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Der teuerste Boxkampf aller Zeiten

Der teuerste Boxkampf aller Zeiten

Washington. 

Für Feliciano R. Belmonte, Sprecher des philippinischen Parlaments in Manila, war die Beurlaubung Formsache. „Emmanuel Dapidran Pacquiao ist wegen Trainingsvorbereitungen von der Anwesenheitspflicht bei den Plenarsitzungen befreit“, verfügte Belmonte, „das Prestige der Republik steht auf dem Spiel.“ Da ist was dran. Wenn der Abgeordnete Pacquiao (gesprochen: Päkio), den im Brotberuf alle Manni nennen, am 2. Mai im MGM Grand-Hotel von Las Vegas im teuersten Boxkampf aller Zeiten gegen Floyd Mayweather in den Ring steigt, kommt im pazifischen Inselreich das öffentliche Leben zum Erliegen.

Mit einem Sieg gegen den in 47 Kämpfen ungeschlagenen Weltmeister von Superfeder- bis Halbmittelgewicht aus Grand Rapids würde Pacquiao, der in seiner Karriere (63 Kämpfe, 5 Niederlagen) WM-Titel in sieben Gewichtsklassen errungen hat, in seiner Heimat endgültig zur gottähnlichen Gestalt. Andersherum würde sich Mayweather den Box-Annalen nähern. Schwergewichts-Titelträger Rocky Marciano ging mit 49 Siegen ungeschlagen in Rente. Mayweather könnte die 50 vollmachen.

Seit die Nachricht vom Mega-Fight in der Welt ist, beugt sich die Box-Szene in den USA in Schnappatmung über die Superlative. Für die 17 000 Sitzplätze im MGM werden bis zu 5000 Dollar pro Ticket fällig. Wer den Kampf am Fernseher verfolgen will, muss für die HD-Version voraussichtlich 100 Dollar entrichten.

Von der noch nie dagewesenen Börse in Höhe von 200 Millionen Dollar streicht Mayweather 120 Millionen ein, Pacquiao, Spitzname „Pac-Man“, den Rest. Als Muhammad Ali und Joe Frazier 1971 im New Yorker Madison Square Garden die Fäuste fliegen ließen, gab es jeweils 2,5 Millionen Dollar zu verdienen.

Allerdings hat das heile Bild von der göttlichen Fügung, die Pacquiao als Grund für das Gipfelreffen bemühte, und das beiderseitige Bekenntnis, den Fans „endlich den lange ersehnten Kampf“ liefern zu wollen, Risse bekommen. „Außer uns mit schwindelerregenden Summen den Kinnladen herunterfallen zu lassen, können die beiden im Ring nichts tun“, schreibt Brian Schmitz, Box-Experte des „Orlando Sentinel“, stellvertretend für viele. „Mayweather, 38, und Pacquiao, 36, haben den Zenit ihrer Karriere überschritten. Der Kampf hätte vor sechs Jahren stattfinden müssen.“ Damals aber scheiterte das Unternehmen.

Vor sechs Jahren gescheitert

Fach-Magazine wie der „Bleacher“-Report führen detailliert an, dass beide Athleten trotz ihrer Alleinstellung zuletzt Federn gelassen haben. In besten Zeiten prasselten Pacquiaos Schläge wie Platzregen im Hochsommer auf seine Gegner ein. Geduldig wartete der nur 1,69 Meter große Athlet, der in seiner Heimatstadt General Santos City Krankenhäuser und Schulen bauen ließ, auf eine Lücke in der Deckung seines Gegenüber. Um dann wie eine Schlange, die ihre Beute lange genug beobachtet hat, Treffer um Treffer zu setzen.

Aber 2012 schickte Juan Manuel Marquez den Favoriten Pacquiao brutal auf die Bretter. Und seit 2009 hat der gläubige Katholik und Vater von vier Kindern keinen Gegner mehr ausgeknockt.

Mayweather, mit 105 Millionen Dollar für zwei Kämpfe im vergangenen Jahr der weltweit bestverdienende Sportler, ist dagegen für geschmeidige Fußarbeit und erlesene Defensiv-Kunst bekannt, trug aber in den zurückliegenden Kämpfen gegen Shane Mosley, Miguel Cotto und Marcos Maidana erheblich mehr Schrammen davon als vorher. „Er ist nicht mehr unbezwingbar“, sagte Schwergewichts-Legende George Foreman in dieser Woche. Und setzt, im Gegensatz zu vielen Buchmachern, auf einen knappen Sieg von Manni Pacquiao. Im Parlament von Manila würden sie wohl umgehend eine Sondersitzung einberufen.