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Bravo trennt sich von der Frau, die Dr. Sommer war

Bravo trennt sich von der Frau, die Dr. Sommer war

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Jugendliche liest Guido Westerwelle Interview in der Bravo Foto: Julia Hildebrandt
Die populäre Rubrik „Dr. Sommer“ fällt dem Sparkurs zum Opfer. Die Jugendzeitschrift Bravo entlässt Leiterin Jutta Stiehler und verkleinert das Team. So sollen die sinkenden Verkaufszahlen der Zeitschrift ausgeglichen werden. In Zukunft drohen bei Dr. Sommer unpersönliche General-Antworten.

Hamburg. 

Jahrelang war das Dr. Sommer-Team für die Jugendlichen da, um die kniffligen Fragen zu beantworten, die die Pubertät so mit sich bringt. Die Experten schrieben persönlich und versuchten jede einzelne Unsicherheit der Teenager mit Einfühlungsvermögen aus der Welt zu schaffen.

Jetzt ist damit Schluss. Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass Chefredakteurin Nadine Nordmann die langjährige Leiterin des Dr. Sommer-Teams Jutta Stiehler entlassen hat. Und mit ihrem Weggang ist wohl auch Dr. Sommer, wie man ihn kannte, Geschichte.

Mitarbeiter ohne Ausbildung zum Psychologen oder Sozialpädagogen sollen verstärken

16 Jahre lang war die Diplom-Sozialpädagogin bei Bravo, leitete das Aufklärer-Team und kümmerte sich um die Sorgen der Jugendlichen. Seit einigen Wochen schon fehlt auf den Dr. Sommer-Seiten das Bild von Stiehler und ihrer Kollegin Sabine. Stattdessen bieten dort jetzt „Christian“ und „Nina“ ihre Hilfe in Sachen Pubertätsprobleme an.

Die beiden sind aber keineswegs Teil des Dr. Sommer-Teams. Sie sind bezahlte Models, die nur für die bessere Identifikation der Jugendlichen auf dem Foto sind. Genauso sieht es bei Bravo Girl aus. „Martha“, die als Ratgeberin präsentiert wird, existiert nicht. Das wahre Team besteht, wenn Stiehler im Juni die Zeitschrift verlässt, nur noch aus Sabine Kadolph und zwei freien Mitarbeitern in Augsburg und München. Außerdem sollen laut Süddeutscher Zeitung Volontäre das Team verstärken, die jedoch weder ausgebildete Psychologen noch Sozialpädagogen sind und so vermutlich nicht über die ausreichenden Expertenkenntnisse verfügen.

Zusammenkopierte Mails, vorgefertigte Antworten

Klar scheint, dass die Häufigkeit und der Umfang der Antworten leiden wird. Stiehler ist traurig über das Ende der langjährigen Zusammenarbeit und die neuen Entwicklungen bei Bravo. „Das Alleinstellungsmerkmal von Dr. Sommer war immer die persönliche Beratung. Das hat uns abgehoben von anderen Jugendzeitschriften“, sagt Stiehler gegenüber der Süddeutschen Zeitung. „Auf den Dr. Sommer-Seiten steht heute noch, ‚Was immer Dich bewegt – Wir sind für Dich da!‘ Aber tatsächlich bekommen die Leser jetzt offenbar häufig vorgefertigte Antworten, da bleibt ein bitterer Nachgeschmack.“

Auch in weiteren Bereichen macht der Bauer-Verlag Einschnitte. Der Verlag entließ die Leiterin der Bravo-Fotoredaktion und den Vize-Artdirector von Bravo Girl. Vor dem Arbeitsgericht München erklärte der Bauer-Verlag die Entscheidungen damit, dass Sparmaßnahmen notwendig seien und Verlage aus diesem Grund Kündigungen aussprechen müssen. Die drei fraglichen Leitungsstellen seien entbehrlich. (we)