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Glückliche Mütter – was andere Länder besser machen

Glückliche Mütter – was andere Länder besser machen

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Foto: Getty Images
Frauen aus unserer Region sind mit ihren Kindern ins Ausland gegangen. Was kann man von den Müttern dort lernen? Ein Thema, vier Perspektiven.

Bochum. 

Annika Joeres hätte vielleicht nie ihre zwei Söhne bekommen, wenn sie heute wie früher in Bochum leben würde und nicht in einem Dorf bei Nizza. Das Leben mit Kindern im Nachbarland sei viel entspannter, sagt die 37-Jährige. Was man von den Franzosen über das Familienglück lernen kann, hat die freie Journalistin nun in einem Buch geschrieben.

Warum bezweifeln Sie, dass Sie in Bochum Mutter geworden wären?

Annika Joeres: Mein Mann und ich haben lange überlegt. Für mich gehörte das Kinderkriegen schon dazu. Aber ich habe gesehen, wie gestresst meine Freundinnen davon sein können, wie viele eigene Interessen sie aufgegeben haben und wie sehr sich das Leben mit Kindern verändert. In Frankreich hatte ich gute Vorbilder: Freundinnen, die entspannt sind und die trotzdem glückliche Kinder haben. Natürlich gibt es auch hier gestresste Eltern, aber doch viel seltener. In Deutschland hätte ich vor diesem Schritt Angst gehabt.

Wie haben die Franzosen damals reagiert, als Sie ausgewandert sind: ein Paar, Anfang 30, ohne Kinder?

Joeres: Da war immer die Frage: Warum habt Ihr keine? Seid Ihr gerade erst zusammen? ,Nein’, haben wir gesagt, ,schon seit zehn Jahren. Kinder passen eben nicht in unser Leben, wir haben noch keine festen Jobs.’ Die Franzosen entscheiden sich viel unbefangener für Kinder, da wird nicht jahrelang überlegt. Es gehört einfach dazu. Die Frage stellt sich den Frauen und auch den Männern gar nicht. Man setzt einfach Kinder in die Welt. Nicht nur eins, zwei wie in Deutschland, sondern gerne auch drei, vier.

Woher nehmen die Franzosen die Leichtigkeit?

Joeres: Es gibt die staatlichen Angebote, die sehr viel ausgebauter sind als in Deutschland, und zugleich machen sich Eltern hier auch viel weniger Sorgen. Es ist normal, dass Kinder schon früh in die Kita gehen. In jedem Dorf gibt es hier Kitas, die haben durchschnittlich von 7.30 bis 19 Uhr geöffnet, inklusive vor Ort gekochtes Mittagsmenü.

Meine deutschen Freundinnen schlucken immer, wenn ich sage, dass mein Sohn mit zweieinhalb Jahren bis 17.30 Uhr in die Kita geht: ,So lange?’, fragen sie dann. ,Bist du dir sicher? Der ist doch noch so klein.’“ Und die deutschen Väter, die selbst oft lange arbeiten, fragen mich: ,Warum hast du überhaupt Kinder gekriegt, wenn sie so lange in der Kita sind?’ Das würde in Frankreich keiner sagen.

Und was antworten Sie den Vätern?

Joeres: Wenn Eltern ein Leben führen können, das sie ausfüllt, in dem sie noch eigene Interessen verfolgen, dann ist das auch positiv für die Kinder. Die Stimmung zu Hause, in der gemeinsamen Familienzeit mit Mutter und Vater bei einer 35-Stunden-Woche, ist viel besser. Väter sind hier in der Erziehung ähnlich stark einbezogen wie die Mütter. In Deutschland wissen ja manche Väter nicht mal, wie sie die Wickeltasche packen sollen.

Keiner zweifelt in Frankreich die Kita an und möchte stattdessen lieber die Frauen zu Hause unterstützen?

