüber „einfach nur ätzend“ ist.

13-jährige Mädchen müssen sich oft schon mit ihrer Pubertät auseinander setzen. Da gilt es, sich selbst neu zu finden mit all dem, was sich in dieser Zeit verändert. Es ist nicht einfach, mit dem körperlichen Wachstum, dem ständig schwankenden Hormonspiegel, dem Umbau des Gehirns, der äußeren Erscheinung und der damit verbundenen Verunsicherungen zurecht zu kommen. Dazu kommt, dass in dieser Zeit das von Eltern und anderen wichtigen Bezugspersonen gelernte, bzw. übernommene Wertesystem kritisch überprüft werden muss, um sich ein ganz eigenes schaffen zu können. Da hat Ihre Tochter über lange Zeit anstrengende Lebensaufgaben zu bewältigen.

Sie ist auf dem Weg, erwachsen werden zu wollen. Das heißt, sie braucht Ideale, Leitlinien, Aufgaben und Grenzen, an denen sie wachsen kann. Wenn sie den Wert ihrer Aufgabe für das familiäre Zusammensein als hoch begreifen kann, dann kann sie sich sicherlich auch auf einen fairen Handel mit Ihnen einlassen. Soziales Handeln muss sich lohnen, zumindest muss es einem das Gefühl geben, wichtig in der Gemeinschaft zu sein. Sie könnten mit Ihrer Tochter als Gegenleistung z.B. über deren Ausgehzeiten verhandeln. Damit signalisieren Sie, dass Sie sie ernst nehmen mit ihren Bedürfnissen.

Haben Sie auch eine Frage an einen unserer Paartherapeuten? Dann schicken Sie eine Mail an partnerschaft@derwesten.de