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Freibäder machen Front gegen extralange Badehosen

Freibäder machen Front gegen extralange Badehosen

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Foto: ddp

Berlin. 

Teenager finden XXL-Badehosen cool, Bademeister eher unhygienisch. In manchen Freibädern sind die extralangen Badehosen neuerdings sogar verboten. Eine einheitliche Kleiderordnung fürs Baden gebe es nicht, erklärt Joachim Heuser vom Bundesverband Öffentliche Bäder in Essen.

Sie ist knallbunt, schlabberig und unglaublich lang: Wenn Mann dieser Tage die Badehose einpackt, greift er gern zu wadenlangen Bermudashorts. Teenager finden den XXL-Look cool, Bademeister eher unhygienisch. Sie trauern den Zeiten hinterher, als sich Deutschlands Männer noch in hautenge Speedo-Badehosen zwängten. In manchen Freibädern sind die extralangen Badehosen neuerdings sogar verboten. Modeexperten glauben, das sich das Problem von selbst löst. Denn seit James Bond vor einer Weile mit knackig-kurzen Badeshorts aus den Fluten stieg, darf Mann wieder Bein zeigen.

Eine einheitliche Kleiderordnung fürs Baden gebe es nicht, erklärt Joachim Heuser vom Bundesverband Öffentliche Bäder in Essen. (Foto: ddp)
Eine einheitliche Kleiderordnung fürs Baden gebe es nicht, erklärt Joachim Heuser vom Bundesverband Öffentliche Bäder in Essen. (Foto: ddp)
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Viele junge Männer folgen beim Badehosenkauf allerdings immer noch der Devise: je länger, desto besser – auch in Allstedt in Sachsen-Anhalt. Zum Unmut der örtlichen Bademeister, die die extralangen Schwimmhosen untersagten. Ein Aushang im Freibad legt fest, dass der Badehosensaum nicht über das Knie ragen darf. Teenager und Eltern laufen Sturm gegen den neuen Dresscode, und sogar im Stadtrat wird dieser Tage über Badehosenlängen gestritten.

„Unterhose darunter und duschen nicht mal richtig“

Kerstin Gahler von den Allstedter Bäderbetrieben kann die Aufregung nicht verstehen. In ihren Augen sind die Wadenschmeichler inakzeptabel, weil sie das Wasser verschmutzen. «Viele Freibadbesucher tragen sogar noch eine Unterhose darunter, duschen nicht mal richtig und gehen dann, so wie sie sind, ins Wasser», klagt sie. Von den Bademeistern weiß sie, dass sich schon fünfjährige Schwimmanfänger mit langer Badehose in die Fluten stürzen – obwohl der vollgesogene Stoff beim Schwimmen behindert.

Badespaß in Essen. (Foto: ap)
Badespaß in Essen. (Foto: ap)
Foto: AP

In den meisten Freibädern und Schwimmhallen stehen die langen Badehosen noch nicht auf dem Index. Eine einheitliche Kleiderordnung fürs Baden gebe es nicht, erklärt Joachim Heuser vom Bundesverband Öffentliche Bäder in Essen. Die meisten Badeordnungen legten lediglich fest, dass im Wasser Badebekleidung getragen werden muss – wie die genau auszusehen hat, werde am Beckenrand entschieden.

„Niemand schwimmt gerne neben einem Taschentuch her“

Heuser plagen mit Blick auf die XXL-Badehosen nicht so sehr hygienische Bedenken. Vor einigen Jahrzehnten – als auch noch der Badekappenzwang galt – sei das etwas anderes gewesen. Heutzutage aber seien spezielle Siebe im Einsatz, die Fasern und andere Verschmutzungen effektiv herausfilterten. Ein Dorn im Auge sind ihm vor allem die Taschen der Badeshorts. «Der größte Nachteil ist, dass etwas in den Taschen vergessen wird und dann im Becken landet. Niemand schwimmt gerne neben einem Taschentuch her», sagt er.

Und es gibt noch einen Grund, warum die Badbetreiber die langen Badehosen nicht gerne sehen. Durch vollgesogene Badeshorts werde viel Wasser aus dem Becken getragen, sagt Heuser. Es wieder aufzufüllen, koste Geld.

„Gerade Teenager finden die Dinger großartig“

Der modebewusste Mann taucht mit sogenannten «Retro-Shorts» ab. Spätestens seit Daniel Craig im 007-Streifen «Casino Royale» mit solchen knappen Badeshorts aus dem Wasser watete, geht der Trend wieder in Richtung Mini. (Foto: ddp)
Der modebewusste Mann taucht mit sogenannten «Retro-Shorts» ab. Spätestens seit Daniel Craig im 007-Streifen «Casino Royale» mit solchen knappen Badeshorts aus dem Wasser watete, geht der Trend wieder in Richtung Mini. (Foto: ddp)
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Doch noch sind die ursprünglich von US-Surfern getragenen «Boardshorts» nicht aus deutschen Freibädern wegzudenken. «Gerade Teenager finden die Dinger großartig», wundert sich Ole Mlodzian, Moderedakteur bei «Men’s Health» in Hamburg. Auch beim Sportartikelhändler «Sport Scheck» greifen junge Kunden gerne zur mindestens knielangen Badehose, wie eine Einkäuferin bestätigt. Und die Auswahl ist groß: Vom Karomuster über die Blumenranke bis zur Knallfarbe ist alles zu haben.

Der modebewusste Mann taucht allerdings mit sogenannten «Retro-Shorts» ab. Spätestens seit Daniel Craig im OO7-Streifen «Casino Royale» mit solchen knappen Badeshorts aus dem Wasser watete, geht der Trend wieder in Richtung Mini. «Klassische Shorts sehen eigentlich bei jedem Mann gut aus», schwärmt Modeexperte Mlodzian. Männer mit Waschbrettbauch und einem guten Selbstbewusstsein dürften sogar wieder zur hautengen Badehose in Slipform greifen. Bond-Darsteller Craig scheint allerdings eher ein Anhänger der XXL-Bademode zu sein. In einem Interview gab er an, nie wieder in knapper Badehose auftreten zu wollen. (afp)