Joeres: Die Franzosen beneiden die Deutschen schon um das Elternjahr. Hier gibt es nur einen kurzen Mutterschutz, nach der Geburt zwölf Wochen. Dann kann man noch sechs Monate verlängern, bekommt jedoch nur bis zu 500 Euro. Aber keiner denkt, Kitas könnten den Kindern schaden. Die jetzigen Eltern in Frankreich waren ja selbst in der Kita. Die Betreuung ist kein Makel, etwas, das man machen muss, weil man arbeitet. Sondern sie ist etwas, das man auch für das Kind tut. Dort sind seine Freunde, die machen zusammen schöne Sachen, die ich ihm gar nicht bieten könnte.

Und Sie meinen, Deutsche sehen die Kita als Makel?

Joeres: Obwohl sich deutsche Mütter abrackern, um das Kind früh von der Kita abzuholen und ihm viel zu bieten – Babymassage, Frühförderkurse, Englisch für Dreijährige –, bleibt immer der Gedanke: ,Eigentlich müsste ich noch mehr tun.’ Dieser deutsche Glaube, dass das Kind möglichst viel Zeit mit der Mutter verbringen muss, sonst geht es ihm schlecht, das haben die Franzosen nicht.

Man kann es auch entspannter sehen. Das Kind wird seine Fähigkeiten schon entdecken. Ich kann mich auch mal ein bisschen zurücklehnen. Es wird ein glücklicher Erwachsener werden, wenn die Eltern glücklich sind – auch als Paar. Das ist die französische Überzeugung. Aber diese Einstellung kann man natürlich nur bekommen, wenn das Betreuungs-Angebot stimmt und die Arbeitszeiten kürzer sind. Da hat der deutsche Staat noch viel aufzuholen.

Sie erwähnten, dass Ihr Sohn ein Mittagsmenü in der Kita bekommt. Gibt es keine Probleme beim Essen?

Joeres: Mein Sohn bekommt in der Kita jeden Mittag ein Vier-Gänge-Menü, das heißt, es gibt eine Suppe oder Salat und ein Hauptgericht, gedünsteten Fisch mit Kartoffelbrei und Brokkoliröschen oder so etwas, dann Käse und ein Dessert. So wie die Erwachsenen essen. Das klappt ganz gut, weil für Kinder in Frankreich sowieso nie eine Extrawurst gebraten wird. Sie erwarten nicht, dass für sie das Bockwürstchen mit Pommes aufgefahren wird. Das gemeinsame Essen ist daher entspannt.

Deutsche Mütter werden verunsichert, sie seien Helikopter-Eltern, zu vorsichtig. Wie ist das in Frankreich?

Joeres: Hier gibt es ein großes Grundvertrauen in die Kinder. Sie können schon früh ohne Eltern sein: Die schaffen das! Und da der Staat so präsent ist, gibt es natürlich weniger Raum und Zeit, das Kind überzubehüten. In Frankreich gibt es allerdings in der Kita sehr gut ausgebildete Erzieherinnen und eine Kinderkrankenschwester. Da fällt es leichter, Verantwortung abzugeben. Die politische Diskussion ist hier auch eine ganz andere, da geht es nicht um die Grundversorgung. Da werden Rund-um-die-Uhr-Kitas gefordert, für die Schichtarbeiter.

Ihr Blick richtet sich auf die Mittelschicht? In den Vororten von Paris wird es wohl anders aussehen…

Joeres: Ich kenne und beschreibe die Mittelschicht. Aber in Frankreich ist auch das etwas anderes. Da heiratet man nicht nur in seiner „Kaste“. Eine Freundin von mir ist Ärztin und mit einem Autoverkäufer verheiratet. Das ist hier nicht ungewöhnlich.

In Deutschland hat sich die Erziehung gewandelt, es wird weniger befohlen und mehr verhandelt. Ist das in Frankreich ähnlich?

Joeres: Schon, aber aus deutscher Sicht wirken die Franzosen etwas strenger. Für das Herumstochern im Essen kennen sie zum Beispiel keine Toleranz. Einen negativen Punkt gibt es allerdings in der französischen Erziehung. Es ist hier durchaus noch üblich, Kindern mal einen Klaps zu geben. Das finde ich total falsch, wie wohl die meisten Deutschen. Aber auch das wird zum Glück in Frankreich weniger.

