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Mit Karl Stracke sitzt wieder ein deutscher Ingenieur auf dem Opel-Chefsessel

Opel hat mit Karl Stracke wieder deutschen Chef

Rüsselsheim. 

Von der Öffentlichkeit eher beiläufig zur Kenntnis genommen, hat Karl Stracke (54) Mitte April den Vorstandsvorsitz bei Opel übernommen. Seit 32 Jahren arbeitet der gebürtige Hesse bei Opel und der US-Muttergesellschaft General Motors (GM). Der gelernte Ingenieur hat das Steuer in voller Fahrt übernommen, mitten in der Sanierungsphase mit noch nicht abgeschlossenem Arbeitsplatzabbau und einer erst zur Hälfte bewältigten Grunderneuerung der Marke.

Mit seinem Vorgänger, dem jetzigen Europa-Chef von GM und Opel-Aufsichtsratsvorsitzendem Nick Reilly, bildet Stracke eine Doppelspitze. Reilly hatte bei seiner eigenen Amtsübernahme sofort angekündigt, den Vorstands-Job schnell wieder an einen Deutschen abzugeben.

Auch wenn Stracke ein Betriebswirtschaft-Zweitstudium absolviert hat, bleibt er der Ingenieur, der Opels verbliebene Lücken bei Technik und Modellangebot schnell ausmerzen muss. „Gute Produkte sind das A und O – und da haben wir in letzter Zeit gezeigt, was wir können“, sagt der Vater von zwei Töchtern und kündigt die Einführung von drei hochmodernen Motorenfamilien und einem modernen Doppelkupplungsgetriebe an.

Vision Brennstoffzelle

Strackes war über lange Jahre bei GM in den USA, unter anderem als Leiter der weltweiten Fahrzeugentwicklung. Sein Englisch hat einen breiten amerikanischen Zug angenommen. Der 54-Jährige ist jedoch das Gegenteil von dem, was man in Europa oft noch mit einem „Ami“ verbindet.

Jede großsprecherische Attitüde ist ihm fremd. Seine Uhr muss er schon lange tragen, so blank poliert sind ihre Ecken. Stracke, der beim Unterschreiben seinen zweiten Vornamen Friedrich weglässt, steht nicht nur dem Erscheinungsbild nach für Verlässlichkeit. Als Fertigungsdirektor im Bochumer Opel-Werk 1 von 1995 bis 1999 ist er dem dortigen Betriebsratsvorsitzenden Rainer Einenkel in Erinnerung geblieben als jemand, der an sachlichen Lösungen interessiert ist, Situationen nicht zuspitzt und mit dem es keine Auseinandersetzungen gab.

Damit das so bleibt, muss es eine Lösung für den schwierigen Arbeitsplatzabbau im Ruhrgebiet geben. Stracke: „Ich bin sehr optimistisch, dass wir für Bochum in den nächsten Wochen eine Lösung in der Einigungsstelle finden.“

Das ist doppelt wichtig, schließlich hat kein großer deutscher Autobauer in den letzten Jahren betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen. Und 2012 steht der 150. Geburtstag der Unternehmensgründung durch Adam Opel an, auch wenn der niemals Autos, sondern Nähmaschinen und Fahrräder gebaut hat. 2012 soll erstmals nach Jahren wieder Gewinn statt schlechte Schlagzeilen bringen. Mit dem an der Steckdose aufladbaren Hybridauto Ampera dürfte Opel endlich mal wieder in Führung gehen.

Und welche Auto-Vision hat Karl Stracke? „Meine Vision ist die Brennstoffzelle.“