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Hinnerk Schönemann geht als Tierarzt auf Mörderjagd

Hinnerk Schönemann geht als Tierarzt auf Mörderjagd

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Nord bei Nordwest - Käpt'n Hook_Pressebild_ARD Foto: Gordon Timpen/NDR
Und noch ein Regionalkrimi. Hinnerk Schönemann ermittelt als Tierarzt in einem Mordfall mit dem typischen trockenen Nord-Humor. Aber der ARD-Film hat weit mehr zu bieten. Er lässt sich Zeit, die Figuren vorzustellen – und manche erweisen sich als echte Charakterstudien.

Hamburg. 

Schwanitz ist das, was manche wohl als Ende der Welt bezeichnen würden. Kaum Kriminalität und auch sonst nichts los. Geneau der Ort, den Hauke Jacobs (Hinnerk Schönemann) sich vorgestellt hat. Einen Kutter hat er sich gekauft oben an der Küste, will sich als Tierarzt niederlassen und die Vergangenheit vergessen, in der er Polizist in Hamburg war. Aber kaum ist er angekommen, gib es Tote. Und bald muss Peters machen, was er eigentlich nie mehr machen wollte: Ermitteln. So fängt es an, „Nord bei Nordwest“ (ARD, 20.15 Uhr), das, wenn die Quoten stimmen, zur Serie werden soll.

Das Böse schleicht sich auf leisen Sohlen an

Noch ein Provinz-Krimi also? Ja, aber einer der anders ist. Einer, der anfangs trotz der Toten eigentlich gar kein Krimi ist, sondern eher die Charakterstudie eines Mannes auf der Suche nach Freiheit und Ruhe. Blicke aufs Meer fängt Kamerafrau Eeva Fleig ein und blühende Rapsfelder in weitem Land. Das Tempo ist gemächlich, das Böse schleicht sich auf leisen Sohlen an. So bekommen die Figuren Zeit und Raum, sich vorzustellen, manchmal sogar sich zu entwickeln.

Skurril kann man manche von ihnen nennen, allen voran Hauke Peters, für den Schönemann seinen Stil zu spielen leicht variiert hat. Seine Figur spricht nicht viel, bringt die Sätze meist aber zumindest zu Ende. Und der Blick ist nicht mehr nur fragend, sondern manchmal auch wehmütig. Dennoch ist „Käpt’n Hook“ – so der Titel der ersten Folge – weit entfernt davon, melancholisch zu sein.

Auch weil Drehbuch-Autor Holger Karsten Schmidt („Mord in Eberswalde“) und Regisseur Marc Brummund dem Ex-Polizisten gleich zwei starke Charaktere zur Seite gestellt haben. Da ist die rothaarige Jule (Marleen Lohse), aufgedrehte Tierarzthelferin, die redet, als würde sie pro Silbe bezahlt. Und da ist Lona Vogt (Henny Reents), ebenfalls rothaarig, Leiterin und einzige Besetzung der örtlichen Polizeiwache. Sehr spröde, nicht dumm, aber manchmal überfordert, wenn echte Verbrecher ihr Dorf heimsuchen. Es ist ein Trio, bei dem – wie es so schön heißt – die Chemie stimmt.

Umrahmt wird es von Figuren, die man so erwartet bei einem Küstenkrimi. Mundfaul, bodenständig, unaufgeregt. Hier und da gibt es vielleicht ein Klischee zu viel, im Großen und Ganzen aber sind alle Rollen wunderbar passend besetzt.

Der Film beginnt langsam – und nimmt immer mehr Fahrt auf

Da stört es kaum, dass der eigentliche Kriminalfall über zwei aus einem russischen Waisenhaus entführte Mädchen eher in die Kategorie 08/15 gehört.

Gelöst wird er ungewöhnlich und durchaus mit Humor, der aber nie in Albernheit ausartet. Ja, und am Ende wird es sogar spannender, als die ersten 75 Minuten es vermuten lassen. Für das Finale in einem einsamen Bauernhof, das übrigens kein komplettes Happy End bietet, darf man sogar das Wort actionreich in den Mund nehmen.

Schwanitz mag dann auch kein Ort sein, in dem man leben möchte. Einen regelmäßigen Besuch „Nord bei Nordwest“ aber, den könnte man sich schon vorstellen. Zumindest, so lange dieser ungewöhnliche Tierarzt dort praktiziert.