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Forscher erfinden „zweite Haut“ für jugendliches Aussehen

Forscher erfinden „zweite Haut“ für jugendliches Aussehen

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1491520094F5D3EE-026.jpg Foto: dpa
Silikon-Gel soll Gesicht und Armen wieder jugendliches Aussehen verleihen. Diese Erfindung könnte Schönheits-OPs überflüssig machen.

Cambridge/Berlin. 

Es klingt nach einer echten Revolution, die das Aussehen von Männer und Frauen für die nächsten Jahre entscheidend prägen könnte. Eine Gruppe von US-Forschern hat zehn Jahre lang nach einer Möglichkeit gesucht, Alterserscheinungen im Gesicht und am Arm zu vermindern. Jetzt haben sie Lösung gefunden: Mit einer dünnen Schicht aus Silikon-Polymeren sollen Tränensäcke und faltige Oberarme der Vergangenheit angehören. Dieser Film lege sich auf das Gewebe wie eine „zweite Haut“. Das zumindest schreiben die Autoren des renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in dem Fachmagazin „Nature Materials“.

Die dort abgedruckten Bilder von Vorher-Nachher-Vergleichen zeigen demnach deutlich weniger Fältchen in den Gesichtern der Frauen, die sich mit dem Präparat behandeln ließen. Das Silikon wird flüssig aufgetragen und bildet einen luftdurchlässigen Film, sagt Robert Langer vom MIT in Cambridge. Dieser gebe der Haut jugendliche Elastizität zurück und verhindere Feuchtigkeitsverlust – beides wichtige Argumente einer ganzen Industrie.

Deutsche geben bis zu 1,8 Milliarden Euro für Schönheits-OPs aus

Lag der Umsatz mit Hautpflegeprodukten in Deutschland vor fünf Jahren bei 2,8 Milliarden Euro, hat er 2015 rund 3 Milliarden Euro erreicht. Für Schönheits-OPs geben Deutsche laut Schätzungen bis zu 1,8 Milliarden Euro pro Jahr aus. In den USA ist die Zahl der Eingriffe sechsmal höher.

Für Anya Miller, Dermatologin und Hautexpertin aus Berlin, klingt die Meldung nach Science Fiction. Sie bremst den Jubel etwas: „Ich hätte noch viele Fragen an das Produkt.“ Ob eine Langzeitwirkung oder allergische Reaktionen bestehe, ob Substanzen abgegeben werden, und besonders wichtig: Wie atmet die Haut? „Aus der Wundheilung gebe es durchaus viel Erfahrung mit ähnlichen Produkten“, sagt sie weiter. „Bisher wurden diese aber nicht in der Kosmetik eingesetzt.“

Eine Markteinführung in Europa dauert noch Jahre, so Experten

Das ist der Haken der veröffentlichten Studie – sie beinhaltet nur erste Tests, in denen die Wirkung bewiesen werde. Zwar schreiben die Forscher, das Material sei kaum spürbar und irritiere die Haut nicht. Aber die Anzahl der Probanden ist noch zu gering. Das MIT-Team hat mehr als 100 verschiedene Polymere aus Sauerstoff- und Silikon-Atomen in dehnbaren Netzen getestet, von denen einige vor allem in puncto Elastizität gut abgeschnitten. Für alle, die jünger und makellos aussehen wollen, könnte das Gel Schönheits-OPs überflüssig machen.

Sollte dieses Silikon tatsächlich so gut funktionieren, könnte es den Hautpflegemarkt revolutionieren, sagt Rainer Hoss, Geschäftsführer vom Hautzentrum „Dermedis“ in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln und München. „Grundsätzlich ist es eine Möglichkeit, optisch einen kurzfristigen Effekt zu erzielen.“ Viele sichtbare Probleme könnten so überdeckt werden, wie Falten, Rötungen oder Pigmentierungen. Das betreffe längst nicht nur Frauen. „Es ist nach wie vor ein wachsender Markt“, sagt Hoss, „vor allem stellen wir inzwischen eine wachsende Nachfrage von Männern im Alter von Mitte 20 fest.“

Anya Miller sieht in dem Produkt eine Ergänzung für die bisherige Behandlung. „Diese Silikon-Netze eignen sich vermutlich eher für das Verstärken von weichen Regionen, in denen die Haut mit dem Alter ihren Halt verliert.“ Das sei unter den Augen der Fall, zwischen Nase und Mundwinkel oder an den Wangen, wo sich die Fettkörper absenken – aber auch am Oberarm. „Dort könnte diese zweite Haut wie ein unsichtbarer Kompressions-Strumpf wirken, das wäre eine echte Neuheit.“ Die Berliner Hautexpertin rechnet nicht mit einer baldigen Markteinführung. „Wir haben strenge Bedingungen in Europa“, sagt sie, „und das ist gut so.“ Bis es zum Einsatz kommt, braucht es noch viele Forschungsergebnisse. „Die Haut“, sagt sie, „ist schließlich ein empfindliches Organ.“