Veröffentlicht inPanorama

„Was immer auch kommt“ – Ein nachdenklicher Roger Cicero

„Was immer auch kommt“ – Ein nachdenklicher Roger Cicero

24614459040755.jpg
Roger Cicero Foto: Warner
Roger Cicero verarbeitet die Trennung von Freundin und Sohn in den Songs seines neuen Albums. Der Sänger selbst sagt, es sei sein bislang persönlichstes Werk. Ab Dienstag tauscht er auch im TV Lieder mit Kollegen – in der Vox-Sendung „Sing meinen Song“.

Essen. 

Er zerrt seine Gefühle selbst an die Öffentlichkeit, gibt viel preis von sich. „Keine Frage, das ist mein persönlichstes Album“, sagt Roger Cicero über seine neue CD mit dem Titel „Was immer auch kommt“. Klar, auch früher hat er schon eigene Erfahrungen und Erlebnisse in seinen Texten verarbeitet. Aber dieses Mal geht es auch um die Trennung von seiner langjährigen Freundin und seinem kleinen Sohn. „Das ist manchmal schon an die Substanz gegangen.“

Man kann das sehen, denn der Mann, der sonst schon mal gerne in einem knallroten Anzug vor die Kameras trat, bevorzugt derzeit eher dunkle Töne in Sachen Bekleidung. Man kann das auch hören in vielen der 13 Titel, die er aufgenommen hat.

Nicht nur munter groovende Songs

Die meisten sind völlig anders als die munter groovenden Songs, die es auf den vergangenen Alben oft gab. Leise sind die Töne, die der Sänger anschlägt und manchmal klingt die Stimme fast verletzlich – auch weil sie nicht ansingen muss gegen die Bläser, die sonst Ciceros Lieder bestimmen. „Das war nicht geplant“, sagt der 43-Jährige. „Das hat sich von Song zu Song so ergeben.“ Weil zu den Themen, die er aufgreift, der Swing-Sound „einfach nicht gepasst hätte“. Am Ende hat er sich nicht gewundert, dass das Album klingt, wie es klingt. „Überrascht hat mich nur, dass alles trotzdem so gut zusammenpasst.“

Aber Cicero ist niemand, der in Melancholie und Selbstmitleid versinkt. „Ja“, sagt er, „nachdenklich“ seien viele Texte schon. „Aber ein gewisser positiver Grundton ist doch vorhanden.“ Es gehe ja auch nicht nur um Trennung, stellt er dann klar. „Es geht um Veränderungen und wie man damit umgeht.“ Er ist ja kein Einzelfall. „Es verändert sich gerade sehr viel in der Welt.“

Arbeit am Album als Therapie

Auch in seiner ganz privaten Welt. „Ein wenig war die Ar­beit am neuen Album natürlich ei­ne Art Therapie“, gibt er zu. Sie hat ihm geholfen, mit den Ereignissen klar zu kommen, sich noch einmal mit ihnen zu beschäftigen. Das ist wichtig für Cicero. „Nur wenn man eine Sache noch einmal durchlebt, hat man die Chance, daraus etwas zu lernen.“ Es ist ein Motto, an das er sich schon lange hält. Mit Erfolg. „Was immer ich auch durchgemacht habe, war für etwas gut.“

Seiner Ex hat er das Album erst vorgespielt, als es komplett fertig war. Ein Risiko, auch wenn er kein schlechtes Wort verliert über die Verflossene, weder Schuld zuweist noch Anklage erhebt. „Aber“, sagt Cicero, „sie hat sich über keine Zeile empört.“

Im Laufe des Jahres wird er auf Tournee gehen (Düsseldorf, 26. September, Dortmund, 27. September, Oberhausen, 7. Oktober, Köln, 8. Oktober).

Im Fernsehen mit Xavier Naidoo

Vorher aber ist er im Fernsehen zu sehen. „Sing meinen Song“ heißt die neue TV Show, die am Dienstag um 20.15 Uhr bei Vox startet und die Xavier Naidoo initiiert hat. Zu siebt haben sie sich zurückgezogen in eine traumhafte Villa in einem Naturreservat in Südafrika, Naidoo, Cicero, Sarah Connor (33), Sasha (34), Sandra Nasic (37), Andreas Gabalier (29) und Gregor Meyle (35).

Und dann haben sie die bekanntesten Songs der Kollegen gecovert, haben sie so gespielt, wie sie noch nie zu hören waren. „Lieder, die wir ansonsten wahrscheinlich never ever singen würden und schon gar nicht im Fernsehen“, erklärt Xavier Naidoo.

Vor einigen der Songs hatte er „echten Respekt“

Bei Cicero hat er mit diesem Konzept offene Türen eingerannt. „Ich war sofort begeistert von der Idee“, erinnert er sich. Weil er neugierig war, „was die anderen aus meinen Liedern so machen“. „Vor allem aber, weil ich das musikalisch spannend und sehr herausfordernd fand.“ War es dann auch. „Vor einigen Songs hatte ich schon echten Respekt“, gesteht der gebürtige Berliner, „aber die gingen dann leichter als gedacht. Und was anfangs ganz einfach schien, war plötzlich ziemlich schwierig. Das war eine sehr interessante Erfahrung“.