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SV Hönnepel/Niedermörmter – Dorfklub am Tor zur Regionalliga

SV Hönnepel/Niedermörmter – Dorfklub am Tor zur Regionalliga

Oberliga
Foto: WAZ FotoPool
Der SV Hönnepel/Niedermörmter mischt die Fußball-Oberliga Niederrhein auf. Innerhalb von 15 Jahren schaffte es der Dorfverein von der Kreisliga B an die Spitze der fünfthöchsten deutschen Spielklasse. Ein weiterer Aufstieg droht allerdings an Verbands-Vorgaben zu scheitern.

Kalkar. 

Aufregung nach Spielschluss am Rande des Sportplatzes des SV Hönnepel/Niedermörmter.

Theo van Dick stehen die Schweißperlen auf der Stirn. Der Obmann rennt nervös auf und ab: Er vermisst noch einen Fußball, der kurz zuvor beim Oberliga-Niederrhein-Duell gegen TV Jahn Hiesfeld offenbar verschwunden ist. „Der ist doch sicher wieder im Maisfeld oder auf dem Golfplatz“, schaltet sich auch Trainer Georg Mewes in die Suche am Ostermontag ein.

Der 65-jährige Coach hat in diesen Tagen allerdings noch ganz andere Sorgen, denn seine Kicker aus der Provinz im Kreis Kleve schicken sich an, einen Titel zu holen, der am Ende fast ohne Wert sein könnte. Stattliche fünf Punkte Vorsprung haben die Schwarz-Gelben fünf Spieltage vor Saisonende vor dem FC Kray. Die sportliche Qualifikation für die Regionalliga ist also zum Greifen nahe. Ob der Dorfverein aus der Nähe von Kalkar, der innerhalb von 15 Jahren von der Kreisliga B an die Spitze der Oberliga kletterte, aber auch die Anforderungen des Fußballverbandes für die vierthöchste deutsche Spielklasse erfüllen kann, ist zumindest fraglich.

„Und der Acker bebt“ heißt das originelle Motto des SV Hönnepel/Niedermörmter, der einen Bullenkopf im Vereinswappen trägt und gerne mit dem Dorfvereins-Image kokettiert. Doch darf der Acker auch in der Regionalliga beben? Beim Blick in die Statuten des Westdeutschen Fußball- und-Leichtathletik-Verbandes (WFLV) für die Erteilung der Lizenz muss man große Zweifel haben.

Besucherkapazität nicht Regionalliga-reif

Ein Stadion mit mindestens 2500 Besucherplätzen – davon wenigstens 100 Sitzplätze – wird dort gefordert. Auf dem Dorfsportplatz an der Düffelsmühle gibt es am Spielfeldrand gerade mal einen Unterstand für vielleicht 150 stehende Zuschauer. Direkt am Vereinsheim und auf der Terrasse stehen rund zwei Dutzend Stühle und Sitzgelegenheiten, die aber wohl kaum als Sitzplätze im Sinne des WFLV gelten dürften.

Auch über die vorgeschriebene Flutlichtanlage verfügt der Sportplatz nicht, ebenso wenig über ausreichende Parkplätze. Dass Trainer Mewes keine A-Lizenz besitzt, wird bei einem Aufsteiger wohl für eine Spielzeit toleriert. Doch ob der Verband auch über fehlende Nachwuchsteams hinwegsieht, steht auf einem anderen Blatt.

„Wir machen das, was möglich ist. Dann schauen wir, ob das reicht. Natürlich wollen wir den Dorf-Charakter behalten, uns aber auch regionaler ausrichten“, erklärt Vereinsboss und Sponsor Alexander Kehrmann, der betont, man werde nicht den Fehler des Nachbarvereins 1. FC Kleve machen und sich für die Regionalliga übernehmen. Die Kreisstädter haben jetzt zwar ein Regionalliga-taugliches Stadion für 5000 Zuschauer, mussten nach dem einjährigen Abenteuer Regionalliga aber bald Insolvenz anmelden und kicken aktuell wieder in der Landesliga.

Das Klever Stadion könnte der Klub nun eventuell für einige wenige Sicherheitsspiele (wie gegen Alemannia Aachen, Rot-Weiß Oberhausen und Rot-Weiss Essen) als Ausweichspielstätte nutzen. „Ansonsten möchten wir in Hönnepel spielen“, erklärt Kehrmann, der vorrechnet, dass auch in der nächst höheren Liga in der Regel nicht viel mehr als die aktuell meist 250 Zuschauer zum „bebenden Acker“ kommen dürften.

Zwei Ex-Profis im Team

Sportlich lief es zuletzt – nach einer kleinen Durststrecke – prima für die Schwarz-Gelben, die mittlerweile eine perfekte Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern aufbieten können: Im Tor steht mit Tim Weichelt ein Keeper, der auch mal Unhaltbare hält. Die Abwehr organisiert der spielende Co-Trainer Heinrich Losing, im Mittelfeld zieht der Ex-Schalker und Spielführer Christian Mikolajczak die Fäden und vorne sorgen Toptorjäger André Trienenjost und Ex-Profi Benjamin Schüßler für Wirbel.

In der vergangenen Saison noch haarscharf am Abstieg vorbeigeschrammt, haben die Bullen bereits im September mit einem Sieg über den Wuppertaler SV die Tabellenführung übernommen und seitdem fast durchgehend behauptet. „Wir knallen die Gegner an die Wand“, heißt es selbstbewusst im Vereinslied des SV Hönnepel/Niedermörmter – doch der Kampf gegen die Paragrafen und Vorgaben des Verbandes dürfte für die Bullen schwerer zu gewinnen sein als jedes Oberliga-Spiel.