Veröffentlicht inPanorama

„Völlig unerwartet“ – Herzschmerz pur im neuen Pilcher-Film

„Völlig unerwartet“ – Herzschmerz pur im neuen Pilcher-Film

83947967-180.jpg
Foto: ZDF und Jon Ailes
Das ZDF startet die Pilcher-Saison mit dem 90.Minüter „Völlig unerwartet“. Natürlich stimmt das nicht. Englands Küsten bleiben und die Möwen schreien.

Mainz. 

Das ZDF läutet das romantische Herbstprogramm am Sonntagabend mit dem Pilcher-Film „Vollkommen unerwartet“ ein. Stellt sich die Frage, ob der 90-Minüter hält, was er verspricht.

Bilder aus Englands Küstenregion und Möwengeschrei. Mit diesem Szenario ist der Zuschauer unmittelbar in Cornwall angekommen. Gerade bei Fans der Rosamunde-Pilcher-Reihe breitet sich damit eine Wohlfühlstimmung auf dem heimischen Sofa aus.

Pilcher-FilmDie Handlung der Geschichte „Vollkommen unerwartet“ scheint anfangs ohne besondere emotionale Tiefen und Höhen auszukommen. Im Laufe des Films gewinnen die Figuren aber über ihre Geschichte, Schicksale und familiäre Verwicklungen zunehmend an Charakter. In den Mittelpunkt gerät schnell Eric Miller, gespielt von Herbert Ulrich („Verbotene Liebe“).

Uschi Glas in der Rolle der Mutter

Der alleinerziehende Vater zweier Töchter kehrt nach dem Tod seiner Frau nach Cornwall zurück und entwickelt nach mehreren romantischen Begegnungen immer mehr Zuneigung für die Polizistin Hannah (Uschi-Obermaier-Darstellerin Natalia Avelon). Wie sich bei einem Familientreffen, u.a. mit Uschi Glas in der Rolle der Mutter Erics, allerdings herausstellt, ist Hannah bereits vergeben und zwar ausgerechnet an Erics Bruder Tony.

Eine nahezu unlösbare Ausgangssituation. Erics Gefühlswelt leidet unter den Liebeswirren; die pubertären Ausbrüche seiner ältesten Tochter Mila (Leonie Katarina Tepe) macht seine Lage nicht gerade einfacher. Zum Missfallen Erics unterstützt ausgerechnet Tony (Komödien-Experte Roman Knizka) Milas Wunsch, die Welt zu umsegeln, um ein Zeichen für den Umweltschutz zu setzen. Ganz offensichtlich tut Tony das aber nur, um beruflichen Aufwind und Werbung für seine Werft zu bekommen.

Liebe, Drama, schöne Landschaft

Vielleicht macht gerade die anscheinend vom Pech verfolgte und mit den vielen Konflikten überforderte Figur den Charakter Eric so sympathisch. Bis der Witwer und die Polizistin endlich ihre Gefühle füreinander verstehen, braucht es kleine Eifersuchtsdramen, hauptsächlich entfacht durch Erics alte Jugendfreundin Fiona (Ruth Moschner, „Grill den Henssler“). Als aber endlich alles passt und Eric bereit ist, seinem Bruder die Gefühle für Hannah zu gestehen und der Film dem Happy End nahe zu sein scheint, stellt die Aufdeckung eines Familiengeheimnisses das Glück der beiden Liebenden noch einmal in Frage. Herzschmerz vom Feinsten. Wer gern ein bisschen vor der Flimmerkiste mitleidet und in Gefühlen schwelgt, kommt voll auf seine Kosten.

BuchverfilmungTrotz der vielen Wendungen entsteht wenig echte Spannung, und die Entwicklung der Handlung ist eben nicht „vollkommen unerwartet“. Der Schwerpunkt des Films liegt aber ohnehin bei den zahlreichen Gefühlsverwirrungen und den – wie so oft – gelungenen Landschaftsaufnahmen.

Fazit: Ein Film für Frauen, Pilcher-Fans und Männer, die nicht rechtzeitig aus dem Wohnzimmer fliehen konnten. Familiendramen und Romantik hohen Grades in einer überschaubaren, schönen Szenerie.

Sonntag, 4. Oktober, ZDF, 20.15 Uhr