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ZDFneo blickt mit einer Doku in deutsche Betten

„In deutschen Betten“ mit Rainer Langhans

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Foto: ZDF /Sebastian Lauterbach
Die drei neuen Folgen der ZDFneo-Reihe verzichten auf Voyeurismus und sind sehr kurzweilig. Zugpferd sind Alt-Kommunarde Rainer Langhans und drei „Freundinnen“.

Mainz. 

Bei ZDFneo laufen jetzt drei neue Folgen der Reihe „In deutschen Betten“. Die erste trägt den Titel „Leidenschaft“ (heute 22.45 Uhr). Das könnte für Neugier sorgen. Doch gemach, lieber Zuschauer: Wir sind nicht zum Spaß hier. Bei RTL II machen sich bei solch einem Thema erstmal alle nackig, im ZDF wird so etwas natürlich in einer Dokumentation verpackt.

Die Protagonisten klettern vor der Kamera auch wirklich ins Bett, aber sie ziehen dabei den Pyjama bis zum Kinn und plaudern über vieles, nur nicht über Leidenschaft. Thema verfehlt, könnte man da einwenden. Zudem hat man gleich acht Paare ins öffentlich-rechtliche Schlafzimmer gebeten, und da bleibt in 45 Minuten eigentlich nicht viel Zeit für individuellen Tiefgang.

Dass der Beitrag dennoch sehenswert, gar kurzweilig ist, spricht für die Macher. Nach einer Weile achtet man denn auch auf die kleinen Feinheiten, mit denen die höchst unterschiedlichen Paare garniert werden: das Stofftier, das Zierkissen, die Schmusedecke – eine sorgsam ausgeleuchtete Kulisse, die Erzähltes zum Leben erweckt.

Viel Zärtlichkeit füllt dann auch irgendwann den Raum, weil Menschen offenbaren, warum sie zusammen sind, warum sie sich – lieben. Und das trotz vieler Krisen in einem langen Leben, trotz der Herkunft aus unterschiedlichen Kulturkreisen, auch trotz einer sexuellen Orientierung, die dem gängigem Schema widerspricht.

Als Zugpferd hat man Rainer Langhans engagiert. Gleich mit drei Frauen steigt der Kommunarde ins Bett und könnte damit vielleicht verbreitete Klischees bedienen, Rainers Harem, höhöhö!. Doch bald wird klar, dass dieses Quartett am weitesten entfernt ist von Sex und Leidenschaft, all diesen Begriffen, mit denen die 68er angeblich so vorbildlich locker umgegangen sind. Stocksteif liegen sie nebeneinander im Bett, die vier im weißen Gewand, vermeiden jede Berührung und dozieren über eine Sache, die von uns Sterblichen mehrheitlich immer noch mit Körperlichkeit verknüpft wird.

Kleinbürgerliche Fesseln abwerfen

Darüber sei man doch längst hinaus, belehrt uns Rainer Langhans, wenn man ihn denn richtig verstanden hat. Eifersucht, Misstrauen – diese kleinbürgerlichen Fesseln wurden angeblich abgeworfen, aber von einer Kommune könne auch keine Rede sein. Man wohne nicht zusammen, pflege eine geistige Gemeinschaft, keine körperliche – also ohne Sex. Früher nannte man das übrigens Freundschaft.