Veröffentlicht inSportmix

Stabhochspringerin Kira Grünberg nach Trainingsunfall querschnittsgelähmt

Stabhochspringerin nach Trainingsunfall querschnittsgelähmt

Kira-Grünberg.jpg
Foto: Imago
Die österreichische Kira Grünberg ist nach einem schweren Trainingssturz querschnittgelähmt. Die 21-Jährige verunglückte bei einem Übungssprung.

Innsbruck. 

Kira Grünberg schien vom Glück geküsst. Mit 21 schon ein Star in ihrem Heimatland, Rekordhalterin, im März erst war sie als Österreichs Leichtathletin des Jahres geehrt worden. Boulevardzeitungen jubelten: „Sexy Kira Grünberg ist unser heißestes Eisen.“ Dann geschah der schreckliche Unfall – Querschnittslähmung!

Kira Grünbergs Eltern mussten zusehen

Donnerstag, eine Sporthalle in Innsbruck: Grünberg will sich dort auf die WM-Qualifikation vorbereiten, ihre Mutter und ihr Vater – zugleich ihr Trainer – schauen zu. Bei einem Aufwärmsprung über geringe Höhe stürzt sie mit dem Kopf voraus in den Einstiegskasten. Sie wird sofort ins Krankenhaus gebracht und operiert. Freitag dann wendet sich der Verband mit der schockierenden Diagnose an die Öffentlichkeit: Grünberg wird den Rest ihres Lebens im Rollstuhl sitzen. Der Fall hat weit über die Leichtathletik-Szene hinaus Betroffenheit ausgelöst. Beobachter fragen sich: Wie gefährlich ist Stabhochsprung?

Kira Grünberg ist nicht das erste Opfer dieses Sports. 2009 starb ein College-Student in Kalifornien beim Training, 2008 der Schüler einer US-High School. Vor 13 Jahren wurde an amerikanischen Hochschulen nach drei Todesfällen in nur sieben Wochen die Helmpflicht eingeführt.

In den letzten Jahren wurde angeblich viel für Sicherheit getan

Herbert Czingon (63) kennt Kira Grünberg gut. Der ehemalige Bundestrainer der deutschen Leichtathleten arbeitete als Teilzeittrainer und Berater eng mit der Österreicherin zusammen, er sagt: Risiko gehört zum Sport. Stabhochspringer eine „dieses Gefühl, dass man etwas Besonderes macht“. Er betont, es sei in den letzten Jahren bereits viel für die Sicherheit getan worden.

„Vielleicht führt dieser furchtbare Fall zu der Entwicklung, die Härte oder die Beschaffenheit des Einstiegskastens zu überdenken.“ Der ist aus Metall oder aus Hartplastik. Der österreichische Trainer Herwig Grünsteidl (57) sagte der Nachrichtenagentur APA, wenn etwas schiefgehe, könne es gefährlich werden – wie der Fall Grünberg auf dramatische Weise zeigt: „Die Kraft, die bei so einem Aufwärmsprung wirkt, ist nicht dramatisch, aber Kopf voraus runter ist ein Wahnsinn.“

Kira Grünberg war eine erfahrene Springerin

Grünberg war trotz ihres jungen Lebensalters eine erfahrene Springerin. Bei ihrem Unfall seien wohl „unglückliche Umstände zusammengekommen“, so Grünsteidl. „Den Sprung hat Kira sicher x-tausendmal schon gemacht.“ „Du brauchst in unserem Sport alles: Kraft, Athletik, Mut, Akrobatik. Mich hat das Stabhochspringen schon als Mädchen fasziniert. Ich wollte immer wissen, wie das funktioniert“, hat sie selbst einmal gesagt. Nun ist wohl nicht nur ihre Karriere, sondern ihr gesamtes bisheriges Leben vorbei.

„Der Weg, der auf Kira wartet, ist ein anderer, langer, schwieriger“, sagt Grünbergs Manager Thomas Herzog. Bei der Operation sei es darum gegangen, ihr Leben zu retten. Was die Diagnose Querschnittslähmung angehe, sei „von keinem positiveren Verlauf“ auszugehen.

Aus Angst die Disziplin gewechselt

100-prozentige Sicherheit, so der ehemalige Bundestrainer Czingon, „kann es beim Stabhochsprung leider nie geben“. Kira Grünberg war nicht die einzige Athletin, die das Risiko in Kauf nahm. Doch es gibt auch Ausnahmen. Etwa die frühere deutsche Rekordhalterin Annika Becker, bei der im Jahr 2004 im Training der Stab brach. Becker fiel auf den Kopf, verletzte sich im Halswirbelbereich – und wechselte vier Monate später zum Weitsprung. Die Angst, sie war bei ihr zu groß geworden.