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24-jährige Frau aus Oberhausen soll nach Armenien ausreisen

24-jährige Frau aus Oberhausen soll nach Armenien ausreisen

  • Miri Kalantaryan ist vor mehr als zwei Jahren nach Deutschland geflüchtet
  • Sie hat sich schnell integriert – und eine Ausbildung in einer Arztpraxis in Aussicht
  • Ihr und ihrer Familie droht jetzt die Abschiebung nach Armenien

Oberhausen. 

Als Miri Kalantaryan aus der Ausländerbehörde in Sterkrade kommt, kullern die Tränen. Sie kann es nicht fassen: Die Abschiebung erfolgt zeitnah, hieß es. Dabei wollte sie eigentlich nur ihre Unterlagen zusammenstellen, um ihre Arbeitserlaubnis zu bekommen. In einer gynäkologischen Praxis in Sterkrade hätte sie die Möglichkeit eine Einstiegsqualifizierung zu machen – es wäre der Einstieg in eine Berufsausbildung. Sie hat bereits probeweise ausgeholfen. Doch nun steht die Abschiebung an. Zeitnah.

Die 24-Jährige ist in Eriwan geboren und aufgewachsen. Vor Mehr als zweieinhalb Jahren ist sie nach Deutschland geflohen – zusammen mit ihrer Familie. Aus politischen Gründen sagt sie. Mutter und Vater besuchen Deutschkurse. „Ich finde es sehr wichtig die Sprache zu können“, sagt Miri Kalantaryan. Sie selbst hat durch Sprachkurse einen fortgeschrittenes Niveau erreicht und hat ein „B1 plus“-Zertifikat über ihre Deutschfähigkeiten bekommen. Der 18-jährige Bruder besucht momentan die elfte Klasse des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums. Die ganze Familie hat am Donnerstag erfahren, dass sie bald nach Armenien zurück muss.

Hilfsbereit und engagiert

„Sie war immer da“, erzählt Juliane Dietze vom Flüchtlingsrat Oberhausen. „Immer wenn wir was hatten, bei dem wir ihre Hilfe brauchten, kam sie fix vorbei.“ Miri Kalantaryan hat in ihrer Heimat als Hebamme gearbeitet. Ihre Fähigkeiten waren auch in Oberhausen, in der Asylunterkunft gefragt. Die Mütter kamen aus dem Krankenhaus von der Entbindung – Miri war da, hat mit praktischen Tipps geholfen. Aber auch übersetzt. Einmal hat sie einer Frau aus Aserbaidschan geholfen – ihre Heimatländer sind verfeindet, bis heute besteht kein Friedensvertrag – beide Frauen konnten sich auf Russisch unterhalten. „Wir sind jetzt immer noch in Kontakt“, sagt Miri Kalantaryan. „Wir sind Freunde geworden.“

Befreundet ist sie auch mit den Arzthelferinnen in der Praxis. Im Ärztehaus hat sich das herumgesprochen und auch aus den anderen Praxen kamen die Kolleginnen um Miri Mut zuzusprechen. „Das kann nicht sein“, empört sich Arzthelferin Patricia. „Sie ist so gut integriert. Und gerade sie soll jetzt abgeschoben werden?“ Am Donnerstag flossen auch bei ihr die Tränen – sie war mit Miri auf dem Amt, um zu helfen. „Sie gibt mehr, als sie hat“, sagt Patricia. Ein Gefühl der Ohnmacht macht sich bei den Kolleginnen breit. Einmal wollten sie ihr etwas zurückgeben und ihr helfen. Doch vielleicht muss sie das Land bald verlassen.