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NRW-Verleger gehen gegen Online-Konkurrenz von ARD und ZDF vor

NRW-Verleger gehen gegen ARD und ZDF vor

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Essen. 

Die Zeitungsverleger wollen sich auch vor Gericht gegen die Konkurrenz von ARD und ZDF im Internet wehren. Christian Nienhaus, der Vorsitzende des Zeitungsverlegerverbands NRW, kündigte am Donnerstag Klagen gegen den sogenannten Dreistufentest an. Mit dem Test wird das Online-Angebot der öffentlich-rechtlichen Sender überprüft. Das Verfahren sei nach Auffassung der Verleger „nicht rechtskonform“, sagte Nienhaus bei der ZVNRW-Jahreshauptversammlung in Meerbusch bei Düsseldorf.

„Was uns Sorge macht ist, dass sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk in seinen Internetaktivitäten sehr konvergent zu uns entwickelt“, sagte Nienhaus. Die Verlage werfen ARD und ZDF vor, mit ihren Online-Artikeln „presseähnliche“ Angebote zu machen, die aus Gebühren finanziert werden. Die Zeitungen müssen ihre Kosten durch den Verkaufserlös und Werbung einspielen. In einer Pressemitteilung verlangte der ZVNRW, dass die „schrankenlose Expansion des öffentlich rechtlichen Rundfunks ins Internet“ von den Gremien gestoppt werde.

Projekt „Zeitungszeit“ werde fortgesetzt

NRW-Medienministerin Angelica Schwall-Düren (SPD) sagte, die Landesregierung wolle die Zeitungsvielfalt in Nordrhein-Westfalen erhalten. „Das ist uns ein ganz wichtiges Anliegen.“ Schwall-Düren bot den Verlegern einen Dialog über Rundfunkfrequenzen, Innovation auf dem Medienmarkt und andere Themen an. „Wir wollen die Rahmenbedingungen verbessern.“ Zusagen an die Verleger in Sachen Internetaktivitäten von ARD und ZDF machte sie aber nicht.

Schwall-Düren kündigte an, das Projekt „Zeitungszeit“ werde fortgesetzt. Bislang bekamen mehr als 50 000 Kinder an 860 Schulen in NRW drei Monate eine Tageszeitung. Es ist bundesweit die größte Initiative von Schulen und Verlagen. Sie hat das Ziel, junge Leser für das Medium Zeitung zu gewinnen. Angesichts der aktuellen Tarifverhandlungen in der Zeitungsbranche warf Nienhaus den Gewerkschaften eine „Verweigerungshaltung“ vor.

Die Auflagen gingen zurück und das Wachstum der Werbemärkte gehe an den Tageszeitungen weitestgehend vorbei, stellte Nienhaus, Geschäftsführer der WAZ Mediengruppe, fest. Er appellierte an die Gewerkschaften, sich „der Debatte über ein zweites Tarifwerk für Berufseinsteiger konstruktiv zu stellen“.

Ein Viertel der Auflage verloren

Die NRW-Zeitungen haben in den vergangenen zehn Jahren ein Viertel ihrer Auflage verloren. Derzeit liegt sie bei knapp über drei Millionen Exemplaren täglich. „Wir haben zu kämpfen“, sagte Nienhaus. Es gehe darum, einerseits um die Werbekunden zu kämpfen und zu verhindern, dass weitere Einzelhandelsketten auf Zeitungsinserate verzichten. Zugleich gehe es darum, die Kosten zu senken. “Wir müssen uns auf die Dinge konzentrieren, in denen wir gut sind, und diese Dinge effektiver tun.“

Nienhaus forderte, frei werdende Radio-Frequenzen an den von den Verlagen mitgetragenen Radioverbund Radio NRW zu vergeben. Neben den Lokalradios will der Verbund mit einer Jugendwelle an den Start gehen. „dein.fm“ soll über Kabel, Internet und UKW verbreitet werden. (dpa)