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Brand im Bergmannsheil ist gelöscht – Feuerwehr schockiert: „So etwas habe ich in 30 Jahren noch nicht erlebt“

Brand im Bergmannsheil ist gelöscht – Feuerwehr schockiert: „So etwas habe ich in 30 Jahren noch nicht erlebt“

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Foto: dpa

Zwei Tote und 15 Verletzte nach Brand in Uniklinik, sieben Menschen in Lebensgefahr

Innenminister Jäger: „Sehr, sehr schwierige Brandsituation“

Feuer brach um 2.35 Uhr in Patientenzimmer aus

Brand ist am Freitagnachmittag gelöscht

Die Brandursache ist noch unklar

Bochum. 

Großbrand in einem der größten Krankenhäuser im Ruhrgebiet: In Bochum-Wiemelhausen brannte seit etwa 2.35 Uhr in der Nacht der Dachstuhl der Uniklinik „Bergmannsheil“. Seit etwa 16.30 Uhr ist der Brand bis auf wenige Glutnester gelöscht.

Laut Polizei und Feuerwehr gibt es zwei Tote und 15 Verletzte (Brandverletzungen und Rauchgasvergiftungen), sieben Menschen schweben in Lebensgefahr.

Feuer brach in Patientenzimmer aus

Das Feuer brach in der sechsten Etage der Klinik aus, in einem Patientenzimmer. Eine Frau kam dort ums Leben. Gegenüber der WAZ berichtete eine Krankenschwester, die Patientin habe lichterloh gebrannt. Ein Mann starb im Nebenraum.

Thomas Schildhauer, Ärztlicher Direktor der Klinik Bergmannsheil, bestätigte zwei Todesfälle am Freitag.

Vom brennenden Zimmer breiteten sich die Flammen rasend schnell auf die ganze Station aus. In der Abteilung wurden Infekte behandelt. Auch bettlägerige Patienten hätten sich dort befunden, sagt Schildhauer.

Die Brandmeldeanlage gab um 2.45 Uhr Alarm. Bereits nach sechs Minuten seien die ersten Einsatzkräfte am Krankenhaus eingetroffen, heißt es auf der Pressekonferenz zum Brand im Bergmannsheil.

Am Krankenhaus boten sich den Einsatzkräften furchtbare Szenen: „Menschen standen am Fenster, hinter ihnen waren Flammen zu sehen“, so Gottfried Wingler-Scholz von der Feuerwehr Bochum.

Ein Patient habe sich sogar mit zusammengeknoteten Laken vom Balkon abseilen wollen.

Ein Feuerwehrmann sagte erschüttert: „So etwas habe ich in 30 Jahren noch nicht erlebt.“

Das gesamte Gebäude wurde evakuiert. Zunächst die oberen Stockwerke, dann das restliche Haus. Gegen 4 Uhr war die Klinik geräumt.

Betroffen sind insgesamt 126 Patienten. Etwa 100 von ihnen wurden vorzeitig entlassen, so ein Sprecher der Feuerwehr. Die anderen Patienten wurden auf andere Stationen verlegt.

Vier Schwerstverletzte konnten im Bergmannsheil nach dem Feuer nicht ausreichend behandelt werden. Sie wurden in Kliniken nach Aachen, Wiesbaden und Leipzig geflogen.

Das Krankenhaus sei nicht in der Notfallversorgung eingeschränkt. „Es sind keine Operationsbereiche betroffen“, betont der Ärztliche Direktor Schildhauer.

Allerdings stehe die Großküche nach dem Brand unter Wasser.

Dachstuhl komplett zerstört

Die Feuerwehr war am Freitag mit einem Großaufgebot von mehr als 200 Feuerwehrleuten im Einsatz. Auch Kräfte aus den umliegenden Städten halfen aus.

Der Dachstuhl des Krankenhauses ist komplett zerstört. Wegen der enormen Hitze des Feuers sind Fenster und Möbel geschmolzen.

Gegen 9.30 Uhr meldete die Feuerwehr bereits, das Feuer sei unter Kontrolle, aber noch nicht gelöscht.

Bis zum Nachmittag bekämpften die Einsatzkräfte das Feuer noch. Gegen 16.30 Uhr endlich war der Brand bis auf wenige Glutnester gelöscht, sagt ein Feuerwehrsprecher.

Die Statik des Gebäudes ist nicht mehr gegeben. Die Feuerwehrleute müssen sehr vorsichtig sein, wenn sie sich darin bewegen.

Innenminister Ralf Jäger war am Freitagmorgen auch vor Ort. Er sprach von einer „sehr, sehr schwierigen Brandsituation“. Wegen der Metallkonstruktion des Dachs kam die Feuerwehr nicht gut an den Brandherd.

Jäger war tief getroffen:

„Den Einsatzkräften bot sich ein furchtbares Bild. Menschen schrien um Hilfe. Das ist das Schlimmste, was passieren kann. Ans Bett gefesselt zu sein, wenn es brennt.“

Er lobte aber auch die gute Zusammenarbeit aller Behörden. „Alles hat hervorragend funktioniert. Es hätte noch tragischer enden können.“

Was war die Brandursache?

Die Brandursache ist bislang unklar. Gerüchte, nach denen eine glimmende Zigarette das Feuer ausgelöst haben soll, bestätigen die Behörden nicht. Die Polizei ermittelt.

Wegen des großen Schadens ist die polizeiliche Einsatzleitung der Polizei Dortmund übertragen worden. 400 Polizisten sind am Freitag in Bochum eingesetzt.

Es gab keine Sprinkleranlagen

Diskutiert wird nach dem Unglück unter anderem, warum es in der Klinik keine Sprinkleranlagen in den Zimmern gibt. Nach Auskunft des Krankenhauses gehören sie – anders als Brandmeldeanlagen – nicht zum Brandschutzkonzept.

Im Baukonzept aus den 80er-Jahren sei das auch keine Überlegung gewesen, sagte ein Kliniksprecher.

(lin/dpa/KDF-TV)

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