Veröffentlicht inPanorama

Echt oder Fälschung? – Krimi um angebliches Da-Vinci-Bild

Echt oder Fälschung? – Krimi um angebliches Da-Vinci-Bild

72856153.jpg
Foto: dpa
Internationale Experten streiten darüber, ob der Fund ein echter Da Vinci ist. Aber Kunsthistoriker stören sich vor allem an Palmzweig und Krone.

Rom. 

Die Nachricht schlug mit einem großem Knall ein: Angeblich wurde ein seit 500 Jahren verschollenes Gemälde von Leonardo da Vinci gefunden. In der Schweiz, eingewickelt in weißes Papier in einem Tresor eines Geldhauses. Illegal von Italien ins Ausland geschafft. Doch stammt das Porträt der Marquise Isabella d’Este wirklich aus der Hand des Kunstgenies aus der Toskana? Kunsthistoriker äußern massive Zweifel.

Die Fakten: Da Vinci hat Ende des 15. Jahrhundertes eine Zeichnung der Mäzenin Isabella d’Este angefertigt. Zu sehen ist diese im Louvre in Paris, wo auch da Vincis berühmtestes Werk, die Mona Lisa, hängt. Dort heißt es in einer Beschreibung, dass der Renaissance-Künstler das Gemälde zu der Zeichnung nie angefertigt hat – obwohl das Isabella d’Este ausdrücklich wünschte. Woher kommt also das Bild, das nun in Lugano gefunden wurde?

„Ganz und gar untypisch für Leonardo“

Leonardo hat der schönen Isabella auf deren mehrfaches Drängen auch ein Bild „de colore” versprochen. Aber hat der chronisch Unzuverlässige sein Versprechen auch gehalten? Ist das jetzt gefundene Gemälde das „verschollene und über fünf Jahrhunderte gesuchte Werk”, wie italienische Medien hoffen? Oder hat in Leonardos Werkstatt nur jemand die kleine Zeichnung umgearbeitet?

Professor Carlo Pedretti, der seiner herausragenden Kenntnisse wegen sogar Ehrenbürger in Leonardos toskanischem Heimatstädtchen Vinci geworden ist, befand, er „zögere bei diesem exzellenten Porträtgemälde nicht, besonders im Bereich des Gesichts einen Eingriff Leonardos zu erkennen.“ Aha, für den Rest des Werks ist also alles offen.

Pedretti hatte im Herbst 2013 einen Artikel in dem Magazin „Sette“ veröffentlicht, in dem er schrieb, dass das Gemälde aufgetaucht sei und dass es da Vinci zuzuordnen sei. Stimmt es, wäre das eine Sensation. Es würde sich um das einzige Gemälde da Vincis auf Leinwand handeln, der Wert wäre unschätzbar hoch, schreiben italienische Medien. Andere Kunsthistoriker glauben aber, dass von Leonardo nur die Idee stammt, die einige Schüler fertiggemalt – und dabei auch noch missverstanden haben.

Staatsanwaltschaft ermitteltgegen etwa 70 Personen

Der Leipziger Kunsthistoriker Frank Zöllner stört sich vor allem an Palmzweig und Krone, die der Porträtierten beigegeben sind: So etwas sei „ganz und gar untypisch für Leonardo.“ Wie viele andere Kunsthistoriker auch zweifelt Zöllner an Pedrettis Urteil. „Das ist blanker Unsinn.“

Spekuliert wird, wie das Gemälde in den Tresor in der Schweiz kam. Die Zeitung „Repubblica“ schreibt, dass es in die Hände eines ehemaligen Mafiosi und einer Kunstschmuggelgruppe gefallen sei. Es sollte für 120 Millionen Euro an einen britischen Finanzfonds verkauft werden. Den ausländischen Käufern sei wohl nicht bewusst gewesen, dass das Ganze einen kriminellen Hintergrund habe oder es sich um eine Fälschung handeln könnte. Die Staatsanwaltschaft in Pesaro ermittelt gegen rund 70 Personen. (mit dpa)