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Festival „Olgas Rock“ steht nach Regentag auf der Kippe

Festival „Olgas Rock“ steht nach Regentag auf der Kippe

21.000 Fans haben am Wochenende mit Bands wie Callejon und Turbostaat in Oberhausen das 15. „Olgas Rock“ gefeiert. Aber hinter den Kulissen gibt es große Sorgen: Der verregnete Freitag hat ein dickes Minus hinterlassen. Die Zukunft des eng kalkulierten Festivals ist unsicher.

Oberhausen. 

Der Matsch reicht Fabienne bis an die Knöchel. Drei Stunden hat die 22-Jährige am Samstag im Oberhausener Olga-Park vor der Bühne getanzt, bis die letzten Klänge ihrer Lieblingsband „Callejon“ und eine Konfetti-Fontäne die 15. Ausgabe des Umsonst-und-draußen-Festivals „Olgas Rock“ beendet haben. „Mit Schlamm und Matsch habe ich selten so viel Spaß gehabt“, sagt sie und stampft kräftig mit ihren Schuhen auf die durchweichte Wiese, deren Grün man nur noch erahnen kann.

Viele der mehr als 21.000 Fans gehen am Freitag und Samstag nach rund zehn Stunden Rock, Pop, Ska, Hip-Hop, Metal und Elektro mit einem guten Gefühl nach Hause. Doch Jubelstimmung möchte hinter den Kulissen nicht aufkommen. Das Festival ohne Eintrittspreis steht auf der Kippe.

Ob im kommenden Jahr die 16. Folge von Olgas Rock auf dem Gelände der ehemaligen Landesgartenschau starten kann, ist nicht gesichert. Knackpunkt ist, wie so oft, die Finanzierung: Es geht um eine ambitionierte fünfstellige Summe, die für künftige Festivals fehlen soll.

Biene Olga sammelt bei den Fans Spenden

„Olgas Rock“ wird in Zusammenarbeit zwischen Stadt Oberhausen und dem Verein zur Förderung von Rockmusik „Rocko“ veranstaltet. Die Stadt hatte sich immer wieder zum Festival bekannt, kann jedoch aufgrund klammer Kasse nicht in die Bresche springen. Die Stadt Oberhausen musste die Zuschüsse um 10.000 Euro kürzen. Der Großteil des zweitägigen Festivals finanziert sich längst über Sponsoren, T-Shirt, CDs und den Getränkeverkauf.

„Die Ausgaben für Sicherheit, Band-Gagen und Logistik steigen“, erklärt Ingo Stöck von Rocko. „Dagegen wird es immer schwieriger, gleichwertige Einnahmen zu erhalten.“ Die Selbsthilfe setzt klein an: Das Maskottchen „Biene Olga“ wandert am Wochenende mit der Spenden-Dose zwischen Wiesen und Beeten umher. Ein Solidaritäts-Euro der Fans soll dem Festival unter die Arme greifen. Einige geben etwas, andere laufen vorbei. „Olga“ hat erst spät Feierabend.

Als am reiferen Freitagnachmittag die Duisburger Indie-Elektro-Band „Paperstreet Empire“ die Gitarren auf Betriebstemperatur bringt, setzen dicke Regenwolken die Parkanlage unter Wasser. Die heiteren Matschspiele und unfreiwilligen Fango-Packungen sind für die Fans ein Gaudi. Sie stellen das Festival jedoch vor ein weiteres großes Problem.

Immerhin 6000 Fans trotzen zwar dem sintflutartigen Regen, doch es sind letztlich weniger als die Hälfte der Vorjahresbesucher gekommen. Damit verbunden sind fehlende Getränkeeinnahmen, die „Olgas Rock“ knüppelhart treffen. Stöck: „Olgas Rock funktioniert nur über die starke ehrenamtliche Arbeit. Jedes Festival erreicht angesichts des knappen Etats mit viel Einsatz ein Plus-Minus-Null. Große Rücklagen für völlig verregnete Festivaltage gibt es da nicht.“

Es sind die Leute, die am Geschenke-Stand T-Shirts verkaufen, wie am Fließband Festival-Stoffbändchen an Schlange-stehende Fans heften – und Olgas Rock damit am Laufen halten. Auf den Wiesen nebenan küssen sich Pärchen, deren Körper über und über mit Schlamm bedeckt sind. Im Hintergrund tönt der Bass. Über die Jahre ist der Band-Auflauf im Park gewachsen. Aber glücklicherweise nie zu erwachsen geworden.

In Olgas Rock steckt viel Ehrenamt

Von dem Dilemma, in dem das beliebte Festival steckt, ahnen die Besucher beim Pendeln zwischen den beiden Bühnen am Parkrand nichts. Abgesehen von der Spenden-Biene sind die Anstrengungen zur Festivalrettung für Otto-Normal-Zuhörer bisher verborgen geblieben. Wahrscheinlich wäre vielen mulmig geworden, denn deutet man die Zeichen richtig, so gibt nur der außergewöhnlich starke Samstag den Rechnern überhaupt Hoffnung auf eine Fortführung. Sehr gute 15.000 Fans zählen die Veranstalter am regenfreien zweiten Festivaltag. Der Park ist da fest im Jubelhand – von Novizen-Rockern bis Punk-Veteranen ist alles dabei.

Von überwiegend Rock und Punk führte der Weg von „Olgas Rock“ im Laufe der Jahre auch zu vermeintlich genrefremden Stilrichtungen wie Metal und Hip-Hop. „Ohrbooten!“, „Egotronic!“, „Useless ID!“ Fragt man bei den Decken-Hockern nach, die ein halbwegs trockenes Stück Rasen ergattern konnten, so hat jeder seine Lieblinge. Viele Nachwuchs-Bands aus der Region und heutige Schwergewichte wie die Echo-Preisträger „Jupiter Jones“ oder „Triggerfinger“ haben bei Olgas Rock in der Vergangenheit gespielt.

Überlegungen über einen Eintrittspreis oder Wege bei der Suche nach einem Großsponsor werden die Diskussionen in den nächsten Tagen bestimmen. Anfang der Woche soll die finanzielle Bilanz der aktuellen Olgas-Rock-Ausgabe vorliegen. Ergebnis: völlig offen.

„Horst-Festival“ in Mönchengladbach gab auf

Zuletzt gab es für Festival-Fans kaum Grund zum Feiern: Erst vor wenigen Tagen gaben die Macher des „Horst“-Festivals in Mönchengladbach nach nur sechs Ausgaben das Aus bekannt. Ein ähnliches Schicksal würde die junge Oberhausener Kulturszene wie ein Keulenschlag treffen.