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Banken melden der Polizei immer öfter Fälle von Geldwäsche

Banken melden der Polizei immer öfter Fälle von Geldwäsche

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Foto: WP Michael Kleinrensing
5157 Verdachtsanzeigen wegen Geldwäsche sind 2014 bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen eingegangen. 52 Millionen Euro wurden sichergestellt.

An Rhein und Ruhr. 

Bei der Bank wurde man stutzig. 440 000 Euro auf dem Girokonto, das mochte so gar nicht zum wirtschaftlichen Hintergrund des Kontoinhabers passen. Auffällig auch, dass der Mann das Geld praktisch ohne Zinsen vor sich hin kümmern ließ – ein Fall für eine „Geldwäscheverdachtsanzeige“. Banken müssen dann aktiv werden und informieren die Polizei.

Das geschieht immer öfter, wie das aktuelle Lagebild „Finanzermittlungen“ des Landeskriminalamtes jetzt zeigt. 5157 solcher Verdachtsanzeigen gingen im vergangenen Jahr bei der Polizei in NRW ein – 1270 mehr als im Jahr zuvor, ein Plus von fast einem Drittel. Und bei mehr als jeder zweiten Anzeige erkannten die Beamten dann auch tatsächlich eine Straftat (nicht nur Geldwäsche, also das Verschleiern illegal erworbener Einkünfte, sondern z. B. auch Betrug.).

Polizei beschlagnahmt 52 MIllionen Euro

Ein weiterer Aspekt aus dem neuen Lagebild: Im vergangenen Jahr stellten die Ermittler Vermögenswerte von 52 Millionen Euro sicher, zehn Millionen mehr als im Vorjahr und so viel wie seit zehn Jahren nicht mehr. Den dicksten Fang machten dabei Beamte der Bochumer Polizei. In einem Verfahren, bei dem es um Umweltdelikte und Betrug geht, stellten sie bei einer Firma Vermögen in Höhe von 12,4 Millionen Euro sicher. Und mit 7,87 Millionen Euro sind auch die Krefelder Polizisten in der Statistik ziemlich vorn. Die Beamten dort hatten es mit betrügerischen Callcentern und falschen Gewinnspielversprechen zu tun. Der Fall wird augenblicklich vor dem Landgericht Krefeld verhandelt (die NRZ berichtete).

Vor allem sogenannte „Finanzagenten“ beschäftigen die Ermittler im Bereich der Geldwäscheanzeigen. Gemeint sind Leute, die ihr Konto Kriminellen für Transaktionen zur Verfügung stellen. Das geschieht etwa beim sogenannten „Phishing“ – wenn mit geraubten Daten oder Passwörtern Konten geplündert werden. Dann buchen die Kriminellen das geraubte Geld auf die Konten eben jener Finanzagenten und lassen es sich von ihnen auszahlen. Das Lagebild berichtet beispielhaft von einem nigerianischen Staatsbürger, der sich bei einer Bank in NRW 149 000 Euro auszahlen ließ, die von einem unbekannten Dritten betrügerisch von einem Konto in Belgien umgebucht worden waren. Als später noch eine Transaktion von 650 000 Euro anstand, informierte das Geldinstitut die Polizei. Der Nigerianer wurde verhaftet.

Wichtige Hinweise auf organisierte Kriminalität

Typisch: Das Risiko erwischt zu werden, liegt beim oft relativ arglosen Finanzagenten; die Hintermänner bleiben im Dunkeln. In einem Fall, von dem das Lagebild berichtet, kamen die Ermittler einem Provisionsbetrug bei Versicherungen auf die Spur. Makler hatten sich gegenseitig die Verträge zugespielt, die eingetragenen Versicherungsnehmer gab es überhaupt nicht.

Schon in früheren Jahren war die Zahl der Geldwäscheverdachtsanzeigen deutlich gestiegen, wenn auch nicht so stark wie jetzt. Die Ermittler beim Landeskriminalamt erklären sich den Trend damit, dass der Gesetzgeber die Hürden für eine solche Anzeige vor einiger Zeit betont niedrig gehängt hat. Der Polizei geben solche Anzeigen oft wertvolle Hinweise auf organisierte Kriminalität. Das LKA hat auf den Anstieg der Anzeigen reagiert, sich gezielt punktuell verstärkt und das Bearbeitungsverfahren angepasst.

Nicht immer freilich erhärtet sich der Verdacht auf Geldwäsche. Im eingangs erwähnten Fall konnte der Kontoinhaber die 440 000 Euro auf seinem Girokonto überzeugend erklären. Der Mann hatte im Jahr 2012 für 5000 Euro die Internetwährung Bitcoins gekauft. Durch die Wertsteigerung der virtuellen Währung konnte er schließlich den 88-fachen Veräußerungsgewinn erzielen – alles ganz legal. Unklar war nur, ob er auch das Finanzamt über seinen plötzlichen Reichtum informiert hatte.