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Nasa entdeckt „zweite Erde“, leider 1400 Lichtjahre weit weg

Nasa entdeckt „zweite Erde“, leider 1400 Lichtjahre weit weg

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Zeichnung vom Teleskop "Kepler" im Weltall. Das Nasa-Weltraumteleskop hat bisher mehr als 700 Planeten bei anderen Sternen entdeckt. Foto: NASA
Die Nasa hat einen erdähnlichen Planeten entdeckt: Auf „Kepler-425b“ könnte das Wasser flüssig sein – eine Voraussetzung für die Entstehung von Leben.

Washington. 

Ist da draußen jemand? Auf der Suche nach bewohnbaren Welten in den Tiefen des Alls wartete die US-Weltraum-Organisation Nasa am Donnerstag mit elektrisierenden Neuigkeiten auf. Kurzfassung: Die Erde hat womöglich in einer anderen Galaxie einen Doppelgänger.

Im Sternenbild des Schwan hat die Nasa mit „Kepler 452b“ einen „sehr engen Cousin unseres blauen Planeten“ entdeckt. John Grunsfeld, Chef der wissenschaftliche Expedition, sprach vor Journalisten begeistert von einer „Erde 2.0“.

Der Nachteil: Mit 1400 Lichtjahren liegt der Trabant, der nach vorläufigen Erkenntnissen „die uns am nächsten liegende lebensfreundliche Welt außerhalb unseres eigenen Sonnensystems bietet“, unvorstellbar weit weg.

Weltraumteleskop „Kepler“ entdeckte den Erd-Cousin

Die Entdeckung geht auf das Konto des in knapp 70 Millionen Kilometer von der Erde entfernt installierten Weltraumteleskops „Kepler“ zurück.

Das 2009 für 600 Millionen Dollar gestartete und zwischenzeitlich von schweren technischen Rückschlägen verfolgte Projekt scannte das All bis vor kurzem regemäßige auf kosmische Nachbarn ab.

Bis heute seien so fast 1000 Supererden entdeckt worden, sagt die Nasa. Darunter verstehen die Himmelsforscher felsige Planeten mit der mehrfachen Masse der Erde.

Der Nachweis für den ersten dieser sogenannten „Exoplaneten“ (Peg 51b) gelang 1995 den Schweizern Michel Mayor und Didier Queloz.

Das Prinzip der Teleskop-Fahnung geht in etwa so: Zeigt einer der von Kepler beobachteten 100 000 Sterne Schwankungen seiner Helligkeit, könnte das ein Zeichen dafür sein, dass Planeten vor ihm vorbeiziehen. Astronomen am Boden müssen die Beobachtungsdaten dann von Hand analysieren und überprüfen, ob es sich um ein Planetensystem handelt. Die Stärke der Verdunkelung verrät ihnen dabei den Durchmesser etwaiger Trabanten, der Rhythmus der Lichtschwankungen lässt Rückschlüsse auf die Umlaufzeit zu.

Was man laut Nasa bislang über „Kepler 452b“ weiß:

  • er ist ungefähr 60 Prozent größer als die Erde
  • er ist sechs Milliarden Jahre alt
  • er dreht sich in 385 Tagen um einen Stern, der älter als die Sonne ist – aber ihr sehr ähnlich
  • Keplers Sonne ist 1,5 Milliarden Jahre älter als „unsere“ und deutlich heller.
  • es könnten auf Kepler Temperaturen vorherrschen, bei denen Wasser flüssig ist und Leben möglich wäre
  • es sieht so aus, als seien auf der Oberfläche Vulkane aktiv, auch Ozeane werden nicht ausgeschlossen
  • für genauere Erkenntnisse (gibt es in der Atmosphäre von „Kepler 452b“ Wasserdampf oder Sauerstoff, die Voraussetzung für Leben sein können?) müssen noch leistungsfähigere Teleskope entwickelt werden.

Auf die Frage, ob man „Kepler 452b“ anfliegen kann, musste Jeff Coughlin, Chef des SETI-Instituts im kalifornischen Mountain View, das maßgeblich an der Auswertung der Kepler-Daten beteiligt ist, kurz schmunzeln. „Selbst wenn ein Raumschiff technisch in der Lage wäre, mit Lichtgeschwindigkeit zu reisen, würde es Jahrzehnte dauern, bis man bei Kepler 452 b angekommen wäre. Das ist ein Projekt für die Kinder unserer Kindeskinder.“

Zum besseren Verständnis der Dimension nannte die Nasa einige Vergleichszahlen: 400 Kilometer über dem Erdboden hat die Menschheit eine Heimat im All gefunden. Dort kreist die Internationale Raumstation (ISS). Bis zu 400 Millionen Kilometer trennen die Erde und ihren Nachbarplaneten Mars. Pluto, jüngst von der Sonde „New Horizons“ nach neunjähriger Anreise überflogen, liegt knapp 5 Milliarden Kilometer weit weg. Bei Kepler 452b wird die Entfernung mit cirka 13 Billiarden Kilometern angegeben. Das ist eine 13 mit 15 Nullen.

„Meilenstein“ für die NASA

Dennoch sprach Coughlin von einem „Meilenstein“, der vielleicht erst in einigen Jahren zu greifbareren Ergebnissen führt: „Es ist ein großer Fortschritt, dass wir einen Planeten entdeckt haben, der in vielen Aspekten unserer Erde ähnlich zu sein scheint.“

Nasa-Historiker erinnerten daran, dass die Frage, ob wir allein im Kosmos sind oder ob andere Sonnen existieren, die von belebten, erdähnlichen Planeten umkreist werden, in alter Zeit tödliche Konsequenzen hatte. So spekulierte der Dominikaner-Mönch Giordano Bruno im 16. Jahrhundert über eine Vielzahl bewohnter Welten. Er kam dafür auf den Scheiterhaufen.