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Ex-Bundesministerin Schavan erhält wieder einen Doktor-Titel

Ex-Bundesministerin Schavan erhält wieder einen Doktor-Titel

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Annette Schavan erhält Ehrendoktorwürde der Uni Lübeck Foto: dpa
Die ehemalige Bildungsministerin Annette Schavan darf wieder einen Doktor-Titel führen. Die Universität zu Lübeck verleiht ihr die Ehrendoktorwürde. Für diese Entscheidung gab es viel Häme und Kritik. Erst vor einem Jahr war ihr der wissenschaftliche Titel entzogen worden.

Lübeck. 

Ihren wissenschaftlichen Doktortitel hat Annette Schavan endgültig abgeschrieben. Auf ihrer Internetseite erklärt die ehemalige Bundesbildungsministerin, dass sie auf Rechtsmittel gegen das Urteil des Düsseldorfer Verwaltungsgerichts und damit auf den Doktorgrad verzichtet. Einen anderen Doktortitel darf sie dennoch führen, wenn auch mit dem Zusatz „h.c.“: Die Universität zu Lübeck verleiht Schavan die Ehrendoktorwürde – nicht für wissenschaftliche Leistungen, sondern für Verdienste um die Universität.

Für diese Entscheidung hat die Universität viel Kritik und auch hämische Kommentare einstecken müssen. Von einer Ohrfeige für das Gericht und die Universität Düsseldorf war die Rede. Die Düsseldorfer Uni hatte der CDU-Politikerin den Doktortitel bereits im Februar 2013 entzogen, das Düsseldorfer Verwaltungsgericht wies Schavans Klage dagegen vor drei Wochen ab. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass sie in ihrer vor mehr als 30 Jahren eingereichten Doktorarbeit getäuscht hatte.

Schavan erhält Doktortitel wegen ihres Einsatzes für Lübecker Uni

Die Ehrendoktorwürde der Universität Lübeck war Schavan allerdings bereits im Januar 2012 zuerkannt worden. Begründung: der Einsatz der Bundesforschungsministerin für die Rettung der Hochschule im Sommer 2010. Studierende, Professoren und Lübecker Bürger hatten damals gegen Pläne der Landesregierung gekämpft, die Medizinerausbildung zu streichen. Die Rettung kam in Gestalt von Schavan, die dem Land aus Bundesmitteln 25 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich für die Forschung zusagte.

Der Partei- und Fraktionschef der schleswig-holsteinischen SPD, Ralf Stegner, sprach am Freitag von einer peinlichen Provinzposse. „Mit ihrer Intervention für die Lübecker Uni im Jahr 2010 hat Frau Schavan nichts anderes versucht, als der CDU in Schleswig-Holstein aus der Patsche zu helfen“, sagte er. „Das ist gründlich schief gegangen. Mit Ehre hat das alles ganz gewiss nichts zu tun.“

AStA war gegen die Verleihung der Doktorwürde an Schavan

„Nicht Schavan hat die Uni gerettet, sondern die vielen Menschen, die damals auf die Straße gegangen sind und für den Erhalt protestiert haben“, sagte die Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA), Maren Janotta.

Der AStA hatte schon Anfang der Woche gefordert, dass der Akademische Senat noch einmal über die Ehrung Schavans nachdenken sollte. „Wir halten es für hochproblematisch, dass sie den Ehrendoktortitel erhalten soll, obwohl das Gericht ihre Plagiate bestätigt hat. Eine solche Entscheidung steht im Widerspruch zu der Maxime der „guten wissenschaftlichen Praxis“, die im Studium vermittelt wird“, sagte die AStA-Vorsitzende.

Bei der Senatssitzung am Mittwoch hatten die Studenten ihr Unbehagen noch einmal vorgetragen. Doch das Gremium, das 2013 nach der Aberkennung von Schavans Doktorgrad durch die Universität Düsseldorf noch einmal über die Ehrung diskutiert hatte, blieb bei der einstimmig gefassten Entscheidung: Annette Schavan wird neunter „Doktor h.c.“ der Universität zu Lübeck. Am späten Freitagnachmittag sollte die Auszeichnung verliehen werden. (dpa)