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Muslimische Frauen – Kopftuch tragen und sexy sein

Sexy mit Kopftuch – Lifestyle für Musliminnen

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Foto: WAZ

Essen. 

Kopftuch tragen und sexy sein: Mit ihrem Magazin „Imra’ah“ hat eine 23-jährige Studentin ein Magazin für muslimische Frauen entwickelt. Schmink- und Kochtipps, aber auch Politik finden sich darin.

Kopftuch tragen und sexy sein – geht das? In den Fußgängerzonen und Shoppingmalls des Reviers wird diese Frage längst beantwortet: Da stöckeln schlanke Waden in engen Leggings, umschmeicheln bodenlange Röcke weibliche Figuren und blicken tiefschwarz-geschminkte Augen aus hübschen Gesichtern. Über allem: der Schleier, den man beinahe übersieht bei so viel Eleganz und Erotik.

Ein Trend von der Straße, den „Brigitte“, „Vogue“ und „Cosmopolitan“ jedoch bisher ignorieren. In dieser Marktlücke versucht sich nun eine 23-jährige Studentin aus dem Kreis Mettmann. Sandra Adeoye ist angehende Mediendesignerin und Herausgeberin des ersten deutschen Lifestyle-Magazins für muslimische Frauen.

Die Cover-Frau der aktuellen Ausgabe zeigt sich mit Puppengesicht, etwas doll geschminkt – und mit kunstvoll drapiertem Kopftuch. Die Schlagzeilen auf der Titelseite: „Erfolgreich im Rapper-Business mit Kopftuch – Lady Scar im Interview“, „Kohl-Kosmetik – der Augenaufschlag aus dem Orient“, „Moderne Kopftuchmode – Ausgefallene Bindetechniken“ und: „Verlosung: 3 x 1 Paket rund ums Gebet“.

Ein fertiges Heft, 75 Seiten stark

Die Idee für „Imra’ah“ (arabisch für ,Frau’) entstammt einer Semesterarbeit. Sandra Adeoye, die Mediendesign in Köln studiert, hatte sechs Monate Zeit, um ein Konzept für eine Zeitschrift zu entwickeln. Es wurde ein fertiges Heft, 75 Seiten stark. Die Texte darin hat sie alle selbst geschrieben – und so sehr an ihre eigene Idee geglaubt, dass sie auf eigene Kosten 3500 Hefte drucken ließ. „Ich hab mich gefragt, was auf dem deutschen Zeitschriftenmarkt fehlt“, sagt Sandra. „In anderen Ländern wie England oder Indonesien gibt es muslimische Frauenmagazine.“

Der Schleier als Accessoire, nur wenige können in der aufgeheizten Islam-Debatte so gelassen auf dieses Stück Stoff blicken. Sandra Adeoye kann es, vielleicht weil sie vor einiger Zeit selbst den Weg zu diesem Glauben gefunden hat und jetzt sogar mit dem Gedanken spielt, auch selbst ein Kopftuch zu tragen. Die deutsche Mutter und der afrikanische Vater sind beide Christen. Trotzdem begann Sandra Adeoye vor drei Jahren, sich mit dem Islam zu beschäftigen. Im Herbst vergangenen Jahres ist sie konvertiert. „Die Welt hat sich so verändert, ich bin wesentlich dankbarer für die kleinen Dinge in der Welt.“

Nur ein „befriedigend“

Es gibt Schminktipps in „Imra’ah“, Trends wie den Burkini, das Badekleid für die Muslima, und Rezepte aus dem arabischen Raum. Aber auch: politische Texte wie zum Beispiel über die antiislamische Pro NRW. „Das ist wichtig“, sagt Sandra Adeoye, „die Musliminnen müssen sich mehr für Politik interessieren – weil sie uns so sehr betrifft.“ Was ihr auch wichtig ist: wegzukommen vom Klischee der ungebildeten Gläubigen, die nur für die Familie da ist. In Interviews und Portraits kommen starke muslimische Frauen zu Wort, die erfolgreich im Beruf und Mutter sind.

Für ihre Semesterarbeit hat Sandra Adeoye damals nur ein „befriedigend“ erhalten. Lob und Anerkennung kamen von anderer Seite. Von Frauen, denen das Heft gefallen hat, von Bibliotheken, die nach einem Abo gefragt haben und von einer iranischen Frauenorganisation, die Sandra Adeoye für einen Medienpreis nominiert und in ihr Land eingeladen hat. Dort hat die Jung-Designerin gesehen, was ihr in Deutschland schon aufgefallen war: „Ich glaube, dass die Mehrheit selbstbewusst mit ihrem Glauben umgeht.“ Unterdrückte Frauen gebe es natürlich auch im Islam, und auch das soll Thema in einer der nächsten Ausgaben von „Imra’ah“ werden. Dennoch stört Sandra Adeoye das negative Bild ihrer neuen Religion, die ständigen Parallelen zum Terrorismus. „Islam bedeutet Frieden“, sagt sie.

Imra’ah kann man für 3,90 Euro im Internet bestellen: www.imraah.de