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Mainzer Tobias Mann wechselte vom Karneval zum Kabarett

Mainzer Tobias Mann wechselte vom Karneval zum Kabarett

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Verleihung Bayerischer Kabarettpreis
Er wurde groß mit „Mainz bleibt Mainz“. Doch dann machte Tobias Mann rüber zum Kabarett. Seine Beweggründe verrät der 38-Jährige im Interview.

Düsseldorf. 

Karneval und Kabarett sind für viele verschiedene Paar Schuhe. Tobias Mann allerdings kann in beiden gut laufen: Jahrelang tobte er bei „Mainz bleibt Mainz“ über die Bühne, jetzt ist der 38-Jährige als Kabarettist ohne Elferrat unterwegs. Im Interview spricht er über den Unterschied von Kabarett und Karneval.

Nicht alle Karnevalisten verfügen über einen so geschliffenen Wortwitz wie Sie, Herr Mann.

Tobias Mann: Es schmeichelt mir natürlich, wenn Sie das so sehen, wenngleich man aber betonen muss, dass gerade in der Mainzer Fastnacht im Allgemeinen die Texte auf einem vergleichsweise hohen Niveau sind. Mein Beitrag daran ist nun aber schon lange her. 2005 habe ich zum letzten Mal bei „Mainz bleibt Mainz“ auf der Bühne gestanden.

Warum sind Sie denn weggegangen?

Mann: Zum einen hatte ich entschieden, mich als Berufskomiker zu verdingen, wodurch man in der weitgehend unkommerziellen Mainzer Fastnacht im Prinzip fehl am Platz ist. Zum andern habe ich die Herausforderung eines abendfüllenden Programms gesucht. Auch musste ich mich immer mal wieder für meine Fastnachtsbeiträge rechtfertigen, die von manchem Verantwortlichen als zu verrückt, zu durchgedreht zu „unfastnachtlich“ bezeichnet wurden. Als ich mal ein Tiermusical gespielt habe, hieß es da zum Beispiel „Also diese Geschichte mit der Kuh versteht doch kein Mensch“.

Komisch, dass die Karnevalisten ihren Nachwuchs so vergraulen.

Mann: Ja, es ist eine Crux: Einerseits brauchen sie dringend Nachwuchs, andererseits blockieren sie durch übertriebenes Festhalten an Traditionen zukunftsträchtige Entwicklungen.

Aber ein bisschen politisch ist Karneval doch auch, wenn man die Büttenreden hört, kriegen die Politiker doch oft einen drüber.

Mann: Vor allem in Mainz ist man sogar sehr politisch. Unsere Kernkompetenz ist die politisch-literarische Fastnacht. Man muss allerdings dazu sagen, dass viele politische Redner dort im Gegensatz zum Kabarett eher eine konservative Haltung haben.

Die Gesetze der Komik sind aber sicher ähnlich, Witz ist Witz. Es geht doch immer darum, dass die Pointen sitzen, oder?

Mann: Natürlich, die Funktionsweise einer Pointe ist im Karneval und im Kabarett schon sehr ähnlich. Die formalen Regeln von Humor gelten hier wie da. Letztlich ist ja sogar die Basis von beidem die gleiche: Sowohl Fastnacht als auch Kabarett hat seit jeher etwas mit dem Aufbegehren gegen die Obrigkeit zu tun.

Man hört, der Karneval hat sie schon früh erwischt.

Mann: Auf jeden Fall. Als Mainzer hat man gar keine andere Chance. Mit zwölf Jahren stand ich schon auf der Bühne. Fastnacht hatte mich total fasziniert.

Was gefällt Ihnen so sehr an dem ganzen Humtata?

Mann: Jede Kunstform, mit der man Menschen zum Lachen bringen kann, hat schon mal meine Sympathie. Auch verkleide ich mich sehr gerne.

Als was gehen Sie denn so?

Mann: Ich mag Klassiker wie Pirat, Vampir oder Clown. Zuletzt bin ich allerdings ganz in grün als Hulk gegangen.

Fühlen Sie sich dann auch als Hulk?

Mann: Naja, das ist mit Hühnerbrust und einem friedlichen Gemüt eher schwierig. Ich mag dabei mehr die Ironie, die zusammen mit dem Narren in einer Verkleidung steckt. Wobei ich zumindest auf der Bühne schon hin und wieder zum verbalen Hulk mutiere.

Klingt das nach einem schönen Ausgleich zum Job.

Mann: Ja, wir rennen ja alle den aktuellen Themen hinterher, checken Mails und arbeiten uns durch die Nachrichtenmeldungen in den Onlinediensten. Man hat gar keine Zeit mehr, das Gelesene ordentlich zu reflektieren. Das stört mich am meisten. Gerade bei Themen wie Pegida, Ukraine oder Griechenland muss man sich auch mal Zeit nehmen, die Dinge einzuordnen und zu durchdenken. Abschalten kann ich als Cineast am besten im Kino oder als Vater, wenn ich mit meinem Sohn wieder einmal eine seiner unzähligen Bastelideen umsetze.

Was ist für Sie das besonders Tolle an Ihrem Beruf?

Mann: Mit Humor arbeiten zu dürfen! Das ist ein Privileg, Außerdem konnte ich mein Hobby zum Beruf machen. Allerdings gibt es ein Problem: Jetzt habe ich kein Hobby mehr.