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Auf dem Havelberger Pferdemarkt wird bereits gefeilscht

Auf dem Havelberger Pferdemarkt wird bereits gefeilscht

In Reih und Glied stehen die Miniponys und Pferde angeleint an einem grünen Metallgestell und warten auf ihre neuen Besitzer. Moritz, ein kleiner Falabella-Hengst, schaut aus seinen sanften, braunen Augen.

Havelberg (dapd-lsa). In Reih und Glied stehen die Miniponys und Pferde angeleint an einem grünen Metallgestell und warten auf ihre neuen Besitzer. Moritz, ein kleiner Falabella-Hengst, schaut aus seinen sanften, braunen Augen. Der ganze Trubel auf dem Havelberger Pferdemarkt und die potenziellen Interessenten, die hin und wieder stehen bleiben, um das zweijährige Minipony zu begutachten, scheinen dem kleinen Tier zu viel zu sein.

Für den Besitzer von Moritz, Pferdezüchter Picco Brauner, ist das Traditionsvolksfest ein fester Termin in seiner Jahresplanung. „Ich komme seit 21 Jahren hierher“, sagt er. Für seine Miniponys ist der 51-Jährige bekannt. Schon seit 30 Jahren züchtet Brauner sowohl kleine als auch große Pferde. Auf seinem Hof in Worpswede bei Bremen hat er nach eigenen Angaben insgesamt 100 Pferde, davon 40 Miniponys. Zwei Falabella-Ponys, die zu den besonders kleinen Miniponys zählen, hat Brauner schon am Mittwochmorgen, gerade einmal 15 Minuten nach seiner Ankunft auf dem Pferdehandelsplatz telefonisch verkauft. Und das obwohl der Pferdemarkt offiziell erst am Donnerstag (30. August) eröffnet wird.

Für den Handel gelten hier noch ganz traditionelle Regeln. „Auf dem Markt werden Verträge immer noch per Handschlag abgeschlossen“, sagt Brauner. Es gelte das alte Gesetz „gekauft wie besehen“. An diesen Traditionen hat sich in Havelberg seit 1750 – in dem Jahr fand der Pferdemarkt das erste Mal statt – nichts geändert. Es wird gemunkelt, dass die Tradition sogar noch weiter bis in das Jahr der Domweihe (1170) zurückgeht.

Auch an der Beliebtheit des Volksfestes, das bis zum 2. September veranstaltet wird, hat sich über die Jahre kaum etwas verändert. „Wir erwarten zwischen 200.000 und 250.000 Besucher“, sagte die Leiterin des Pferdehandelsplatzes, Sigrid Wiedenhöft. Im 21. Jahr, in dem die Großveranstaltung seit der Wende stattfindet, sollen rund 500 Pferde aller Rassen ihre Besitzer wechseln. 367 Pferde waren bereits einen Tag vor der offiziellen Eröffnung gezählt worden. Die mehr als 200 Pferdezüchter und -händler, die auf dem 3,5 Hektar großen Platz ihre Tiere feilbieten, kommen aus ganz Deutschland. „Über 95 Prozent der Händler kommen schon seit 21 Jahren“, erzählt Wiedenhöft.

Nach Angaben der Veranstalter werden zusätzlich zu den Pferdehändlern rund 700 Trödel- und Neuwarenhändler und 84 Schausteller mit 103 Fahr- und Vergnügungsgeschäften erwartet.

Nicht nur Pferde werden in Havelberg gehandelt. Hin und wieder sieht man auch Lamas, Alpakas, Hunde, Katzen und Esel. Etwas exotisch war der Markttrubel schon immer. „Früher wurden die übrig gebliebenen Töchter der Pferdehändler mit den Stuten oder Hengsten vergeben“, erzählt Wiedenhöft. Wer ein Pferd kaufen wollte, musste die Tochter gleich dazu nehmen. Heute werde dies zwar nicht mehr gemacht, zum Kuppeln sei das Fest jedoch immer noch gut. „Auch heute ist es keine Seltenheit, dass sich Paare hier kennenlernen“, sagt sie und schmunzelt.

dapd