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Anja Kling beeindruckt im ZDF als Burn-Out-Kranke

Anja Kling beeindruckt im ZDF als Burn-Out-Kranke

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Einmal Leben bitte Foto: Volker Roloff/ZDF
Beim „Herzkino“ des ZDF wird diesmal ausnahmsweise nicht gepilchert. Stattdessen geht es um einen ernstzunehmenden Konflikt. Anja Kling spielt eine Frau, die es allen recht machen will und fast daran zerbricht. Aber der Film „Einmal Leben bitte“ gibt durchaus auch Hoffnung.

Mainz. 

Natürlich geht es um Liebe, gewürzt mit ein paar hübschen Landschaftsaufnahmen und dem Konflikt um das Familienerbe – wir sind im „Herzkino“, was erwarten Sie!? Das vermutlich nicht: „Einmal Leben bitte“ (So., 20.15 Uhr, ZDF) geht tiefer als romantische Gefühle, es geht der Seele auf den Grund.

Was diesen Film von Regisseurin Franziska Meletzky vorantreibt, sind weniger Szenen von Eifer- oder Sehnsucht, es ist die Verzweiflung einer Frau (und ihrer Familie), der die Kontrolle entgleitet, die Körperbeherrschung, die Macht über sich und ihr Leben. Diagnose: Burnout.

Sie will es allen recht machen

Anja Kling, demnächst in Sat.1 als Bettina Wulff zu sehen, ist hier die Köchin Maria Bonnet, eine Frau, die alles kann: Vaters betagtes Hotel retten, Mutter alles recht machen, die Sterne vom Gastrohimmel kochen, Betten beziehen, Abflüsse reparieren, Mann und Tochter glücklich machen. Oder eben nicht. Irgendwann nämlich macht der Körper nicht mehr mit, und der Mann auch nicht.

Dabei ist der ein ruhender Pol, wie man ihn sich wünschen möchte. Filip Peeters, Schauspieler aus Belgien, hat die Statur, hat die Augen, hat das charmante, leicht schiefe Grinsen, das eine Frau auffangen könnte – und im Deutschen einen ganz feinen, kaum mehr hörbaren, aber sehr sympathischen Akzent zum beruhigenden Bass.

Der Mann hat zwar kürzlich im Stuttgarter „Tatort“ den Verbrecher gespielt, aber selbst da war er einer von der äußerlich edlen Sorte. Nur hat er als Christophe noch Lust auf das Leben, für das seine Frau keine Zeit mehr findet.

Und plötzlich auch keine Kraft. Als Maria zusammenbricht unter der Wucht der Pflichten, die sie sich selbst aufgeladen hat, ist es auch dem Zuschauer, als sei er mit Anlauf vor die Wand gefahren. Die schnellen Bilder, die den Stress aus dem Fernseher bis in den Fernsehsessel trugen, schlagen um in eine fast getragene Ruhe.

Eine erzwungene: Maria will noch, aber sie kann nicht mehr. Und das Publikum erlebt mit, wogegen sie sich anfangs sträubt, die Klinik, die Therapie, die Arbeit mit dem Psychologen, die Gespräche mit anderen Patienten. Die auch ihre Lasten zu tragen haben und, wie Maria, unendlich mühsam abtragen.

Lichtstrahlen am Ende des Tunnels

Es gehört natürlich auch an diesem Sonntag ein Art Happy-End ins „Herzkino“. Strahlendes Glück ist jedoch anders. Das Buch von Dominique Lorenz sieht aber wenigstens Lichtstrahlen vor am Ende des Tunnels, neues Licht auf das Leben, wie es leichter sein könnte, vielleicht. Es geht aufwärts, aber das Tal davor ist für diesen Sendeplatz erstaunlich unwegsam und tief.