Weiterlesen – Das Buch zum Familienglück in Frankreich

Annika Joeres ging vor vier Jahren mit ihrem Mann nach Frankreich, der dort als Physiker arbeitet. Vor wenigen Wochen hat sie ihren zweiten Sohn zur Welt gebracht. Für ihr unterhaltsam geschriebenes Buch hat die Journalistin Mütter in Deutschland und Frankreich befragt und ihre Eindrücke um wissenschaftliche Ergebnisse ergänzt: „Vive la famille – Was wir von den Franzosen übers Familienglück lernen können“ (Herder, 223 S., 16,90€).

Familien in Schweden – Nichts ohne Kinder 

In Schweden werden die Bäume erst jetzt grün. Der Winter ist lang (daran musste sie sich gewöhnen), und der Sommer kurz – doch dafür intensiver. Anja Humpfle-Bigrell hat einen Schweden kennengelernt und lebt nun seit fünf Jahren auf der Insel Lidingö vor Stockholm. Nicht in einem roten Holzhäuschen, sondern in einer Eigentumswohnung mit Balkon. Aber nur wenige Minuten vom nächsten See und Wald entfernt (womit wir das Schweden-Klischee nicht ganz zerstört hätten). Seit viereinhalb Jahren gehört Annika zur Familie. Das Paar hat sich bewusst für

ein

Kind entschieden. „Das verstehen hier viele nicht“, sagt die Mutter, die in Wesel aufgewachsen ist. „Man muss doch wenigstens zwei haben.“

In ihrer neuen Heimat sei das Kinderkriegen normaler. „Sie bekommen hier schon mit Anfang 20 Kinder.“ Die 41-Jährige und ihr 38-jähriger Mann sind die ältesten der Kita-Eltern. „Vom ersten bis zum sechsten Lebensjahr sind die Kinder dort.“ Eine entspannte Sache, denn es gibt eine Platz-Garantie – innerhalb von drei Monaten muss der Nachwuchs untergebracht sein.

Später geht er in die Vorschulklasse, dann folgen drei Jahre Grundschule, Mittelschule und schließlich Gymnasium ab der neunten Klasse. Für die Nachmittagsbetreuung sind Menschen wie Anjas Mann Mats zuständig: Er ist Freizeitpädagoge. „Ein Beruf, der jetzt erst in Deutschland im Kommen ist.“

Anja ist Arzthelferin, die in der Altenpflege arbeitet. Alleinerziehende, die nachts oder am Wochenende raus müssen, kämen in Schweden genauso ins Schleudern wie in Deutschland. Anja fühlte sich nur in der Schwangerschaft allein gelassen. Man könne nicht einfach zum Gynäkologen gehen, alles liefe über Hebammen. „Du bekommst erst nach dem dritten Monat einen Termin. Das war ein Schock.“

Die Schweden seien zwar antiautoritärer in ihrer Erziehung. Aber die Einstellung zu Alkohol, den es nur in Spirituosenläden gibt, sei aus ihrer Sicht etwas verkrampft und schütze die Kinder vielleicht gar nicht. „Viele Eltern trinken nicht mal ein Glas Wein zum Essen vor ihren Kindern.“

Über 300 Elterntage zur freien Verfügung

Insgesamt sei das Land sehr auf Kinder ausgerichtet. „Es gibt überall Wickeltische.“ Und in Museen Spielbereiche. Besonders glücklich ist sie über das Elterngeld: „Bis zum achten Lebensjahr haben wir mehr als 300 Elterntage, die man nehmen kann.“ Wenn sie mit ihrer Tochter zu Hause sein will oder muss, braucht sie keinen Urlaub zu nehmen. „Ich bekomme in der Zeit 80 Prozent von meinem Gehalt.“ Die Sozialversicherung macht es möglich. Und wenn Annika krank ist, können Anja oder Mats flexibler frei nehmen. Schwedische Männer teilten sich auch selbstverständlich mit der Frau die Betreuung bis zum ersten Geburtstag des Kindes. Ob Erziehung, Haushalt, Einkauf – Anja schwärmt: „Man macht hier alles gemeinsam.“

