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Warum bei der Nena-Band längst nicht alles harmonisch lief

Warum bei der Nena-Band längst nicht alles harmonisch lief

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Sängerin Nena (GER) und Band v.l.n.r.: Carlo Karges, Uwe Fahrenkrog-Petersen, Nena, Rolf Brendel und Jürgen Dehmel , Personen , optimistisch; 1984, Musikerin, Musiker, Pop, ; , quer, Kbdia, Gruppenbild, close, Musik, Kunst, Deutschland, Randbild, People / Pressetermin, Foto: imago
Rolf Brendel war in den 1980er-Jahren Schlagzeuger von Nena und acht Jahre mit der Hagener Sängerin zusammen. Jetzt hat er über diese Zeit ein Buch geschrieben. Und darin wird klar: Es war längst nicht alles so harmonisch, wie die Teenager-Blätter es damals schrieben.

Hagen/Cloppenburg. 

Als sie sich zum ersten Mal begegnen in den späten 1970er-Jahren, ist er Schlagzeuger in einer Band, die noch nicht mal einen Namen hat. Und sie ist eigentlich nur in diesen miefigen Probenraum in die Hagener Vorstadt gekommen, um vorzusingen für diese Band. Sie wissen es damals noch nicht, aber vielleicht ahnen sie es bereits, dass sie einmal ein Paar werden.

Was sie allerdings nicht ahnen ist, dass sie zur erfolgreichsten deutschen Band der kommenden Jahre gehören werden. Er heißt Rolf Brendel, sie hat den Namen Gabriele Susanne Kerner im Pass stehen, nennt sich aber Nena. So wie das reich bebilderte Buch, das Brendel jetzt geschrieben hat. (Aufbau-Verlag, 224 Seiten, 36 Euro)

Es gibt eigentlich keinen Anlass dafür. Kein Jubiläum, keinen Geburtstag. „Die Zeit war einfach reif“, findet der 57-Jährige. Schon lange hat es ihn in den Fingern gejuckt, denn: „Die geilste Jahre meines Lebens sind es einfach wert, aufgeschrieben zu werden.“ Außerdem fangen die Enkel, die er inzwischen hat, an zu fragen: „Opa, warst du mal Rockstar?“

Nena war unwiderstehlich

War er. Aber als er Nena trifft, ist Brendel noch in der Lehre zum Speditionskaufmann und unzufrieden. „Ich wollte ein anderes Leben führen, wollte Musiker sein.“ Der Erfolg kommt nicht sofort, dann aber über Nacht. Wie Blei liegen die Platten in den Regalen. Bis Nena im August 1982 in der TV-Sendung „Musikladen“ im roten Leder-Minirock über die Bühne springt und „Nur geträumt“ singt. In der nächsten Woche verkauft sich die Single bis zu 40.000 Mal – am Tag.

Rolf und Nena sind da längst zusammen. „The Stripes“ nennt sich die Band noch, da kommen sie sich auf der Rückbank eines alten Ford näher, „irgendwo in der Nähe der Raststätte Lichtendorf- Süd“. Er ist verheirat, hat eine kleine Tochter, „aber Nenas Ausstrahlung konnte ich nicht widerstehen“.

„So etwas gibt immer Reibereien“

Sie werden ein Paar, aber nicht das Traumpaar, zu dem sie die Teenager-Postillen machen. Geht auch gar nicht. Sie leben zusammen, sie arbeiten zusammen, hängen 24 Stunden am Tag aufeinander. „So etwas gibt immer Reibereien“, sagt Brendel. Erst recht, wenn man plötzlich auf den Olymp der Pop-Musik geweht wird, rund um die Welt reist, von Konzert zu Konzert, von Interview zu Interview hetzt. Und dann mit einer Frau, „die ihr Herz auf der Zunge trägt und immer sagt, was sie denkt. Manchmal haben wir uns gestritten bis aufs Blut.“

Doch so schnell, wie sie sich streiten, so schnell versöhnen sie sich auch. „Nena war nie nachtragend.“ Sie seien, hat ein guter Freund mal gemutmaßt, nur so lange zusammen gewesen, weil sie immer wieder vergaßen, dass sie sich ja eigentlich trennen wollten. Wahrscheinlich hatte er Recht.

Sie hatte auch Affären

Zusammen schreiben sie Popgeschichte, erobern Japan und die USA. Nach außen steht meist die Sängerin im Mittelpunkt, untereinander aber gibt es nie Zweifel daran, dass Nena eine Band und keine Solokünstlerin ist. Diese Band wird gefeiert, feiert den Erfolg. Mit allem, was so dazu gehört. Auch mit bewusstseinserweiternden Substanzen. Brendel probiert einiges aus, bleibt aber nirgendwo hängen. Nena probiert gar nicht. Sie ist auch ohne Drogen gut drauf. „Naturstoned“, nennt ihr Ex-Freund so etwas.

Aber sie hat Affären, die sie Brendel später beichtet. Von Markus, dem NDW-Sänger, mit dem sie einen Film dreht, hat er geahnt. „Aber Udo Lindenberg? Das hat mich umgehauen.“

Keine „dreckige Wäsche“ waschen

Als der Erfolg 1987 nachlässt, zerbricht die Beziehung. Aber die beiden bleiben Freunde. Deshalb hat Brendel das Buch auch nicht heimlich geschrieben, sondern Nena das Manuskript vorab geschickt. Und sie hat nur ein paar Zitate anders in Erinnerung gehabt.

Er habe ja auch nie vorgehabt, „dreckige Wäsche zu waschen“, sagt Brendel, Warum auch? „Wir haben viele gute Sachen zusammen erlebt. Und mit Nena war es nicht einen Tag langweilig.“