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„Tatort“-Kommissar Dominic Raacke ist vom Tod fasziniert

„Tatort“-Kommissar Dominic Raacke ist vom Tod fasziniert

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Foto: Getty Images
Die Themenwoche der ARD heißt „Leben mit dem Tod“: Was passiert eigentlich, wenn wir sterben? Und warum müssen wir überhaupt sterben? Schauspieler Dominic Raacke gibt ungewöhnliche Antworten.

Essen. 

Die nächste Themenwoche der ARD steht unter dem Titel, „Leben mit dem Tod“: Was passiert eigentlich, wenn wir sterben? Und warum müssen wir überhaupt sterben? Eine Woche Themen, die zum Trauermonat November passen, die aber auf viele eher bedrückend wirken. Nicht auf Dominic Raacke. Sein Berliner „Tatort“ („Dinge, die noch zu tun sind“, Sonntag, 20.15 Uhr) ist der Auftakt zur Woche über den Tod. Raacke alias Kommissar Till Ritter spielt an der Seite einer krebskranken Kollegin. Kein einfacher Stoff für Kommissar Ritter – doch Raacke (54) geht persönlich sehr gelassen mit dem Tod um.

Sterben ist schrecklich, oder?

Dominic Raacke: Ich finde den Tod nicht nur schrecklich. Es hat doch auch etwas Befreiendes. Oder sagen wir ruhig: Erlösendes. Wenn jemand todkrank ist, dann spielt doch auch Erleichterung eine Rolle.

Die positive Seite des Todes also?

Raacke: Für mich hat der Tod auch etwas Faszinierendes. Es ist, wenn man so will, das Ende der Geburt. Es schließt sich ein Kreis. Ich finde, dieses endgültige Loslassen hat eine ganz besondere Kraft.

Aber Loslassen ist schwer.

Raacke: Man kann das üben. So in kleinen Etappen im Alltag loslassen. Sich von Dingen, die einem mal wichtig waren, zu trennen, das ist ja auch loslassen. Sein Hab und Gut neu zu ordnen. Wenn man loslässt, hat man zwei Hände frei – diesen Spruch habe ich einmal gehört, und er hat mir sehr gut gefallen.

Haben Sie schon eine Patientenverfügung?

Raacke: Nein, ich bin optimistisch, dass meine Angehörigen das in meinem Sinne regeln.

Aha. Haben Sie nur Gutes in Kliniken und mit Ärzten erlebt?

Raacke: Na ja. Ich glaube, dass Ärzte noch dazulernen können, mit alten und sterbenden Menschen umzugehen. Es geht nicht nur darum, Leben zu retten, sondern auch sterben zu lassen. Eine Lungenentzündung oder Nierenversagen sind doch die Krankheiten, die bei alten und kranken Menschen oft das Sterben einleiten. Aber in Kliniken wird dann häufig genau dagegen wieder etwas unternommen. Der natürliche Sterbeprozess wird sozusagen unterlaufen.

Verdrängen wir den Tod?

Raacke: Ach was. Man denkt doch immer an den Tod. Wenn ich ins Flugzeug steige, denke ich immer wieder – na, ob alles gut geht? Oder auf der Straße: ein Schritt weiter und die Straßenbahn hätte mich erwischt.

Es scheint, als spielt der Tod eine Rolle in Ihrem Leben.

Raacke: Klar, schon als Kind stellt man sich tot im Spiel. Ich habe mich oft tot gestellt und meine Schwester geärgert, bis die geschrien hat. Oder wenn ich daran denke, wie oft ich abends im Bett lag und darauf gewartet habe, dass das Auto meiner Eltern in die Einfahrt fährt. Man hat doch schon als Kind eine Ahnung vom Tod.

Haben Sie gar keine Angst?

Raacke: Nein, Angst habe ich nicht. Vielleicht ein wenig Unbehagen, weil man ja nicht weiß, was wirklich passiert. Warten wir’s ab!

Häufig heißt es, es gebe keine Sterberituale mehr.

Raacke: So ist das doch gar nicht. Wir brauchen welche, und deshalb haben wir auch welche. Das wie und wo wird sich möglicherweise immer mehr individualisieren, aber Rituale werden bleiben, da bin ich sicher.

Haben Sie schon einen Menschen verloren, der Ihnen nahe stand?

Raacke: Meine Mutter ist mit Ende achtzig gestorben. Ich habe es so empfunden, dass sie fühlte, genug gelebt zu haben. Schön, wenn man das sagen kann, oder?