Familien in Südafrika – Luis hat eine Nanny 

Wenn die Jungs größer werden, können sie nach der Schule surfen gehen. Nicht im Internet. Sondern auf einem der beiden Ozeane. Die Strände sind von ihrem Zuhause in einem Vorort von Kapstadt in 30 Minuten zu erreichen. Und schon heute dürfen sie im Pool im eigenen Garten planschen. „In acht von zwölf Monaten spielt sich unser Leben draußen ab“, schwärmt die 35-jährige Mutter, die in Bergkamen groß geworden ist. „Sogar im Winter haben wir tagsüber manchmal 20 Grad.“

Früher haben Nicole und ihr Mann Andreas mit Sohn Henry immer auf die Sonne gewartet, um wenigstens mal auf den Balkon gehen zu können. „Wir fühlten uns oft urlaubsreif und sehnten uns nach der Ferne, mal raus zu kommen, in die Natur. Befreundete Familien waren, genauso wie wir, mit ihrem eigenen Leben beschäftigt.“ Nur selten habe man sich getroffen. „Deutsche Eigenbrötlerei“ nennt sie das heute.

Weil Andreas Anfang 2012 unglücklich mit seinem Job war, haben sie einfach mal seinen Beruf „Offsetprinter“ bei Google eingegeben. Und das Internet spuckte eine Stellenanzeige in Südafrika aus. „So nahm unser Abenteuer seinen Lauf . . .“

Luis kam vor einem Jahr in Südafrika zur Welt. „Die Krankenhäuser sind vom Standard her zwar nicht wie in Deutschland, aber trotzdem okay.“ Allerdings würden Mütter lange nicht so unterstützt wie in Deutschland. Elternzeit, Elterngeld, Kindergeld für alle Familien und gesetzliche Krankenversicherung, so etwas gebe es in Südafrika nicht. „Die Mütter haben nur einen rechtlichen Anspruch auf vier – unbezahlte – freie Monate.“ Sie können selbst entscheiden, wann sie diese nehmen. „Viele arbeiten bis wenige Tage vor der Geburt, um die vollen vier Monate nach der Geburt zu haben.“

Teilzeit, wie die Projektmanagerin Nicole sie anstrebt, sei die Ausnahme. Die meisten Mütter arbeiteten bald wieder Vollzeit, auch weil sie es aus finanziellen Gründen müssen. Dafür haben viele „Hilfspersonal“. Eine Putzfrau oder ein Gärtner koste umgerechnet nur 15 Euro am Tag. „Die Südafrikaner sind es gewohnt, von einer Nanny betreut oder auch erzogen zu werden.“ Oft schläft die Tagesmutter bei der Familie, um morgens die Kinder anzuziehen, da die Mutter früh zur Arbeit muss.

In den ersten vier Jahren gehen die Kleinen in Spielgruppen, halb- oder auch ganztags. In dem Jahr, in dem sie fünf werden, wechseln sie zur Vorschule, mit sechs, sieben in die Grundschule, von der die Nanny sie abholt. Schon aus Sicherheitsgründen. Überfälle seien nicht selten.

Die Nanny putzt, wäscht und kocht auch

Nicoles Nanny putzt, wäscht und kocht auch, so dass die Familie viel mehr Zeit füreinander habe. Allerdings habe es lange gedauert, bis sie eine Frau gefunden hätten, der sie wirklich vertrauen und die den Kindern gegenüber auch mal „Nein“ sage. „Nannys sagen ungern Nein, weil sie es sich ja nicht mit den Kindern verderben wollen und schlimmstenfalls gekündigt werden. Und dieses Verhalten kann aus den Kindern sehr verwöhnte Kinder machen.“

Insgesamt sei die Kultur entspannter. „Ich bin sofort da“ könne allerdings alles zwischen fünf Minuten und fünf Stunden bedeuten. „Was mich auch nach knapp drei Jahren als Deutsche noch rasend macht.“

Das Beste sei aber die Sonne. „Aufgrund des Wetters sind alle gut gelaunt, man trifft sich zum Grillen, am Strand, auf einem Weingut.“ Oft gebe es Spielplätze. „Es ist toll, sich frei zu fühlen und nicht in einer Wohnung eingesperrt zu sein, weil es draußen schon wieder regnet.“

Familien in den Niederlanden – Mit sieben schon „dame“ 

Emilia, Antonia und Franziska waren vier Jahre alt, als sie in die Schule kamen. Es war das Jahr, als die Essener Familie in die Niederlande zog, weil Mutter Rebecca dort einen neuen Job fand. Und die war „ganz überrascht“. Schule mit vier?

