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Horst Krause – Ein Berliner Brummbär

Horst Krause – ein Berliner Brummbär

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Krüger aus Almanya Foto: ARD Degeto/Anil Cizmecioglu
Als Dorfpolizist im „Polizeiruf 110“ wurde er zur Legende: weil er ein wenig aus der Zeit gefallen wirkt. Ähnlich funktioniert die Komödie „Krüger aus Almanya“.

Berlin. 

Um elf sind wir verabredet, und um Punkt elf klingelt das Telefon. Schnell wird klar, dass Pünktlichkeit für Horst Krause kein Zufall ist, keine lästige Übung, sondern eine Lebenseinstellung, die ihm in Fleisch und Blut übergegangen ist. Krause ist Preuße, und der 73-jährige Berliner lebt Preußentum im besten Sinne. Im Gespräch wirkt er anfangs knurrig. Doch bald hat sich der Schauspieler warm geredet, und seine Stimme raspelt längst nicht mehr rau, Krause, so scheint es, hat Vertrauen gefasst.

InfoElke Rössler und Marc-Andreas Bochert haben dem bekennenden Volksschauspieler eine Rolle auf den Leib geschrieben, die ihm so gut steht wie die Hosenträger, die Krause offenkundig zu seinem Markenzeichen erhoben hat. Am Samstag heißt Krause Krüger – „Krüger aus Almanya“ (ARD, 20.15 Uhr). Türkische Gastfreundschaft lächelt die Vorurteile eines Berliner Brummbärs einfach hinweg – des Widerspenstigen Zähmung, zeitgemäße Version.

Der wohl einzige Fernsehpolizist in Uniform

Ein großes Publikum kennt Krause allerdings als Krause, Horst Krause. Vor 13 Jahren, im Jahr 2002, tauchte er erstmalig als Brandenburger Dorf-Bulle in der Krimi-Reihe „Polizeiruf 110“ auf. „Dieser Polizist“, erzählt der Schauspieler bescheiden, „ist eine Idee von (Regisseur) Bernd Boehlich. Er hat diese Figur erfunden; er hat mich besetzt.“ Dass sie schnell zu einer Krimi-Ikone wurde, ist jedoch Krauses Werk. In seinen besten Momenten spielt kaum eine Rolle, wer ihm als Partnerin zur Seite steht.

Dafür gibt es gute Gründe. Es fängt damit an, dass Fernsehfahnder Krause als so ziemlich als einziger Vertreter seiner Berufsgruppe Uniform trägt. Er verkörpert schon äußerlich staatliche Autorität in den Dörfern im Berliner Umland, gemildert durch sein massiges Äußeres und sein freundliches Gesicht. Dass Krause obendrein mit einem alten BMW-Motorrad plus Seitenwagen und Hund durch die Gegend juckelt, gibt seinen Krimis etwas Gemächliches, liebenswert Altmodisches. Auf diese drei Elemente – Uniform, Motorrad und Hund – wird Krause immer wieder angesprochen, wie er gern erzählt.

„Ich habe Schäferhunde ausgebildet“

„Als Jugendlicher war ich bei einer Hundesportgruppe, ich habe Schäferhunde ausgebildet“, erinnert sich Krause. „Außerdem habe ich einen Motorrad-Führerschein, den musste ich damals, 1962, aus beruflichen Gründen machen.“ Nach einer kleinen Pause schiebt Krause amüsiert nach: „Dabei habe ich nie ein Motorrad gehabt.“

Die Geschichte mit dem Führerschein stammt Krauses früherem Leben. Vor seiner Zeit als Schauspieler hat er Dreher gelernt. Seine ersten Berufserfahrungen machte der gebürtige Westpreuße im VEB Brandenburger Traktorenwerke.

„Dem System trauere ich auf keinen Fall hinterher“

VEB, Volkseigener Betrieb, eine typische DDR-Institution. An den untergegangenen zweiten deutschen Staat hat Krause zwiespältige Erinnerungen. „Dem System“, sagt Krause, „trauere ich auf keinen Fall hinterher. Das war für mich ein Statthalter-Staat. Honecker war eingesetzt von der Sowjetunion.“ Dennoch verdammt Krause nicht alle Ost-Einrichtungen – wie ein einheitliches Schul- und Gesundheitssystem.

Er arrangierte sich letztlich mit dem untergegangenen Staat, zumal er dem Arbeiterjungen eine Schauspiel-Ausbildung ermöglichte.

„Wende hat mir nur Gutes gebracht“

Das Ende der DDR erlebte Krause auf der Bühne: „Ich war damals in Dresden am Theater.“ Im Rückblick sagt er mit frohem Unterton in der Stimme: „Die Wende hat mir nur Gutes gebracht.“

Viele Ost-Bürger erlebten vor allem die neugewonnene Reisefreiheit als Segen. Krause nicht. „Eigentlich bin ich ein Reise-Muffel“, bekennt er offen. Vielleicht erklärt genau das das bemerkenswert große Echo auf den Film „Schultze gets the blues“. Krause verkörpert in dem Road-Movie, das 2004 im Kino lief, einen ostdeutschen Vorruheständler, der plötzlich wissen will, wo der Blues herkommt – und sich unvermutet im Süden der USA wiederfindet. Der Ostdeutsche wirkt dort genauso sympathisch aus der Zeit gefallen wie die Menschen, die er trifft. Bei „Krüger aus Almanya“ funktioniert es ähnlich.

Samstag, 11. April, ARD, 20.15 Uhr