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Darum liest man so oft von Geldfunden durch Flüchtlinge

Darum liest man so oft von Geldfunden durch Flüchtlinge

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Foto: Polizei Essen
Eine aus Syrien geflüchtete Frau findet 1000 Euro und gibt sie ab. Wieso sich derartige Meldungen häufen, aber Schwindel-Vorwürfe absurd sind.

Essen. 

Die Geldbörse war unbemerkt auf den Parkplatz eines Supermarkts gefallen, fast 1000 Euro darin. Am Tag darauf lag das Geld vor Polizisten in Essen. Eine aus Syrien geflüchtete Frau hatte es auf die Wache gebracht – und wollte nicht einmal Finderlohn. Weil sich Berichte über ehrliche Finder aus Fllüchtlingslagern häufen, gibt es immer wieder Stimmen: Zu schön, um wahr zu sein? Fremdenfeindlich eingestellte Menschen unterstellen Manipulation durch Medien und Behörden. Dabei gibt es für die Häufung solcher Meldungen Erklärungen.

Auf einmal verlieren Menschen überall in Deutschland Geld. So sah es aus, als es im Juli gleich vier Fälle Schlagzeile machten: Syrische Flüchtlinge gaben zum Teil hohe Beträge bei der Polizei ab. Das wunderte viele Menschen.

15 bis 30 Geldbörsen pro Woche im Fundbüro

Doch wer mit Fundbüros spricht, staunt mehr darüber, wie vergesslich oder unvorsichtig die Menschen sind. „Wir haben jede Woche 15 bis 30 Geldbörsen mit zwei- und dreistelligen Geldbeträgen“, berichtet etwa Ursula Feld vom Fundbüro der Stadt Köln. Jedes Jahr werden dort ein bis zwei Funde gemacht, bei denen jemand einen vierstelligen Betrag verloren hat. Ein bis zwei Funde pro Jahr allein in Köln.

An die Öffentlichkeit gelangt davon keiner. „Wir haben bisher nie die Presse informiert.“ Die gleiche Aussage im Fundbüro einer anderen deutschen Großstadt. „Könnten wir aber vielleicht wirklich mal machen“, erklärt ein Mitarbeiter. „Die Fälle taugen ja doch als gutes Vorbild und zeigen, dass die Welt gar nicht so schlecht ist.“

Polizei meldet Funde als gute Nachricht

In den Pressestellen der Polizei laufen aber viele schlechte Meldungen zusammen. Deshalb sind die Beamten dort auch besonders sensibilisiert für gute Nachrichten – und geben solche Meldungen gerne an Journalisten weiter.

Flüchtlinge, die Geld finden, gehen auch eher zur Polizei. „Vom Fundbüro haben viele doch noch nie gehört“, sagt der Leiter einer Aufnahmeeinrichtung. „Die Polizei ist die einfachere Anlaufstelle im fremden Land.“ Nur bei einem der bekannt gewordenen Fälle hatten Flüchtlinge das Geld im Rathaus abgegeben. Und das lag unweit ihrer Unterkunft.

Meldungen über ehrliche Finder veröffentlichen Polizei und dann die Medien aber nicht nur, wenn es um Flüchtlinge geht. Wir haben Fälle der vergangenen Wochen zusammengestellt.

Fälle mit Flüchtlingen als Finder bekommen jedoch mehr Aufmerksamkeit. Darauf stürzen sich auch die, für die sie ein rotes Tuch sind und die sie sammeln als Beleg für vermeintliche Manipulation. Das Portal mimikama.at recherchierte sogar Fälle, in denen Rechtspopulisten selbst Fotos verfälschten und Funde als vermeintliche Berichte in der Presse ausgaben. Ziel: Mit den „enthüllten“ Fälschungen die Glaubwürdigkeit der echten Meldungen und der Medien erschüttern.