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Moderator Pierre M. Krause gilt als TV-Hoffnungsträger

Pierre M. Krause gilt als TV-Hoffnungsträger

Aus der Masse der Fernsehleute, die alles gleichförmig wegmoderieren, ragen Leute wie Pierre M. Krause heraus. Er ist offen, hat Lust auf Menschen und kann schwierige Themen launig rüberbringen. Das stellte er bei einem Set-Termin in Dortmund unter Beweis.

Dortmund. 

Pierre M. Krause galt im Fernsehen lange Jahre als der junge Wilde vom Dienst. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit durfte der Moderator Programm machen, und er machte es gut. Zwei Mal schnupperte der inzwischen 37-jährige Karlsruher am Grimme-Preis. Mit seinem Gesprächsformat „In Deutschland um die Welt“ will Krause beim ARD-Ableger Eins Plus zeigen, dass das Nischenfernsehen immer wieder das aufregendere Programm bietet. Ein Set-Besuch in Dortmund.

Dienstagmittag. Groß sind die Tropfen, die vor dem Restaurant Om Namaste ganz in der Nähe des Konzerthauses niedergehen. Als Krause den sri-lankischen Gourmet-Tempel betritt, ist er zwar pudelnass, strahlt aber dennoch wie die Sommersonne. Dabei hat er eine Taxifahrt hinter sich, die der vielseitige Fernsehmann nicht eben als vergnügungssteuerpflichtig erlebte. „Ich war in einem Hotel am Eingang der Fußgängerzone untergebracht, und ich wusste nicht, dass dieses Restaurant ganz in der Nähe liegt. Mann, war der Taxifahrer sauer. Ich habe ihm versprochen, beim nächsten Mal den Stadtplan auswendig zu lernen.“ Krause erzählt sein taufrisches Erlebnis derart leichthin, als könne er über einen Jahre zurückliegenden Vorfall inzwischen milde lächeln.

Redaktion hat ihn über Facebook kontaktiert

Nebenher sieht er sich in der Runde um, begrüßt die Kolleginnen Miriam Elias und Yelda Türkmen von der Redaktion, zwei Kameraleute und nicht zuletzt seinen Gesprächspartner Chity Somapala. Der 47-jährige Musiker mit schwarzer Langhaar-Matte stammt aus Sri Lanka, lebt seit Mitte der 90er in Deutschland und hat sich in der Hard-Rock-Branche ei­nen Namen gemacht; in seiner Heimat gilt er gar als Star. Krause und Somapala haben sich noch nie gesehen. Die Redaktion hat den Künstler für interessant befunden und ihn über Facebook kontaktiert, und Dortmund gilt als Hochburg für Menschen aus Sri Lanka.

Gastgeber und Gast brauchen nur Bruchteile einer Sekunde, um ins Gespräch zu kommen. Somapala fragt Krause, warum er einen französischen Vornamen habe. Krause führt ihn auf die Vorliebe seiner Eltern für französische Lebensart zurück, und schon diskutieren die beiden über Weinvorlieben; sie könnten eine ganze Sendung daraus machen.

Die Sendung. Krause will unterhalten. Aber eben nicht nur. In launigen Gesprächen will er dem Publikum mit echtem Interesse seine Gäste vorstellen und die Kultur ih­rer Herkunftsländer. Krause versteht seine Sendung als Lockerungsübung in einer inzwischen verspannten Debatte, die bei Zugereisten aus aller Welt eher an Risiken als an Chancen denkt.

Zivildienst im Pflegeheim

Apropos Chancen. Krause gehört offenkundig zu den Menschen, die Chancen nicht nur erkennen, sondern sie auch nutzen. Einen Plan, wo er in fünf Jahren sein will, hat er nicht. „Dazu fehlt mir der Ehrgeiz. Das wird mir gelegentlich sogar zum Vorwurf gemacht.“

Tatsächlich verlief Krauses Leben nicht schnurgerade. Nach dem Abitur machte er eine Ausbildung zum Bankkaufmann, danach leistete er in einem Awo-Pflegeheim Zivildienst. Doch schon in dieser Zeit blitzte Krauses eigentliches Talent auf: zu reden. Zivi Krause moderierte am Wochenende den Klinikfunk. Ehrenamtlich.

Aus dem Hobby wurde ein Beruf. Zu Krauses Förderern zählt kein Geringerer als Harald Schmidt. Krause gehörte zu Dirty Harrys Team bei der ARD und später auch bei Sat.1. Der Kontakt blieb. „Wir schicken uns nach wie vor Geburtstagsgrüße per SMS.“ Krause war bei Schmidt, aber Schmidt war seinerseits auch in einem Krause-Talk. „Danach sind wir noch einen Riesling trinken gegangen“, berichtet Krause, „und Harald Schmidt hat mich gefragt, warum es ein Problem sei, wenn Fernsehen keine Zuschauer habe.“ Krause erkannte, dass Schmidt Spaß vor Quote geht. Das imponierte ihm; die beiden sind Brüder im Geiste: „Ich will mich nach einer Sendung im Spiegel noch angucken können. Dafür arbeite ich zur Not sogar im Hauptprogramm.“ Der Gag könnte von Harald Schmidt stammen.