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Karibikinsel Roatán in Honduras ist Geheimtipp für Urlaub in intakter Umwelt

Karibikinsel Roatán – ein ökologischer Geheimtipp

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Vor rund 500 Jahren hat Columbus die Insel Roatán entdeckt – für deutsche Touristen ist die zu Honduras gehörende Karibik-Insel ein Geheimtipp. Geführte Dschungel-Touren und Tauchgänge werden geboten – bei hohen Umweltstandards.

Karibik. 

Oben über den Palmen balzen sie lauthals in der Meeres-Brise: eine rotblaugelbe Papageien-Dame, in aufgeregter Begleitung ihres noch farbenfroheren Vogel-Gatten. Unten aalen sich Touristen am weißen Sandstrand der West Bay: Das ist eine Touristenhochburg auf der Karibik-Insel Roatán – und ein Geheimtipp allemal.

Wenige Strand-Bars

Was auf der zu Honduras gehörenden Insel als Urlauberzentrum bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit nicht mehr als eine Ansammlung von wenigen Strand-Bars, einer dürftig überdachten Terrasse, aus der rhythmisch aufgeladene Punta-Musik hallt, drei, vier kolonial anmutenden Gästehäusern und einer flach gebauten Hotelanlage. Ähnlich das Bild im Örtchen West End, am größten ist die Hauptstadt Coxen Hole: ein kleiner Flughafen, der die Inselgruppe der Islas de la Bahia mit der Außenwelt verbindet, und der Port, wo die Kreuzfahrt-Schiffe anlegen – mehr gibt es auf Roatán nicht.

Heute herrscht auf der mit Holzhäusern gesäumten Hauptstraße Coxen Holes Hochbetrieb. Dienstags legen zwei riesige Ozeanriesen an, entlassen kontrolliert die Urlauber zum gebuchten Landausflug. Die Bar „Las Fumarolas“ gehört der jungen Wirtin Karla. Phillip aus Gummersbach ist ihr Gast und beobachtet die sonnige Szenerie: „Ich bin zum Tauchen hergekommen, ich dachte, sonst sei nicht viel los“, erzählt der Sportliche in der Hafenkneipe, die als Steg angelegt, weit ins saubere Hafenbecken hineinragt.

Strände, Hotels und das Reef – alles ist Öko

Nach geführten Dschungel-Touren und Tauchgängen, steht morgen eine Fährenfahrt an. Das Ziel: La Ceiba, die 200 000-Einwohnerstadt auf dem 65 Kilometer weit entfernten Festland. Auf dem Programm stehen Stadtbesichtigung und Gummifloßfahrt auf dem Wildwasser führenden Rio Cangrejal. Aber nicht heute, Phillip trinkt einen Schluck, denn: „Das Bier schmeckt so gut.“

Wirtin Karla kredenzt neben dem leckeren Barena-Hopfen-Gebräu auch noch gute Tipps: etwa den Badestrand am West Bay. Zudem stellt sie Phillip ihre kluge Tante Marcia vor. Die korpulente Dame mit der dicken schwarzen Hornbrille ist eine ausgebildete Biologie-Lehrerin.

Zackenbarsche, Rochen und Geweihkorallen

Seit 1996 erklärt sie bislang zumeist amerikanischen Touristen die intakte Umwelt ihrer Heimat: „Die Insel liegt direkt am Belize Barrier Reef, dem zweitgrößten Korallenriff der Welt: Zackenbarsche, Rochen oder Geweihkorallen leben und gedeihen im klaren Gewässer“, plaudert Marcia und fährt fort: „An Land ist der Kolibri der kleinste Vogel, größer ist der diebische Fregattenvogel.“

Marcia spricht ein für europäische Ohren lustig klingendes, weil Garifuna beeinflusstes Englisch. Spanisch, die honduranische Amtssprache, die auf Roatán wegen der britischen Kolonialzeit weniger verbreitet ist, spricht sie auch. Aber kein Deutsch, woher auch? Deutsche kommen bislang kaum auf die Karibik-Insel. Stolz ist die Kennerin der Flora und Fauna des Archipels über die hohen Umweltstandards: Strände, Hotels und das Reef: Überall steht Öko drauf. „Wir müssen unseren Schatz schützen,“ sagt die Einheimische. „Schließlich leben wir davon, dass Touristen bei uns Natur vorfinden.“

Stetig steigende Besucherzahlen

250.000 kommen mittlerweile pro Jahr angereist, um Leguanarten oder Äffchen zu erleben, wenn sie nicht ins Korallenriff abtauchen möchten. Freilich muss die stets steigende Besuchermasse mit plakativen Aufrufen zur Umsicht ermahnt werden. Christoph Columbus hat Roatán 1552 entdeckt. Ergriffen von dem Dschungel begrünten Bergkamm, der die Insel mittig durchzieht, soll er gerufen haben: „Grün, grün, soviel grün.“ Marcia möchte, dass es so bleibt: „Auch das Riff“, betont sie, „ist Naturschutzgebiet und unterliegt strengen Regeln.“ Phillip weiß beide Seiten der glänzenden Urlauberparadies-Medaille zu schätzen: „Gerade richtig“, glaubt er. „Genug touristische Infrastruktur, um es sich bequem zu machen, aber nicht zu viel, damit die Exotik nicht verloren geht.“

Derweil packen die Tagesausflügler am Sandstrand ihre vom großen Schiff mitgebrachten Badetücher zusammen. Die wilden Ara-Papageien krächzen lärmend weiter. Gerade so, als lachten sie in dreister Schadenfreude jene Touristen aus, die nur wenige Stunden auf ihrer schönen Insel bleiben dürfen.