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„Die Toten vom Bodensee“ – Ermittler von der Stange im ZDF

„Die Toten vom Bodensee“ – Ermittler von der Stange im ZDF

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Die Toten vom Bodensee Foto: Hubert Mican / ZDF
Die Charaktere sind grobschlächtig, die Atmosphäre ausbaufähig: Der ZDF-Krimi „Die Toten vom Bodensee“ bietet auch Krimi-Fans wenig Erfreuliches.

Mainz. 

Krimis gehen immer, sagt man sich im Fernsehen. Quer durch eine Schneise des Schreckens zieht eine inzwischen unübersehbare Schar von Mördern, Plünderern, Brandschatzern, als befinde sich das Land noch im Dreißigjährigen Krieg. Kaum hat das Erste am sonntäglichen Tatort eine weitere Metzelei zu den Akten gelegt, liegt das ZDF bereits auf der Lauer.

Am Montag wird dort längst auch gemeuchelt, gern richtig blutig, doch irgendwann ist auch die letzte Scheußlichkeit abgearbeitet, der letzte Ermittler als Psychopath entlarvt, und dann verendet die Spannung in einer Endlosschleife. Schon wieder ein abgesäbelter Arm. Hatten wir das nicht erst letzte Woche, fragt man sich hier etwas ratlos. Stimmt. Doch der letzte abgesäbelte Arm wurde von Kommissar Clüver vor genau einer Woche am Sylter Strand entdeckt und dieser zweite abgesäbelte Arm in einem Forsthaus am Bodensee. Krimi-Deutschland ist groß, aber irgendwie uniform.

Grobschlächtige Charaktere

So unterschiedlich die Schauplätze auch sein könnten – die Fälle gleichen sich oft wie ein Ei dem anderen. Auch bei den „Toten vom Bodensee“, jetzt schon in zweiter Auflage, ist der Tatort nur Kulisse. Anders als in den atmosphärisch dichten Spreewald-Dramen oder der Duisburger Schimanski-Saga könnte diese Geschichte auch überall sonst spielen. Alles wie gehabt, auch das Ermittler-Paar. Deutscher Kommissar und österreichische Kommissarin sind wie Feuer und Wasser, werden sich aber im Laufe der Serie zusammenraufen, garantiert.

Die Charaktere sind grundsätzlich ein bisschen grobschlächtig geraten. Nicht nur die Ermittler-Prototypen von der Stange. Sympathischer Bulle (Matthias Koeberlin) wird mit wortkarger Zicke (Nora von Waldstätten) gepaart. Kennt man.

Der Micha Oberländer wirkt auch durchaus glaubhaft, aber an der Figur der Hanna Zeidler scheiden sich die Geister. Geschlagene eineinhalb Stunden stakst sie als Leder-Domina stocksteif durchs Gelände, das Gesicht versteinert, da sorgt auch die erneut eingestreute Erklärung (Eltern beim Segelunfall gestorben) nicht für Entlastung. Nora von Waldstätten wäre sicher auch als Grimassen ziehende Ulknudel eine Fehlbesetzung, aber ein bisschen Mimik täte der Sache schon gut.

Der abgesäbelte Arm gehört diesmal übrigens dem Inhaber einer Müllentsorgungsfirma. Die sind in allen deutschen Krimis Gangster und verbuddeln das giftige Zeug gern in der Scheune. Der Förster aus der Eingangsszene wiederum stirbt an Tollwut, was zunächst seinem Hund, einem ziemlich hilflos durchs Gehölz tapernden Dobermann, angelastet wird. Dazu kommen aber noch andere Verdächtige, beispielsweise ein völlig überdrehter Graf, der dem Adelsstand keine Freude machen wird, und diverse Bewohner des Forsthauses.

Fazit: Nicht immer stimmig und vor allem atmosphärisch ausbaufähig.

ZDF, 20.15 Uhr