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Vor einem Jahr starb Katharina bei Kreideabsturz auf Rügen

Vor einem Jahr starb Katharina bei Kreideabsturz auf Rügen

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Gefährliche Steilküste am Kap Arkona Foto: dpa
Es war ein Unglück, das die Bewohner der Insel Rügen schockte: Vor einem Jahr starb die kleine Katharina bei einem Kreideabsturz auf der Insel. Die Unglücksstelle ist bis heute gesperrt. Der Bürgermeister will bei der traditionellen Sturmwanderung zum Jahreswechsel auch an Katharina erinnern.

Kap Arkona. 

Die Grablichter und Blumen sind ein Jahr nach dem verhängnisvollen Tod der kleinen Katharina am Kap Arkona verschwunden. Doch das Unglück an der Nordspitze Rügens, bei dem das zehnjährige Mädchen bei einem plötzlichen Kreideabbruch am Steilküstenkliff verschüttet wurde, ist in den Köpfen der Inselbewohner und Beteiligten noch immer präsent. „Kein Kamerad wird diesen Einsatz vergessen können“, sagt Daniel Hartlieb, der damalige Einsatzleiter der Rettungskräfte.

Es sollte ein netter Urlaubsspaziergang der Familie aus dem brandenburgischen Plattenburg werden, als sich urplötzlich am Nachmittag des zweiten Weihnachtsfeiertags Tausende Kubikmeter aus dem 40 Meter hohen Kliff lösten.

Während die Mutter und ihre 14-jährige Tochter ins Wasser der Ostsee gedrückt werden und überleben, bleibt Katharina wie vom Erdboden verschluckt. Rettungskräfte suchten in den ersten Stunden nach dem dramatischen Unglück nach einem Lebenszeichen, in den Tagen danach nur noch nach dem Leichnam.

Wegen des Sturms musste die Suche nach Katharina abgebrochen werden

Sturm und die tobende Ostsee zwingen die Helfer zwei Wochen später zum Abbruch der Suche. Am 31. Januar wird endlich der Leichnam gefunden – an- oder freigespült vom starken Ostwind. Erst mit der Beerdigung der kleinen Katharina in ihrem Heimatort können die Feuerwehrleute und THW-Helfer loslassen. „Das Unglück ist verarbeitet, aber nicht vergessen“, sagt Hartlieb.

In der kleinen, vorrangig vom Tourismus lebenden Gemeinde Putgarten, zu der das Kap Arkona gehört, löste der tödliche Kreidesturz tiefe Betroffenheit aus. Der Abgang, der noch vor einem Jahr Spaziergänger zum Klifffuß führte, ist gesperrt. „Der Abschnitt ist geschlossen, weil die Bewegung des Hanges noch nicht abgeschlossen ist“, sagt der Bürgermeister der Gemeinde, Ernst Heinemann. Eine große Informationstafel mahnt vor den Gefahren und erinnert mit einem Foto vom Kreidesturz an den 26. Dezember 2011.

600.000 Tagestouristen besuchen das Kap Arkona

Dass das Unglück die Tourismusbilanz des Kaps beeinflusst hat, glaubt der Gemeindechef nicht. Rund 600 000 Tagestouristen besuchten jährlich das Kap Arkona. Die Zahlen für 2012 liegen noch nicht vor. „Wenn es einen Rückgang gibt, dann nur, weil die allgemeinen Urlauberzahlen auf Rügen sanken“, schätzt Heinemann.

Jedes Jahr nimmt sich die Ostsee durchschnittlich rund 20 Zentimeter von der Steilküste. Doch Küstenabbrüche sind nicht vorhersehbar. Jahrelang passiert nichts, dann können unvermittelt mehrere Meter in die Tiefe stürzen. „Alle Steilküsten in Mecklenburg-Vorpommern bestehen aus Lockergestein – Kreide, Sand, Geschiebemergel. Überall dort können Rutschungen generiert werden“, sagt der Leiter des Geologischen Dienstes am Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie, Ralf-Otto Niedermeyer.

An Silvestern sollen über dem Kap Arkona wieder Raketen steigen

Auf Rügen wird inzwischen intensiv diskutiert, wie mit neuen Bebauungsvorhaben in unmittelbarer Steilküstennähe umzugehen ist. Nach einer Pause im vergangenen Jahr sollen zum diesjährigen Silvester über dem Kap aber wieder Raketen steigen. Tausende Urlauber werden erwartet. Doch bei der traditionellen Sturmwanderung zum Jahreswechsel will Heinemann auch an das Unglück erinnern. (dpa)