• Hunderte Fans beim Netflix-Tag im Colosseum
• Zwei Serienstars aus „Orange is the new Black“ waren zu Gast
• Auch Oberbürgermeister Thomas Kufen schaute vorbei

Essen. 

Der Kino-Koloss Cinemaxx wartet nebenan auf Kundschaft, aber Schlange stehen sie an diesem Samstag hier. Vorm Colosseum.

Es ist ein bisschen wie beim Kindergeburtstag, nur mit älterem Publikum: Zuckerwatte naschen und den Luftballon spazieren führen, sich auf dem Boden fläzen und Filme gucken, ein wenig Verkleiden und Fotos schießen und am Ende ein Poster vom Star als Mitbringsel erhaschen – selbst gestandene Mittvierziger stehen dafür brav an.

Denn die Sehgewohnheiten haben sich geändert, dank „Netflix“ und Co. Das kalifornische Unternehmen, 1997 als Online-Videothek gegründet, konnte sich mit „gestreamten“, also übers Internet übertragenen TV-Serien wie „House Of Cards“ oder die Frauenknast-Folgen von „Orange Is The New Black“ eine treue Abo-Fangemeinde erschließen. Die bat man jetzt zum Stelldichein nach Essen – und immerhin 9000 kamen.

Uzo Aduba und Dascha Polanco stehen ihren Fans Rede und Antwort

„Ich lebe für Netflix“, behauptet etwa die 18-jährige Mia Reichard, die eigens aus Frankfurt anreiste. Das unbegrenzte Lieblingsprogramm ist für sie nur einen Klick entfernt: „Ich habe gar keinen Fernsehempfang mehr“. Und doch in Essen ein bisschen mehr erwartet, eine echte Gefängniskulisse eben, wie in „Orange…“ und „nicht nur so einen Pappaufsteller mit Gittern“. Etwas unzufrieden wirken auch andere Besucher, denn in den verdunkelten Film-Lounges leuchten viele Smartphones. „Es gibt ja nichts hier, nur Werbung für Sachen, die ich schon gucke“, zeigt sich Adrian (29) aus Altendorf regelrecht enttäuscht.

Doch die positive Resonanz lässt nicht lange auf sich warten. Sascha (38) aus Gelsenkirchen schaut Netflix, seit es 2014 auf den deutschen Markt gekommen ist. Der Anbieter bestimmt inzwischen gut die Hälfte seines Fernsehprogramms, nur die übergroße Auswahl sei problematisch: „Da weiß man gar nicht, was man gucken soll.“ Die Netflix-Präsentation im Colosseum findet er toll, „ich hätte eher darauf getippt, dass so etwas in Berlin stattfindet, nicht in Essen“.

Zumal auch Prominenz nicht fehlt. Zwei Schauspielerinnen der Hitserie „Orange Is The New Black“, Uzo Aduba und Dascha Polanco, stehen ihren Fans Rede und Antwort. Unter Applaus bekommen sie von zwei sichtlich nervösen Jugendlichen selbstgemalte Bilder überreicht.

Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) posiert mit den beiden Schauspielerinnen für ein Foto. Und macht es sich im großen Ledersessel der Oval Office-Kulisse aus „House of Cards“ bequem. Kufen for President? „In diesem Sessel würde ich einschlafen.“