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Zoll findet Waffenarsenal – Pistolen lagen im gesamten Haus

Zoll findet Waffenarsenal – Pistolen lagen im gesamten Haus

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PK Zollfahndungsamt Essen Foto: Sebastian Konopka
Ein illegales Waffenlager ist in einem Einfamilienhaus in Schwerte aufgeflogen. Rund 700 Waffen und 2,2 Tonnen Munition wurden sichergestellt.

Schwerte. 

Essener Zollfahnder haben in einem Einfamilienhaus in Schwerte ein riesiges Waffenarsenal sichergestellt. Möglicherweise ist es der größte Fund dieser Art seit Jahrzehnten in Deutschland. Rund 700 Revolver, Pistolen und Gewehre und 2,2 Tonnen Munition aller Sorten blockierten „alle Räume mit Ausnahme der Sanitäranlagen“, berichten Fahnder.

Waffen aus Insolvenzen und Erbschaften gekauft

Die bisherigen Ermittlungen haben ergeben, dass der 54-jährige Hauseigentümer mit diesen Beständen, die er aus Insolvenzen oder Erbschaften zusammenkaufte, einen schwunghaften Handel über die Internetplattform „e gun“ mit autorisierten Empfängern im In- und Ausland betrieben hat.

Zwar war dem professionellen Waffenhändler schon vor 13 Jahren die Lizenz weggenommen worden. Es sei damals zu Unregelmäßigkeiten gekommen, sagt Wilhelm Paessens vom Zollfahndungsamt Essen. Aber der Mann bediente die Kunden illegal „unter Ausnutzung der gültigen Handelsgenehmigung eines Freundes“.

Illegal war auch die Aufbewahrung der heißen Ware. Die Fahnder berichten: „Wir haben unseren Augen nicht getraut. Im Wohnzimmer und in der Küche lagen die Waffen auf den Tischen und auf dem Boden, im Keller versperrten sie den Weg zur Waschmaschine“.

Munition lagerte neben Ölheizung

In den Augen der Experten besonders brisant: Eine gewaltige Explosion war nicht auszuschließen. „Der überwiegende Teil der sichergestellten scharfen Munition lagerte in unmittelbarer Nähe zur Ölheizung“ des Hauses, das in einem bürgerlichen Wohnviertel nahe der Autobahn A 1 steht, so die Fahnder. Der minderjährige Sohn des 54-Jährigen hatte unkontrollierten Zugang zum Arsenal.

Zu den sichergestellten Waffen gehören 38er Revolver, Perkussions-Revolver, Walther PP Sport, Pumpguns und verschiedenartige Langwaffen aller Marken. Auch ein so genannter „Schießstock“, also ein als Gehhilfe getarntes Gewehr, ist dabei sowie ein in einem Spazierstock versteckter Säbel, der „sehr scharf ist“, wie Paessens sagt.

Ruth Haliti, Sprecherin des Essener Zolls ergänzt: „ Unvorstellbar, wie ein Mensch aus Gewinnsucht seine Familie und seine Nachbarn derart in Gefahr bringen kann“.

Ermittler räumten Waffen zwei Tage lang weg

Die Staatsanwaltschaft Hagen hat offenbar im Herbst vergangenen Jahres Hinweise auf weitere Unregelmäßigkeiten in der Tätigkeit des Mannes erhalten und daraufhin die Zollfahndung beauftragt, dies nachzuprüfen. Die Ermittler brauchten schließlich zwei Tage, um die Waffen aus dem Haus in eine sichere Verwahrung zu bringen. Nachts musste es bewacht werden.

Der Waffenhändler, der nicht in U-Haft sitzt, wartet jetzt auf sein Verfahren, bei dem es nicht nur um die unsachgemäße und gesetzwidrige Aufbewahrung geht, sondern vor allem um die nicht vorhandene Lizenz. Allerdings haben die Zollexperten offenbar auch erheblichen erheblichen Fragebedarf an die Adresse der Behörden.

Im Kern: In Deutschland wird jede Waffe eines Jägers oder Sammlers genau registriert. Kauf wie Verkauf müssen gemeldet werden. Wieso haben die lokalen Ämter im Kreis Unna, seit neuestem auch das Nationale Waffenregister beim Bundesverwaltungsamt den offenbar über Jahre hinweg schon mengenmäßig außergewöhnlichen illegalen Handel nicht bemerkt?