Veröffentlicht inWirtschaft

Konsumfreude der Verbraucher treibt Konjunktur kräftig an

Konsumfreude der Verbraucher treibt Konjunktur kräftig an

urn-newsml-dpa-com-20090101-150325-99-12034_large_4_3.jpg
Experten rechnen mit einem weiteren Anstieg der Verbraucherstimmung in Deutschland. Foto: Andreas Gebert/Illustration
Die Beschäftigten in Deutschland haben dank Mini-Inflation und kräftiger Lohnabschlüsse mehr im Geldbeutel. Das stärkt die Kauflaune der Verbraucher.

Wiesbaden/Nürnberg. 

Die Verbraucherstimmung in Deutschland ist nach GfK-Angaben so gut wie zuletzt im Herbst 2001. Nicht einmal das Tauziehen um den Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone habe die Verbraucher verunsichert, erklärten die Konsumforscher am Donnerstag. „Gestützt auf einen schwachen Euro, der die Exporte stimuliert, sowie niedrige Energiekosten sehen die Konsumenten die deutsche Wirtschaft klar im Aufwärtstrend“, hieß es.

KonsumklimaDie Einkommenserwartungen der Verbraucher legten angesichts steigender Beschäftigung, guter Tarifabschlüsse und einer schwachen Inflation auf ohnehin sehr hohem Niveau erneut zu. Die Renten werden in diesem Jahr ebenfalls steigen. Das Geld, das zusätzlich ins Portemonnaie fließt, geben die Verbraucher derzeit gerne aus.

Die Ausgabenfreude wird zusätzlich befeuert durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, die es seit langem unattraktiv macht, Geld auf die Seite zu legen. Denn Sparbuch und Co. werfen kaum noch etwas ab.

Reallöhne so stark gestiegen wie seit 2008 nicht mehr

Die Reallöhne der deutschen Arbeitnehmer stiegen im vergangenen Jahr so stark wie noch nie seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2008. Nach den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes führte vor allem die geringe Inflation zu einer Reallohnsteigerung von 1,7 Prozent, wie die Behörde mitteilte.

Nominal waren die Löhne gegenüber dem Vorjahr um 2,6 Prozent gestiegen. Da die Verbraucherpreise im vergangenen Jahr aber nur um 0,9 Prozent zulegten, hatten die Beschäftigten unter dem Strich deutlich mehr Geld in der Tasche.

D ie fünf Wirtschaftsweisen hoben unterdessen ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in Deutschland deutlich an. Der Sachverständigenrat erwartet nun für das laufende Jahr ein Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,8 Prozent. Im Jahresgutachten 2013/14 waren die Experten noch von nur 1,0 Prozent Wachstum ausgegangen. Als Gründe für den Optimismus nannten sie unter anderem den kräftigen Rückgang des Ölpreises. „Dies wirkt sich positiv auf den privaten Konsum aus“, erklärten die Experten.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erwartet, dass die deutsche Wirtschaft in den ersten drei Monaten dieses Jahres wie schon im Schlussquartal 2014 um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal wachsen wird. „Der private Verbrauch wird in der ersten Jahreshälfte wohl spürbar steigen“, sagte DIW-Deutschlandexperte Simon Junker voraus. Gründe seien die gute Lage am Arbeitsmarkt und gestiegene Löhne. Der gesetzliche Mindestlohn habe anders als von seinen Kritikern erwartet bislang keine Arbeitsplätze gekostet.

Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung rechnet damit, dass die Zahl der Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt 2015 und 2016 weiter sinken wird.

Mindestlohns bislang ohne messbare Auswirkung

Der günstige Trend liefere starke Indizien dafür, dass die Einführung des Mindestlohns bislang keine messbaren Auswirkungen auf die Beschäftigung hatte, sagte IMK-Direktor Gustav Horn laut Mitteilung. „Von den Horrorszenarien, die einzelne im Vorfeld heraufbeschworen haben, ist in der Realität nichts zu entdecken.“

Die örtlichen Arbeitsagenturen sind allerdings nicht mehr ganz so optimistisch wie zuletzt noch. Sie seien bei ihren Erwartungen für die Entwicklung der Arbeitslosigkeit etwas zurückhaltender geworden, sagte Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Eine Rolle habe dabei das milde Wetter der vergangenen Monate gespielt: Dadurch seien im Winter vergleichsweise wenig Menschen arbeitslos gewesen. Deshalb könne die Frühjahrsbelebung etwas schwächer ausfallen. (dpa)