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„Hanna Hellmann“ – wie ein alter Heimatfilm, nur schlechter

„Hanna Hellmann“ – wie ein alter Heimatfilm, nur schlechter

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Foto: Erika Hauri/ZDF
Im Fernsehen hat das Grauen einen Namen. Es heißt Hanna Hellmann. Fast alle sprechen Hochdeutsch in der Alpen-Schmonzette. Nicht nur das kommt einem spanisch vor.

„Hanna Hellmann“ wird als „neue Heimatfarbe“ angepriesen. Nach 90 Minuten altbackener Schmonzette fragt man sich, was genau das ZDF eigentlich unter „neu“ versteht und wünscht sich den „Bergdoktor“ zurück – alles ist vergeben!

Manchmal verenden mit großem Donner angekündigte Revolutionen eben im braven Bauerntheater. Fast alles ist hier wie gehabt. Auch eine Frau als Hauptfigur gab es schon öfter im Heimatfilm, und der sichtbare Stolz auf solch eine „mutige“ Entscheidung verrät viel über ein angestaubtes Rollenbild.

Schon die Einführung der „Hanna Hellmann“ (gespielt von Diana Staehly) als Serienheldin wirkt missglückt. Der Heiratsantrag des Freundes hat das arme Mädchen so aus der Fassung gebracht, dass es aus der großen Stadt in die Berge flieht, sich dort sinnlos besäuft und mit einem Filmriss in einer Berghütte aufwacht. Boah. Da muss man erst mal drauf kommen.

Mit schwarzer Unterwäsche durch die Kaiseralm-Hütte

Zum Auftakt marschiert die Hanna dann ausgiebig in schwarzer Unterwäsche durch den Gastraum der Kaiseralm-Hütte, sehr zum Vergnügen des Stammtischs, der als einziger in diesem Drama Tiroler Dialekt beherrscht.

Alle anderen, Wirtin, Bürgermeister, Wanderer, wirklich alle, außer vielleicht den finnischen Touristen, die zu den Klängen von Madness „Road to Cairo“ auf den Tischen tanzen, sprechen Hochdeutsch, was gut für den Zuschauer, aber ganz schlecht fürs nötige Lokalkolorit ist.

Schwarze Unterwäsche wird uns in der Folge übrigens in regelmäßigen Abständen vorgeführt. Nichts gegen schwarze Unterwäsche, und Diana „Hanna“ Staehly trägt sie auch wirklich sehr adrett, aber dramaturgisch bringt sie die träge Story nicht auf Trab.

Mal hält die Dorfjugend die Vorführungen dann mit dem Handy fest (Boah, die haben Handys da oben in den Bergen und können damit sogar fotografieren!), und wenn dann irgendwann ein Bergsee ins Bild kommt, denkt man: Gleich wird die Hanna da bestimmt reinspringen, und zack, schon hat sie das Dirndl von sich geworfen und hüpft ins kühle Nass, in schwarzer Unterwäsche.

Am Ende wird alles gut

Die Geschichte ist banal, wie leider so oft in einem Genre, in dem so viel Kraft, Emotion, Authentizität schlummern. Die Hüttenwirtin hat sich mit ihrem versoffenen Bruder verkracht, der gewalttätige Vater war aber schuld, der Bürgermeister ist wie immer ein verschlagener Geschäftemacher, der die unschuldige Bergwelt mit einem Lift verunzieren will, und auch der schmucke Bergführer darf nicht fehlen.

Er heißt Allesandro und rettet alles, was ihm in den Weg kommt, gern auch bei schlechtem Wetter.

Am Ende wird alles gut. Hanna entscheidet sich für ein Leben in den Bergen, übernimmt die Hütte, empfiehlt sich als Schlichterin für Streitsachen im Dorf – „Schiedsmann/frau“ gibt es eben auch im österreichischen Rechtssystem – und als man schon beim Blick übers herrliche Alpenpanorama dankbar auf den Abspann wartet, taucht ein neues Gesicht auf der Alm auf: der Freund, der mit dem Heiratsantrag, einer aus der bösen Stadt, denn schon am nächsten Donnerstag steht Folge zwei auf dem Programm. Da sind wir aber gespannt.

Fazit: Heimatfilm nach altem Muster, nur schlechter in Szene gesetzt. Hohe Berge, wackere Buam, Mädels im Dirndl. Eine Chance wird verschenkt.

Wertung: Einer von fünf Sternen

TV-Premiere, Donnerstag, 12. März, 20.15 Uhr, ZDF