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Was sage ich wann?

Was sage ich wann?

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Foto: Getty
Allein unter Fremden, am Krankenbett, im Gespräch mit den Kindern: Für jede Situation gilt es, die richtigen Worte zu finden.

Ich bin der oder die Neue – im Job, im Freundeskreis des neuen Partners. Wie kommt man gut ins Gespräch?

Wer im Büro sofort alle Abläufe kritisiert und erzählt, dass bei ihm früher alles besser war, wird nur auf wenig Gegenliebe stoßen. Kommunikationstrainerin Doris Märtin empfiehlt daher: „Am Anfang ist freundliche Zurückhaltung, Lächeln und Nicken das Wichtigste. Am besten findet man erst mal die Spielregeln heraus, die im neuen Umfeld gelten.“ Wenn der Partner oder ein Kollege einen vorstellt, wird es einfacher. Und zunächst erst mal kurz und zustimmend seine Gesprächsbeiträge formulieren, rät Doris Märtin: „Ja, das ist ein wichtiger Punkt.“ Oder: „Dazu fällt mir ein, dass . . .“

Eine Feier – und man kennt nur den Gastgeber. Wie verhält man sich richtig?

Es gibt auf jeder Party Chancen für ein Gespräch: „Haben Sie am Buffet schon die Antipasti probiert? Köstlich!“. Oder beim Karneval: „Sie haben aber ein originelles Kostüm an. Wie sind Sie auf die Idee gekommen?“ Alles besser als sich nur an seinem Getränk festzuhalten und zu hoffen, dass andere einen ansprechen. Doris Märtin: „Wichtig ist, dass man sich nicht nur vorstellt. sondern auch gleich einen Gesprächsaufhänger dazu liefert.“

Freunde bringen ihre Kinder mit. Wie soll man da ein Thema finden?

„Nehmen Sie Kinder ernst, geben Sie ihnen Gelegenheit, von Erfolgen und Interessen zu berichten“, so Märtin. „Vermeiden Sie das Thema Schule und Noten, dann läuft es meistens ganz von selbst. Sind Kinder scheu und schweigsam, gehen Sie lächelnd darüber hinweg und führen das Erwachsenengespräch.“

Ein Bekannter liegt in der Klinik – was sage ich an seinem Krankenbett?

„Kündigen Sie Ihren Besuch an, damit der Kranke sich darauf einstellen kann“, empfiehlt Smalltalk-Expertin Märtin. Nicht jeder mag im Krankenhaus besucht werden. „Gut sind Fragen nach dem Befinden, ablenkende Gespräche und praktische Unterstützung, zum Beispiel ein Getränk zu holen. Ansonsten spüren Sie heraus, wie offen der Kranke über seinen Zustand reden möchte. Unhöflich und belastend ist es, Fallgeschichten mit ungünstigem Ausgang zu erzählen.“

Gibt es auch Momente, in denen man lieber keinen Smalltalk führen sollte?

„Wenn man schlechte Nachrichten hat, also bevor man jemandem kündigt oder eine schlechte Diagnose mitteilt. Dann ist es sensibler, sofort zur Sache zu kommen“, betont Märtin. Auch sollte man respektieren, wenn jemand ungestört bleiben möchte, am Arbeitsplatz oder in der Bahn. Zudem muss man nicht allein die Verantwortung für ein gutes Gespräch übernehmen: Warum sollte man sich bei einem Menschen abmühen, der nur einsilbig antwortet? Es gibt genügend andere, die sich über ein kleines Gespräch zwischendurch freuen.