Nun hätten ihre Drillinge noch nicht gemusst, die Schulpflicht beginnt im Nachbarland erst mit fünf. Aber es gibt die Klassen dort, die „Gruppe“ heißen, wo die Kinder noch nicht schreiben lernen, wohl aber malen, basteln, spielen an einem festen Platz. Was die Sache durchaus vom Kindergarten unterscheidet. „Kinderopvang“ heißt der zum Beispiel und geht bis drei. Für so ziemlich jedes Kind: „Krippenplätze gibt es genug“, sagt Julia, eine andere deutsche Mutter, die sich trotzdem entschieden hat, zunächst daheimzubleiben. Und deshalb oft – nun, zumindest angesprochen wird.

„Normal“ ist das in Holland nämlich nicht. Frauen gehen nach der Geburt (und sie bekommen mehr Kinder als in Deutschland) schnell wieder arbeiten, meist nach drei Monaten schon. Vier-Tage-Wochen, auch für Väter, sind gang und gäbe, Heimarbeit ist es auch. Weil Kinder selbstverständlich sind. Rebecca ist es schon passiert, dass sie gefragt wurde: Die Sitzung wirklich schon um neun? Bist du da nicht noch bei deinen Kindern? Und Julia erzählt von einem Chef, der Meetings um 17 Uhr lieber absagt: weil er da den Nachwuchs aus der Kita abholt. Punkt und recht so.

„Kinder werden hier sehr ernst genommen“, sagt Rebecca, 47. Sie seien „Teil der Gesellschaft und kein störendes Beiwerk“. Etwa im Restaurant: Niemand klagt da über Kinderlärm, im Gegenteil, der Kellner nennt die inzwischen siebenjährigen Mädchen „dames“ und hat immer ein nettes Wort für sie. „Sie wachsen freier auf“, sagt die Mutter, man vertraut ihnen, überträgt ihnen früh Verantwortung. Vollkommen normal, dass auch kleine Schüler schon mit dem Rad zur Schule fahren, sie tun das alle, nur einen Tornister mitschleppen müssen sie dabei nicht: Das Unterrichtsmaterial bleibt in der Klasse, nicht einmal ein Federmäppchen haben Emilia, Antonia und Franziska. Stifte, Arbeitshefte und die Bücher stellt die Schule.

Offener und entspannter

Alles offener und entspannter, wie so vieles in den Niederlanden? Schlechter erzogen, findet Rebecca, sind die Kinder keinesfalls. Im Gegenteil: „Sie werden zur Höflichkeit erzogen.“ Schon dadurch, dass morgens ein Lehrer jedes Kind an der Tür per Handschlag begrüßt. Dass es viel Lob gibt statt Strafen. Dass Eltern und Lehrer eng zusammenarbeiten. Sozialkompetenz steht zwar nicht im Stundenplan, wird aber groß geschrieben an der Schule von Rebeccas Töchtern. An der man sehr selbstverständlich auch mit Computern arbeitet und digitalen Tafeln.

Bis sie zwölf sind, bleiben die Kinder an dieser „Grundschule“, wechseln bis dahin allenfalls mal die Etage, lernen auch altersübergreifend. Die Essener Drillinge kommen um zwei Uhr nach Hause, satt und ohne Hausaufgaben. Eine warme Mahlzeit gibt es in der Schule zwar nicht, aber das erwarten sie anderswo in den Niederlanden auch nicht: „Wo das Mittagessen ein Käsebrötchen ist“, heißt es in einem Lied – der Holländer isst abends warm. Zusammen mit der Familie.